Da gehören die Geschichte der Fischerei ebenso dazu wie Lösungsansätze oder die simple Frage: „Warum hören wir nicht einfach auf zu fischen?“ Ein gutes Stichwort, zu dem man vielleicht anhand der beliebten Fischstäbchen mehr sagen kann, auch ihnen sind wenige Seiten im Buch gewidmet. Mitte des vergangenen Jahrhunderts – wenige Jahre zuvor hatte man Gefrierverfahren erfunden – bestand das Fischstäbchen noch aus Kabeljau oder Rotbarsch. Tiefgefrorene Filets, hübsch in die mittlerweile seit Jahrzehnten bewährte und beliebte Form zersägt. Kabeljau, Schellfisch und andere Bodenfische sind heute „zu selten und zu teuer“, um als Fischstäbchen zu enden, denn die sollen ja schließlich billig sein. Es sollte uns aber nicht egal sein, was da unter leckerer Panade steckt. „Wer nicht sieht, was er isst, hat auch weniger Respekt vor dem Nahrungsmittel und seiner Entstehung.“ Billige Fischstäbchen – das heißt billiger Fischfang und billige Herstellung. „Das führt oft dazu, dass zerstörerische Methoden angewandt werden – denn sie kosten nicht viel.“ Nein, nein, Freude und Appetit auf Fisch will das Buch ganz sicher nicht nehmen. Schließlich ist Fisch seit Jahrtausenden Hauptbestandteil unserer Ernährung. Gäbe es da nicht dieses Riesenproblem der Überfischung, dazu kommen ja noch der Klimawandel und die Umweltzerstörung. Kurlanskys großes Anliegen ist die nachhaltige Fischerei. Umsichtig, die Arten erhaltend, nicht die Meere plündernd. Weiterhin 100 Millionen Tonnen Meeresleben im Jahr zu zerstören, das werde nicht mehr lange so weitergehen können. Den Luxus, für ein Pfund Krabben etwa zwölf Mal so viel nutzlosen Beifang im Netz zu haben, wird man sich auch nicht mehr lange leisten können. Dafür aber: Vielfalt erhalten, Maßlosigkeit beenden und Fischfangmethoden einsetzen, die verantwortungsvoll sind. Eure Generation, so schreibt Kurlansky, hat „unverschuldet mehr Verantwortung als jede andere zuvor in der Geschichte der Menschheit“. Sicher richtig, fragt sich nur, warum Generationen vorher es so weit haben kommen lassen und nicht angesichts von Lebensklugheit im Erwachsenenalter längst schon das Ruder herumgerissen haben? Alles der nächsten Generation anzulasten, das ist sicher nicht nur in Bezug auf Fische falsch und uneinsichtig. Schon von daher ist „Welt ohne Fische“ durchaus auch ein Buch für die etwas Älteren, vielleicht schaffen es ja die Generationen gemeinsam? Vielleicht ja mit der Gründung einer eigenen Meeresschutzbewegung? Wie das geht? Das Buch verrät es ganz zum Schluss! Barbara Wegmann