Apnoe - Freitauchen im Einklang mit der Natur

Von Fred Buyle, 112 Seiten, gebunden

Verlag Delius Klasing, Bielefeld, 2012

102 Farbfotos. ISBN 978-3-7688-3536-7.

24,90 €

Mancher Leser mag bei dem Stichwort „Apnoe“ an eher unelegante Schnarchgeräusche denken, an nächtliche Atemstillstände, denen ein heftiges, wenig klangvolles Einatmen folgt, gar nicht ungefährlich. Apnoe ist jedoch auch die „eleganteste Form des Tauchens“. Eine hoch spannende Angelegenheit, ebenfalls nicht ungefährlich, nur etwas für Profis.

Und mit Atemstillstand hat es auch zu tun: Diesem ausgefallenen Sport, dem Freitauchen ohne jegliches Gerät, nur mit einem einzigen Atemzug, widmet sich ein faszinierender Bildband.

Für den Kenner ist jede Seite eine Bestätigung seiner Tauchleidenschaft im dreidimensionalen, beinahe schwerelosen Raum. Für Laien sind es abenteuerliche Fotografien, die ahnen lassen, welche geheimnisvollen Welten sich unter Wasser für den Apnoe-Taucher auftun. Da hält man freiwillig vor Begeisterung gleich mit die Luft an!

„Wenn ich mich in der Schule langweilte, übte ich in der Schulbank oder auf dem Pausenhof manchmal Luftanhalten“, schreibt der Autor, der schon früh seine Leidenschaft für das Tauchen entdeckte.

Viele Wettkämpfe im Freitauchen, Unterricht, Training, große Erfolge – aber irgendwie, obwohl er weltweit zu den Besten zählt, war es das doch noch nicht. Freitauchen, so erkannte er, sei für ihn nicht das Ziel gewesen, „sondern lediglich ein Weg … eine wunderbare Art, die Unterwasserwelt zu erkunden“. Erst mithilfe der Fotografie wurde seine Leidenschaft letztlich perfekt, rund und ebenso erfolgreich, wie der Bildband es eindrucksvoll zeigt und belegt.

Natürlich geht es um sportliche Ziele, um Rekorde, um Grenzen und deren Überschreiten. Man stelle sich vor: Der Weltrekord im Zeittauchen liegt bei rund elfeinhalb Minuten, der im Streckentauchen bei 265 Metern.

Apnoe ist ein Extremsport, aber da sind auch jene „starken Erfahrungen“: „Viele im Wasser lebende Wirbeltiere wie Rundmäuler, Knorpeltiere und Fische verfügen an den Flanken über ein Seitenliniensystem, das selbst geringste Erschütterungen zu registrieren vermag.“ Nähern sich Taucher mit ihren Gerätschaften, bedeutet das für die Tiere Stress. Eine harmonische Begegnung in nächster Nähe wird so nicht klappen.

Apnoe-Taucher stören das Ökosystem nicht, schreibt die Meeresbiologin Sandra Bessudo im Vorwort, „… sondern werden offenbar Teil von ihm“.

Es ist die Ästhetik der Bewegung, das scheinbare Schweben in der nassen Unendlichkeit, ohne „Lärm und Luftblasen“, es sind ­ die Begegnungen mit Seeelefanten, die übrigens zu den besten Freitauchern der Meere gehören, den Buckelwalen, Weiß- oder Tigerhaien. „Der Tigerhai ist, was Fressen betrifft, opportunistisch. Er ist neugierig und sieht sich alles an, was als Mahlzeit infrage kommen könnte … Freitaucher stehen nicht auf seinem Speiseplan.“

Höchst beeindruckend, was sich da an verborgener Schönheit in den rund 100 Bildern aus den idealsten Tauchgebieten mit jeweils kurzen, aber inhaltsreichen Unterzeilen auftut. Schönheit wie aus einer anderen, ganz stillen Welt. Harmonie im nahezu perfekten Zusammenspiel, ob in einem Schwarm von Stachelmakrelen oder Spinner-Delfinen.

Apnoe-Taucher, scheint es, nehmen Geschmeidigkeit und Wendigkeit der Meeresbewohner an.

„Einzigartige Augenblicke“, wenn auch immer nur für wenige Minuten.

Autorin: Barbara Wegmann