Öko-Aquarien

Von Kai Alexander Quante. 80 Seiten, Hardcover

Verlag Eugen Ulmer Stuttgart, 2012

66 Farbfotos, sechs farbige Illustrationen

ISBN 978-3-8001-7723-3. € 10,90

„Ein Buch auf der Öko- und Bio-Modewelle“, dachte der Rezensent – als ob es unökologische und unbiologische Aquarien gäbe. „Öko“ meint hier aber nicht „ökologisch“, sondern „ökonomisch“. Beide Worte gehen auf denselben griechischen Wortstamm (oikos = „Wohnung, Haus“) zurück; das eine bezeichnet die Umweltlehre (logos), das andere die Kunde von Verteilung und Bewirtschaftung (enomie). Der Rückentitel des Bandes aus der Reihe „Ihr Hobby“ (früher im bede-Verlag) verrät es: „Umweltfreundliche und sparsame Aquaristik“ ist das Thema.

Und das behandelt der praktizierende Aquarianer Kai A. Quante in vier Kapiteln für die Süßwasserfraktion. Das erste beantwortet die Frage, wie sich Energie einsparen lässt. Im zweiten Kapitel geht es um preiswerte Aquarieneinrichtungen. Danach wird Futter aus der eigenen Produktion präsentiert, und zu guter Letzt sind Tiere ohne allzu hohe Ansprüche vorgestellt.

Aquarientechnik (Heizung, Beleuchtung, Filter) braucht elektrische Energie. Heizkosten kann man senken, indem man Fische aus gemäßigten Zonen pflegt oder seine Aquarien isoliert. Stromkosten für die Beleuchtung kann man senken, indem man schattenverträgliche Pflanzen kultiviert. Der Einsatz von LED-Technik und der Verzicht auf umweltschädliche Leuchtstoffröhren sind der technologische Ansatz. Bei der Filterung kann man sich umschauen, welche Pumpen oder Kompressoren die Industrie anbietet.

Ob die wenigen Beispiele von Kostenrechnungen für die heutige PISA-Generation nachvollziehbar sind? Immerhin kann man einer Tabelle auf Seite 22 entnehmen, dass die Stromkosten eines 60-Zentimeter-Standardaquariums (etwa 50 Liter Inhalt) im Jahr zwischen 50,50 und 129,– € betragen können; das bedeutet eine Ersparnis von bis zu 60 Prozent.

Das Rechenbeispiel zum Wasserwechsel auf Seite 18 ist falsch (Mischungsrechnung geht anders), hat aber auch nichts mit Energiesparen zu tun.

Die Konsequenz von Nachhaltigkeit und Sparen in der Aquaristik wird in den folgenden Kapiteln verwässert. Zwar wird die Frage gestellt, ob wir Produkte aus Fernost heranschiffen müssen, aber zugleich wird empfohlen, Steine im Zoohandel zu kaufen. Ein Öko-Aquarianer geht selbst sammeln!

Warum wird eine Koh­lendioxid-Düngung in einem Öko-Aquarien-Buch vorgestellt? Der Selbstbau solcher Anlagen könnte zwar Geld sparen, aber eine CO2-Düngung ist für die vorgestellten Pflanzenarten gar nicht erforderlich.

Bei der Futterproduktion im Aquarienkeller geht es um Tümpelfutter und Futtertierzuchten, wie in anderen Büchern auch. Wenn man nicht konsequent zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Tümpeln fährt, wird man kaum Geld sparen oder sich umweltverträglicher verhalten, als wenn man beim wöchentlichen Einkauf im Supermarkt Fischfutter mitnimmt.

In dem Buch sind zwar „exotische“ Fische, Garnelen und Schnecken porträtiert, aber eben solche, die sich in nicht zu hoch tem­perierten Aquarien pflegen lassen. Pracht- (Puntius conchonius) oder Brokatbarbe (P. semifasciolatus) hätten besser in das Ensemble gepasst als die Wärme liebende Purpurkopfbarbe (P. nigrofasciatus). Für den auf Seite 51 vorgegebenen Temperaturbereich (20 bis 25 °C) eignen sich noch Dutzende anderer Arten – nicht nur solche, die früher als „Kaltwasserfische“ bezeichnet wurden.

Fazit: Meines Erachtens eignet sich das Thema „Öko-Aquarien“ eher für einen fundiert recherchierten Zeitschriftenartikel oder einen Workshop als für ein ganzes Buch. Es ist ein bisschen wie alter Wein in neuen Schläuchen: Nach vollmundigem Einstieg am Gaumen bleibt ein lauwarmer Eindruck im Abgang. Autor: Gerhard Ott