Malawisee-Fibel: Farbenprächtige Buntbarsche fürs Aquarium

Von Andreas Spreinat. 96 Seiten, gebunden.

Dähne-Verlag GmbH, Ettlingen, 2012. 150 Farbfotos.

ISBN 978-3-935175-86-9. 14,80 €

Seit ein paar Jahren gibt der Dähne-Verlag eine Reihe aquaristischer Sachbücher heraus, deren Bände im Titel die Bezeichnung „Fibel“ führen. Da Fibeln der Unterweisung von Schulanfängern dienen, ist die Wahl dieses Namens ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Bücher weniger für Experten und erfahrene Aquarianer verfasst wurden als vor allem für ­Anfänger, die sich ihr erstes Aquarium anschaffen wollen oder erstmals die Pflege einer bestimmten Gruppe von Aquarienfischen planen. In dieser Buchreihe, die inzwischen fast 20 Bände umfasst, ist jetzt unter dem Titel „Malawisee-Fibel“ ein Werk über die Buntbarsche dieses ostafrikanischen Gewässers erschienen.

Verfasser des Buchs ist Andreas Spreinat. Der promovierte Biologe hat sich durch viele Veröffentlichungen und Vorträge, in denen er Beobachtungen von seinen zahlreichen Tauchreisen zu diesem Gewässer und seine langjährigen Erfahrungen mit der Pflege und Vermehrung von Malawisee-Buntbarschen verarbeitet hat, zumindest im deutschsprachigen Raum einen Namen als der bester Kenner des Malawisees und der darin lebenden Fische gemacht. Es überrascht daher also nicht, dass dieses vergleichsweise schma­le Werk durch bril­lante und aussagekräftige Unterwasseraufnahmen, die durch exzellente Aquarienfotos ergänzt werden, sowie durch eine Fülle verläss­licher, grundlegender Informationen besticht.

Systematiker und Taxonomen schätzen, dass im Malawisee zwischen 500 und 1000 verschiedene Buntbarsche vorkommen. Der richtigen Auswahl der – bedingt durch den vergleichsweise geringen Umfang des Buchs – nur sehr kleinen Zahl von Cichliden, die darin vorgestellt werden können, kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Spreinat behandelt ausführlich als besonders empfehlenswerte und schöne Malawisee-Buntbarsche acht Vertreter der sich vorwiegend vom Aufwuchs ernährenden Felsencichliden, der sogenannten Mbunas, und sieben der Nicht-Mbunas, die im Text aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen meist als „Non-Mbuna“ bezeichnet werden.

Für die erste Gruppe wählt der Verfasser je zwei Vertreter der Gattungen Labidochromis, Maylandia, Melanochromis und Pseudotropheus aus. In der zweiten finden sich drei Aulonocara-Arten sowie je ein Angehö­riger der Genera Copadichromis, Cyrtocara, Protomelas und Sciaenochromis. Die getroffene Auswahl scheint mir durchdacht und ohne Einschränkung gelungen; sie ist repräsentativ, wird der Mannigfaltigkeit der Malawisee-Buntbarsche weitgehend gerecht und berücksichtigt in der Aquaristik besonders beliebte und häufig im Zoofachhandel angebotene Arten.

Diese 15 ausführlich behandelten Buntbarsche werden jeweils auf einer mit vier oder fünf Fotos illustrierten Doppelseite vorgestellt, deren erste Hälfte immer den Text und deren zweite nur Abbildungen enthält. Wesentliche Informationen über jede Art werden stets am Rand der Textseite in tabellarischer Form unter den Stichworten „Größe, Aqua­riengröße, Ernährung, Lebensraum und Verbreitung“ knapp und übersichtlich zusammengefasst.

Im Text werden – falls bedeutsam und interessant – zusätzliche Informationen über Geschlechtsunterschiede, lokale Farbvarianten, Farbmorphen, Zuchtformen und besonders ähnliche Arten geliefert. Zwar bilden die 30 Seiten des Buchs, die diesen 15 Buntbarschen eingeräumt werden, seinen systematischen Hauptteil, dar­über hinaus enthält es aber – beispielsweise durch Fotos und Bildlegenden – auch noch Informationen über eine große Zahl weiterer Arten.

Besonders sinnvoll und wichtig scheint mir, dass am Ende des systematischen Teils die neuerdings so populären gefleckten Kaiserbuntbarsche und weitere Hybriden in einem eigenen Abschnitt behandelt werden. Die Ausführungen zu diesen von Züchtern geschaffenen Kunstprodukten, die kaum noch Ähnlichkeit mit den in der Natur vorkommenden Fischen haben, sind sehr ausgewogen. Einerseits wird die verblüffende und durchaus attraktive Farbigkeit dieser Buntbarsche in einem Dutzend Fotos dokumentiert, andererseits wird aber nicht verschwiegen, dass diese künstlich erzeugten Mischlinge, die bisweilen aus merkantilen Gründen irreführend als eigenständige Arten vermarktet werden, keinerlei biologischen Sinn haben.

Der zweite Teil des Werks enthält alle Informationen über die richtige Pflege von Malawisee-Buntbarschen im Aquarium und ihre Vermehrung. Er beginnt mit einem Kapitel über die Wahl des ­geeigneten Aquariums und dessen Einrichtung, wobei dem Bodengrund und der Bepflanzung besondere Beachtung geschenkt wird. Im folgenden Kapitel werden die Möglichkeiten einer Vergesellschaftung verschiedener Arten und die dabei unter Umständen auftretenden Probleme erörtert. Am Ende des Buchs stehen drei Kapitel über die Ernährung, die Vermehrung und die Wasserpflege, die in die Abschnitte „geeignetes Wasser, Filterung, Wasserwechsel und Wassertemperatur“ gegliedert ist.

Obwohl der geringe Umfang des Werks dem Verfasser nur wenig Raum lässt, ist es ihm gelungen, alle wesentlichen Aspekte seines komplexen Themas angemessen zu erörtern. Der Aquarianer, der sich erstmals für die Buntbarsche des Malawisees interessiert, findet in dieser Fibel alle notwendigen Infor­mationen, die er für die erfolgreiche Pflege dieser attraktiven und interessanten Buntbarsche benötigt.

Zum Schluss habe ich allerdings das Bedürfnis, noch auf einen Anlass für Kritik hinzuweisen, für den keineswegs der Autor, sondern der Verlag verantwortlich ist, der vermutlich im Austausch gegen eine finanzielle Beteiligung an den Herstellungskosten des Buchs darin sogenannte Produktplatzierung (Product-Placement) in Form von Informationsplatzierung (Information-Placement) vornimmt, was als umstrittene Art der Schleichwerbung gilt. In den Kapiteln „Wasserpflege“ und „Ernährung“ werden nämlich zur Illustra­tion des Textes gezielt Fotos mehrerer Produkte einer bekannten Aquaristik-Zubehör-Firma verwendet, ohne dass dies für den Leser als Werbung gekennzeichnet wird.

Autor: Wolfgang Staeck