„Sizilianische und sardische Fischer setzen auch heute eine jahrhundertealte Fischfangmethode fort, die sogenannte ‚Mattanza‘ ... das ‚Abschlachten‘ ... Die gefangenen Thunfische werden mit Hilfe eines Enterhakens aus dem Wasser gezerrt und getötet. Diese makabre Tradition lockt jedes Jahr zahlreiche Touristen an.“ Ob es die Überfischung der Meere ist, die Verschmutzung und „Vermüllung“ der Ozeane, die weltweit 7.000 Bohrinseln mit ihrem Gefahrenpotenzial, der Klimawandel, Grundschleppnetze, die bei einem Einsatz 5.000 Hektar zerstörten Meeresboden hinterlassen oder jährlich 38 Millionen Tonnen Beifang. „Mit anderen Worten: Für eine Tonne gefangenen und verkauften Fisch werden fast viermal so viel ins Meer zurückgeworfen.“ All das lässt nachdenklich werden, wütend und kritisch. Beschreibungen und Zustandsberichte sind leicht verständlich, nicht polemisch, einfach nur sachlich, das reicht in vielen Fällen allemal für bleibenden und nachhaltigen Eindruck. Einfachheit der informativen Texte und die tatsächlich berührende Ästhetik der Bilder stehen in fast groteskem Widerspruch zueinander. Wer übrigens an weitergehenden Informationen interessiert ist, dem sei etwa Yann Arthus- Bertrands Film „Planet Ocean“ wärmstens empfohlen. Eine ausschließlich märchenhaft schöne Sicht auf unsere Weltmeere können und dürfen wie uns nicht mehr erlauben, dazu, das belegen Daten, Zahlen und Bilder eindrucksvoll, ist es zu spät. Der Bildband vereint und präsentiert brillant in Text und Bild beide Seiten und entlässt mit ambivalenten Gefühlen: Sollte man, was zynisch anmutet, auf „die pädagogischen Tugenden der Katastrophen bauen, damit die Menschheit Fortschritte mache“, oder lieber auf die einzige Möglichkeit hinarbeiten, um aus der Krise herauszukommen, nämlich „eine globale Veränderung unserer Sicht auf den Planeten Erde“? Die Perspektiven der beiden genialen Fotografen sind zur Beantwortung dieser Fragen sicher mehr als hilfreich. Barbara Wegmann