„Citizen Science“ ist der internationale Begriff für Bürgerwissenschaft. Nicht nur, wer eine akademische Ausbildung hat, sondern auch Bürger, die wissenschaftliche Methoden anwenden, schaffen Wissen, treiben Wissenschaft. Schon seit Charles Darwin und Johann Gregor Mendel. Das Buch geht weit „... über das Aquarium hinaus“. – So hieß ein Vortrag seines Autors Peter Finke auf einem aquaristischen Symposium. Die Kernthese des Buchs ist, dass die Schwächen der Wissenschaft nicht primär methodische oder menschliche sind, sondern in institutionalisierter Spezialisierung liegen, die oft in Lebensferne anstatt -praxis mündet. In vier Komplexen behandelt Peter Finke dieses Thema, die in eingängigen Kapitelüberschriften veranschaulicht sind: „Laien sind nicht dumm.“ „Lebensnähe als Prinzip.“ „Das Wissen der freien Bürger.“ „Der schwierige Weg in eine zukunftsfähige Gesellschaft.“ Der neugierige Leser erfährt etwas von philosophischen Wegbereitern einer Bürgerwissenschaft, namentlich Immanuel Kant und Paul Feyerabend. Wie entsteht Wissen? Welche Stärken und Schwächen haben professionelle wie auch die bürgerliche Wissenschaft? Irrtümer, wie Information sei Wissen oder ein Wutbürger kein Wissensbürger, vermittelt der Text zugleich wissenschaftlich und journalistisch lesbar. Auch Aquarianer kommen ins Spiel: Als solcher und als Lehrer steht Jörg Vierke genau an der Schnittstelle zwischen Leben und Wissenschaft, die das Buch behandelt. Walter Foersch – Arzt und Aquarianer – ebenso. Dass diese beiden Beispiele aus der Labyrinthfisch- Szene stammen, ist der Tatsache geschuldet, dass der Autor dort aquaristisch beheimatet ist. Buntbarschoder Welsfreunde, Regenbogenfisch oder Zahnkarpfen- Liebhaber können weitere Beispiele nennen. Peter Finke, emeritierter Professor für Wissenschaftstheorie und Kulturökologie, ist auch Aquarianer und als Bürgerwissenschaftler fischkundlich aktiv (www.parosphromenus- project.org). Für alle, die bereit sind, neugierig über den Tellerrand zu schauen: Der Roman von Daniel Kehlmann „Die Vermessung der Welt“ ist ein literarisch-satirischer Leckerbissen zum Thema vermessene Wissenschaft und vielfältiges Leben. Der Film von Detlev Buck eine dazu passende cineastische Augenweide. Peter Finkes Buch eine sachorientierte Auseinandersetzung und ein politisches Programm. Eine klare Leseempfehlung an engagierte Aquarianer, für Funktionsträger in Vereinen und Verbänden sowieso. Damit es die Aquaristik auch zukünftig noch gibt. Gerhard Ott