Er freundet sich mit Revierförster August an, der ihn mit dem Nötigsten versorgt und ihm das Jodeln beibringen will, genießt und spürt die Vorzüge eines Lebens ohne elektronische Diktatur. Dennoch fehlt irgendetwas. Und so will es das romanhafte Schicksal, dass eines Tages auf dem See eine Frau auf dem Rücken liegend treibt, nein, keine Leiche, sondern die muntere und alles andere als unhübsche Mara aus der Slowakei, Limnologin mit bezauberndem S-Fehler. „Gewäzzerwirtschaft“ studiere sie, so erzählt sie, „die Wizzenschaft von allen biologischen Prozezzen, die sich im Ökosystem eines Binnengewäzzers abspielen.“ Ihre Doktorarbeit über die Elritze (Phoxinus phoxinus) und deren Fortpflanzungsverhalten schreibe sie. Das sei ein Schwarmlaicher. „Das heizt, es müzzen viele sein, damit sie in Stimmung kommen, ... nicht so wie bei uns.“ Fred, nur zu einem schüchter- nen „Aha“ in der Lage, ist schnell bis zu den Haarspitzen in den süßen Honig des Verliebtseins getunkt, fühlt sich plötzlich „wohl temperiert“ wie die Fische, lernt viel über diese wechselwarmen Tiere, ihre Stress- und Glückshormone. Insbesondere letztere färben dabei spontan und intensiv ab. „Sie war so anmutig.“ 200 ebenso wohl temperierte Seiten sind es, eine liebenswerte Geschichte vom Angeln und Geangeltwerden, vom Flirten und Fischen, von Liebe und kleinen Lügen. Eine seichte Geschichte, die sicher nicht überfordert, aber auf sympathische Weise unterhält. Das glückliche Ende einer rührend komischen Beziehung ist mit den verliebten Studien über die Elritze am See aber natürlich noch längst nicht erreicht. Denn plötzlich und abrupt endet die rosarote „Hüttenromantik“, und Mara ist einfach verschwunden. Barbara Wegmann