margin-right: 20px; margin-bottom: 10pxWieland, Falk (2018): Taucherwelt Mitteldeutschland. Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen rund um Leipzig. – Felicitas Hübner Verlag, Apensen, 320 Seiten, 475 Fotos, Grafiken und Tauchplatzkarten. Taschenbuch; ISBN 978-3941911406; 29,90 €

Trotz meiner immerhin gut 35 Taucherjahre haben sich meine diesbezüglichen Interessen fast ausschließlich auf tropische Korallenriffe und auf das Mittelmeer konzentriert. Nicht, dass ich das Tauchen im Süßwasser generell ausgeschlossen hätte, aber tropische Gefilde zogen mich einfach stärker in ihren Bann. Warum? Das Wasser ist warm, es gibt in der Regel eine gute Infrastruktur (Hotels, Tauchbasen), und die Reiseangebote sind vielfältig. Das trifft auch auf das Mittelmeer zu.
Demgegenüber ist das Tauchen in heimischen Gewässern weitaus komplizierter. Obwohl sie mitunter direkt vor der Haustür liegen, bieten sie oft keine Möglichkeit, Flaschen auszuleihen oder ortskundige Guides zu finden. Von der Genehmigung, überhaupt tauchen zu dürfen, gar nicht erst zu sprechen!
Hinzu kommt, dass Süßgewässer zumindest außerhalb des Hochsommers in unseren Breiten in der Regel doch ziemlich kalt sind. Selbst im Sommer sind die tieferen Zonen in Seen, die an der Oberfläche Badetemperaturen aufweisen, selten „wärmer“ als 6 °C. Da bedarf es einer guten Ausrüstung und eines dicken, möglichst halbtrockenen oder besser noch Trocken-Tauchanzugs. Und Erfahrung ist gefragt, denn einfacher wird das Tauchen durch die Kälte nicht! Hinzu kommen häufig die doch eher schlechten Sichtverhältnisse.
Zwar habe ich öfter in Süßwasser getaucht, aber – abgesehen von einigen Ausflügen in heimische Gewässer – es mir dabei einfach gemacht und beispielsweise die glasklaren und warmen Süßwasserquellen Floridas besucht. Dabei habe ich allerdings gelernt, dass das Tauchen in Süßwasser-Habitaten sehr spannend sein kann.
Bereits aus diesen Zeiten kenne ich den Namen Falk Wieland gut, denn er und seine Frau Cornelia (ohne die das Ganze wohl, genauso wie bei mir, gar nicht funktioniert hätte) machten immer wieder durch spektakuläre Fotos und tolle Berichte aus heimischen Tauchgründen auf sich aufmerksam. Es gibt nicht allzu viele fundierte Kenner unserer Unterwasserwelt – Falk Wieland ist mit Sicherheit einer der renommiertesten. Insbesondere die für uns „Westtaucher“ lange verschlossene Seen-Welt im Osten Deutschlands kennt er wie kaum ein anderer. Es ist sein Verdienst, uns diese Welt erschlossen zu haben!
In seinem 2018 erschienenen Buch über die Tauchattraktionen in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen beschreibt Wieland vorbildlich ausführlich die Tauchplätze dieser drei Bundesländer und lässt dabei kaum Fragen offen. Der Leser erfährt Details über die Geschichte der einzelnen Gewässer, ihre Bewohner und natürlich die besten Stellen zum Einstieg.
Die oben erwähnten Infrastrukturprobleme umschifft Wieland durch konkrete Angaben und verrät, wo es Tauchbasen und Füllstationen in der Nähe der Gewässer gibt. Selbst bezüglich der Unterkunft an Ort und Stelle hat er Tipps parat.
Früher hätte man solche Ziele auf unbekanntem Terrain dennoch mithilfe umständlicher Wegbeschreibungen und mehr oder weniger genauen Kartenmaterials aufwendig suchen müssen. Der Autor nutzt die heutige Technologie und führt interessierte Taucher mittels GPS und Navi an die besten Plätze. Alle diese nützlichen Informationen werden gewürzt mit Geschichten und Anekdoten um die betreffenden Örtlichkeiten und ergänzt um Hinweise auf weitere Sehenswürdigkeiten. Wielands Fotos zeigen, dass es sich wirklich lohnt, auch oberhalb des Wasserspiegels neugierig zu sein!
Dieses Buch ist also nicht nur ein klassischer Tauchreiseführer, sondern es lädt seine Leser auch dazu ein, die Gewässer, ihre Bewohner und ihre Umwelt zu verstehen. Ganz nebenbei leistet sein Verfasser außerdem einen Beitrag zum Zusammenwachsen Deutschlands.
Somit ist „Taucherwelt Mitteldeutschland“ selbst für natur- und kulturinteressierte Zeitgenossen, die gar nicht unbedingt in Süßgewässern tauchen wollen, eine lohnende Anschaffung!    
Werner Baumeister