margin-right: 20px; margin-bottom: 10pxBagusche, Frauke (2019): Das Blaue Wunder. Warum das Meer leuchtet, Fische singen und unsere Beziehung zum Meer so besonders ist. Erstaunliche Einblicke in eine geheimnisvolle Welt. – Ludwig-Verlag, München, 320 S., 2. Auflage, 30 Fotos ISBN 978-3-453-28111-0; 22,00 €

Autorin Frauke Bagusche schreibt in ihrem „Blauen Wunder“ über die Zusammenhänge des Lebensraums Meer. Zwei Drittel der Oberfläche der Erde nehmen Ozeane ein, es ist das größte Ökosystem unseres Planeten.
Diverse Lebensgemeinschaften wer­-den veranschaulicht: Beispielsweise leben Eingeweidefische (Corapidae) und Seewalzen (auch Seegurken genannt) zusammen. Knall- oder Pistolenkrebse (Alpheus) und Grundeln (Gobidae) sind weitere voneinander abhängige Organismen. Auch der Brutpflege widmet sich das Buch: So bauen männliche Kugelfische der Gattung Torquigener pittoreske Sandburgen, die das Weibchen begutachtet und bei Gefallen darin seine Eier ablegt. Das Männchen befruchtet und bewacht sie tagelang, bis die Jungen schlüpfen.
Umgekehrt beim Tiefsee-Oktopus (Graneledone boreopacifica): Hier bewacht das Weibchen das Gelege. In dieser Zeit frisst es nichts mehr und stirbt, wenn die Jungen geschlüpft sind.
Nicht nur über Wasser, sondern auch unter Wasser gibt es Gärtner. Besonders häufig werden bestimmte Fadenalgen angebaut – vom Fisch selber! Das Verdauungssystem der Riffbarsche erlaubt die Verdauung der Zellulosefasern vieler Algenarten nicht, Fadenalgen bereiten ihnen diesbezüglich aber kein Problem. Und so baut die Art Stegastes nigrans ihre Futteralge als Monokultur an und entfernt andere Algenarten aus ihrem „Beet“; selbst Schnecken werden kurzerhand wieder rausgeschmissen.
Insbesondere in der Tiefsee, deren Fauna bisher kaum erforscht ist, gibt es Bodenschätze wie z. B. Manganknollen und seltene Mineralien. Besonders für die Produktion von Smartphones werden diese verwendet. Der Abbau dieser Bodenschätze kann schwerwiegende Schäden im stabilen Lebensraum Tiefsee verursachen. Und erst das Plastik – überall in den Ozeanen findet es sich, nicht nur im Wasser treibend, sondern es bleibt in den Korallen hängen. Meeressäuger nehmen es auf und gehen daran zugrunde, Schildkröten bleiben darin hängen und verenden. Die Problematik ist sehr groß, und die geschilderten Beispiele sollten wir zum Anlass nehmen, unseren Verbrauch zu reduzieren. Kreisläufe in den Ozeanen sind für uns (über-)lebenswichtig, und jeder kann einen Beitrag zur Aufrechterhaltung leisten. Die Autorin beschreibt ausführlich, was alles als Überbleibsel unserer Art in den Ozeanen landet und wie lange es darin bleibt.
Wir essen gerne Fisch und Meeresfrüchte. Die Art und Weise, wie Fische gefangen werden, lässt einem den Appetit vergehen. Durch die Fangmethoden wird sehr viel mehr herausgefischt als eigentlich gefangen werden sollte. Alles, was an Tieren im Netz landet und keine Verwendung findet, wird zurück ins Meer geworfen. Das Buch öffnet einem die Augen für den Schaden, der so angerichtet wird. Aber: Es gibt Methoden, Meerestiere schonend zu fischen. Auf den Malediven etwa werden Thunfische mit Angelruten gefangen. Dabei wird darauf geachtet, dass es sich nicht um geschützte Arten handelt.
Die Ozeane sind einzigartig und geheimnisvoll, viel ist noch zu erforschen. Frauke Bagusche erklärt die teils komplexen Zusammenhänge gut verständlich. Leider fehlt am Ende des Buches ein Stichwortverzeichnis, dies macht das Wiederfinden einzelner Begriffe schwierig. Ich habe beim Lesen gestaunt, wie viel Wissen um die Zusammenhänge zwischen zwei Buchdeckel passt. Es ist ein tolles, aber auch nachdenklich machendes Buch, dem ich viele Leser wünsche.
Elfriede Ehlers