Im Wattenmeer wird ein Nationalpark-Ranger tot aufgefunden, mehrere Gerichtsmediziner, die seine Leiche untersuchen, sterben einen grausamen Tod. Außerdem verenden alle Vögel und Seehunde rund um Helgoland auf rätselhafte Art und Weise. Ein Team von Wissenschaftlern aus Hannover untersucht auf der Hochseeinsel die möglichen Zusammenhänge zwischen den unheimlichen Geschehnissen.

Auch der niedersächsische Ministerpräsident Bannister, irisch-stämmig und mit alten Kontakten zur IRA, begibt sich – zu Wahlkampfzwecken – nach Helgoland. Kaum dort angekommen, fällt er beinahe einem Attentat irischer Extremisten zum Opfer.

Die Biologen kommen unterdessen einem myste­riösen und hoch ansteckenden Erreger auf die Spur, und einer der Forscher erkennt Anzeichen für eine noch weit größere Verschwörung, durch die die gesamte Nordseeküste in Gefahr zu geraten droht. Das turbulente Finale führt die Wissenschaftler und die irischen Reformer, die im Lauf des Buches zu einer engen Gruppe zusammenfinden, durch die Untergründe der NS-Vergangenheit Helgolands und Kämpfe mit der GSG-10, ­einer ultrageheimen Killertruppe des Verfassungsschutzes.

Zum Schluss spinnt der Autor den Faden wieder zurück zum Beginn und zum Titel des Buches und lässt den Roman in einem zerstörerischen Crescendo enden.

Wie schon aus der Zusammenfassung der Handlung klar wird, hat der Autor sehr viel Inhalt in sein Werk gepackt. Das ist auf der ­einen Seite natürlich gut, mündet auf der anderen aber darin, dass viele Abschnitte überhaupt nicht durchdacht scheinen. Der beste Teil des Buchs sind die ersten 100 Seiten, auf denen die Seuche erstmals zuschlägt und die Forscher sich langsam an die Lösung herantasten. Leider wird dieser Plot abrupt be­endet und in einen vollkommen unlogischen Verschwörungsthriller umgewandelt. Dabei agieren die Personen nicht persistent. So ist etwa die IRA-Attentäterin im ersten Kapitel ihres Auftauchens eine eiskalte, berechnende Killerin, wird jedoch nach ihrem Attentatsversuch auf den Ministerpräsidenten innerhalb weniger Seiten nicht nur geläutert, sondern sie steigt auch noch zu einer irischen Volksheldin auf.

Im Verlauf des Geschehens sind die – sehr aufgesetzt wirkenden – Sexszenen von nicht unerheblicher Bedeutung, wobei meist schon nach zwei Sätzen klar ist, wer wem auf den ersten Blick in ewiger Leidenschaft verfallen wird. Die Rollen der Guten sind dabei schnell ­verteilt: Die Wissenschaftler sind ausnahmslos genial und sehen gut aus, ihre einzige Schwäche: Sie kriegen nicht genug von ihrer Arbeit.

Die Bösen wiederum entstammen allesamt dem deutschen Beamtenstand, oder sie sind Politiker; das treibt dann solche Blüten wie den deutschen Bundeskanzler, der nach getaner Intrigenvorbereitung zur Belohnung erst einmal ein wenig in „Mein Kampf“ schmökert.

Ebenso dick aufgetragen: Die wackeren Helden können den von der deutschen Regierung gedungenen Mördern nur mithilfe eines alten U-Boots entfliehen, das seit 1945 in Helgolands Katakomben vor Anker liegt und den sinnigen Namen „Adolf Hitler I“ trägt (einmal davon ­abgesehen, dass nicht klar wird, welcher der Protagonisten über die notwendigen Kenntnisse verfügt, um ein solches Boot zu steuern).

Die als so bedrohlich eingeführte biologische Gefahr in der Nordsee wird später übrigens fast im Vorbeigehen beseitigt; kein Wunder, die Helden sind ja damit beschäftigt zu fliehen, um den Irlandkonflikt zu lösen.

So bleibt am Ende zu sagen, dass ein sehr vielversprechendes Thema und ein hoffnungsvoller Beginn leider durch ein Zuviel an Inhalt auf der Strecke bleiben. Hier wäre weniger ganz sicher mehr gewesen.

Die Nordsee jedenfalls wird für viele deutsche Familien weiterhin Urlaubsziel Nummer Eins bleiben.

Autor: Jannis Ziemek