Die Autoren der Erstauflage waren davon angetan, Matthias Kählig mit seinem Verlag Panta Rhei erklärte sich bereit, die zweite, vollständig überarbeitete Version des Buchs zu drucken, und mit dem vor einigen Jahren nach Brasilien ausgewanderten deutschen Ichthyologen Christian Cramer sowie seinem brasilianischen Kollegen Leandro Sousa, der in Altamira am Xingu arbeitet, wurden noch zwei Fachleute ins Boot geholt. Nun liegt diese zweite, vollständig überarbeitete Ausgabe vor, dieses Mal mit zweisprachigem Text in Englisch und Deutsch und als Hardcover, als „richtiges, großes, schweres“ Buch (Format 21 x 21 Zentimeter). Die Aufmachung wirkt edel, Papier-, Druckund Bildqualität lassen nichts zu wünschen übrig. Im Gegensatz zur Erstauflage, bei der der portugiesische und der englische Text aufeinanderfolgten, ist nun jede Seite zweisprachig gestaltet; links der englische Text, in weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund, rechts, schwarz auf Hellgrau, der deutsche. So ist der Textteil übersichtlich und einfach zu lesen, eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Original. Am Aufbau der Neuauflage hat sich nicht viel geändert. Ein vollständiges Inhaltsverzeichnis ist jetzt vernünftigerweise vorn zu finden, ein kurzes Kapitel über das neue Team und den Weg zur zweiten Auflage hinzugefügt. Dann folgen, wie in der ersten Version, eine Einleitung von Claudio Zawadzki, ein Vorwort von Mauricio Camargo und kurze Kapitel über den Rio Xingu, Harnischwelse allgemein, ihre Formenvielfalt, Hybridisierung, das LNummern- System und Taxonomie. Die nächsten 261 Seiten stellen den Hauptteil des Buchs (Loricariiden des mittleren Rio Xingu). Eine Liste der untersuchten Museumsexemplare und ein ausführliches Literaturverzeichnis beschließen das Werk.

Vor allem mit dem Hauptteil haben sich die Autoren der Neuauflage viel Arbeit gemacht. Die Originalversion enthält 93 Loricariiden- Fotos, die, bis auf wenige Ausnahmen, die Fische (Museumsexemplare) auf schwarzem Hintergrund zeigen, teils viel zu dunkel und schlecht erkennbar. In der Neuauflage wurden fast alle dieser Fotos ausgetauscht. Nun enthält allein der Artenteil über 250 Harnischwels- Abbildungen, großteils sehr schöne Aquarienaufnahmen. Detail-Bilder von Mäulern und Zähnen der meisten Arten (für die Bestimmung wichtig) runden das Ganze ab; die Fotografen – die meisten von ihnen in der Welszene bestens bekannt – haben gute Arbeit geleistet! Die schon in der Erstausgabe ausgezeichneten Zeichnungen und Grafiken, die auf Details hinweisen und Muster erklären, wurden auch in die Neuauflage übernommen, eine gute Entscheidung. Landkarten mit den Fundorten der Arten sind nun als Satellitenbilder dargestellt, ebenfalls übersichtlicher als in der Ursprungsversion.

Wie in der Erstauflage werden 50 Arten und Formen von Harnischwelsen vorgestellt, allerdings ist auch dieser Teil überarbeitet. Einige (unbestimmte) Arten sind weggefallen, andere wurden hinzugefügt, teils erfolgten Namens- und systematische Korrekturen. Den Artenteil schmücken insgesamt 56 drittelbis halbseitige Habitatfotos. Beim ersten Durchblättern des Buchs ist man versucht, sie als immer gleiche, hübsche „Fluss-mit-Waldufer- Fotos“ abzutun; aber nein, es handelt sich um 56 unterschiedliche Aufnahmen, die die Ufer des Xingu in verschiedenen Regionen zeigen. Weitere großformatige Landschaftsaufnahmen zie ren die übrigen Kapitel, einige Unterwasseraufnahmen sind aus der ersten Auflage übernommen. Der englischsprachige Teil des Textes ist ebenfalls überarbeitet. Bei den Artvorstellungen sind in der Ursprungsversion auch die brasilianischen und englischen Populärnamen aufgeführt. Das ist in der Neuauflage ähnlich – jetzt englisch und deutsch –, aber nun fehlen die sicher für viele Leser interessanten brasilianischen Bezeichnungen. Stattdessen finden sich ein deutscher Populärname oder meist nur die L-Nummer, manchmal aber auch an den Haaren herbeigezogene Namensungetüme wie „Breitkopfharnischwels“ (für Parancistrus aurantiacus) oder „Goldener Pfauenharnischwels“ (für Scobinancistrus aureatus); „Borracha“ und „Picota-deouro“ hätten, glaube ich, auch der hiesigen Szene besser gefallen. Die Übersetzung aus dem Brasilianischen ins Deutsche entlockte mir das eine oder andere Schmunzeln, vor allem bei Claudio Zawadzkis Einleitung. Aber ich weiß, dass Claudio wirklich so spricht, und das blumige Brasilianisch klingt, in unsere Sprache übersetzt, eben manchmal fast poetisch. Im Vorwort von Mauricio Camargo wird aus einem Stausee schon mal ein „Reservoir für die Stromerzeugung“, was ja auch viel schöner klingt. Ob von den Autoren gewollt oder nicht, diese Texte rufen, zumindest bei mir, „Brasilien- und Tropenfieber“ hervor. Über den Inhalt des Buchs schwärmte ich ja schon in meiner Rezension der ersten Auflage, und dieses Lob gilt natürlich auch für die neue Fassung.

Diese Neuauflage bietet aber viel mehr: mehr als dreimal so viele Fotos, und die von höchster Qualität, über 100 Seiten zusätzlich, und das in einem mehr als doppelt so großen Format, zusätz- lich beste Druckqualität und Hardcover. Seinen Preis ist das Buch allemal wert, und für ernsthaft an südamerikanischen Fischen interessierte Aquarianer ist es eine „Pflichtanschaffung“. Dem Team, das uns diese Neuauflage beschert, kann man nur gratulieren und danken. Walter Lechner