Fundamental Neues sucht man vergebens, wen wundert’s? – Im Literaturverzeichnis sind ganze vier Artikel genannt, die das Thema „Doktorfische im Riffaquarium“ seit dem Jahr 2000 behandeln. Das ist umso rätselhafter, als gerade im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends viel Interessantes über Acanthuriden publiziert wurde. Die Schwächen dieser Monografie sind ihre Widersprüchlichkeit, das nicht eben ideenreiche Layout, wie es sich schon in der Cover-Gestaltung zeigt, und das mitunter schlechte Bildmaterial, etwa auf den Seiten 53 (außer unten rechts) und 91. Vielen Fotos fehlen Brillanz, Schärfe und Helligkeit. Einige Bilder fallen, etwa auf Seite 53, noch aus einem anderen Grund negativ auf. Die Legenden beschreiben Dinge, die man schlicht nicht erkennt.

Damit werden auch manche Angaben des Autors zweifelhaft: Hat er immer wirklich das beobachtet, was er behauptet, gesehen zu haben? Damit nicht genug. So verkommen die Angaben zu den Mindest-Literzahlen zur Farce, weil der Verfasser seine eigenen Empfehlungen ad adsurdum führt: Naso vlamingii benötige mehrere Hektar Lebensraum, Luty empfiehlt 3.000 Liter Wasser (?), pflegt die Art selbst (zusammen mit weiteren Acanthuriden) jedoch in einem 500-Liter-Becken, dem Fisch fehle es an nichts ... An anderer Stelle wird geschildert, dass ein Zebrasoma flavescens in einem 200-Liter-Aquarium gehalten wird. Der Autor verweist auf dessen ausgeklügelte Dekoration, die eine Schwimmstrecke von knapp vier Metern bietet. Warum hat er hier nicht das überaus interessante Thema „Rundaquarium“ aufgegriffen, in dessen Mitte ein Riffpfeiler steht? In einem solchen Becken ist die Schwimmstrecke endlos, das wäre etwas Neues gewesen! Schade auch, dass in dem Buch ein Blick auf die Schauaquarien fehlt. Hätte Luty sich die Mühe gemacht und einmal im Vivarium des Naturkundemuseums Karlsruhe vorbeigeschaut oder Burgers’ Zoo in Arnheim besucht – er hätte Erstaunliches sehen und beobachten können!

Unterm Strich ist festzuhalten, dass das vorliegende, überteuerte Buch eine Zusammenfassung von lange Bekanntem und Bewährtem ist, zudem wenig unterhaltsam geschrieben und voller Widersprüche. Luty fragt in seiner Einleitung, ob Österreich wirklich eine Verordnung erlassen musste, die für die Pflege von Doktorfischen Aquarien ab 1.000 Litern Inhalt vorschreibt. Bedauerlicherweise liefert er selbst gute Gründe für diese Maßnahme. Joachim Frische