Es ist ein Ausflug in die Welt unter Wasser, dunkler wird es, immer dunkler und tiefer, aber Farbenpracht, Formschönheit, Ästhetik, all das hat keineswegs unter der Meeresoberfläche ein Ende. Ganz im Gegenteil: Vielleicht faszinieren Farben, Formen, Gebilde und Geschöpfe auch schon deshalb, weil es immer noch eine so unbekannte Welt ist, voller Geheimnisse, Mystik und Unerforschtem. Und das verwundert schon: „Während wir mit Teleskopen den Weltraum nach einer zweiten Erde absuchen, übersehen wir, wie wenig wir über unseren eigenen Planeten wissen.“ Ranga Yogeshwar bringt es im Vorwort des beeindruckenden Bildbands auf den Punkt. Immerhin bedecken Wasser und Meere sieben Zehntel der Erdoberfläche, aber die Erforschung der Meere steckt, gemessen an anderen Entdeckungen, noch in den Kinderschuhen. Grund genug also, voller Neugier die beiden Autoren auf ihren spektakulären Reisen zu begleiten. Einzigartige Fotografien sind es, mit denen Zankel in ein kleines Stückchen Tiefsee und Ozeane Einblick gewährt, Bilder, die schon deshalb etwas Außerordentliches haben, weil zurzeit, wie der Journalist Abromeit schreibt, „weniger als ein Dutzend Tauchboote weltweit in Tiefen von mehr als 1000 Metern vordringen könne“. Mehrere hundert ferngesteuerte Roboter jedoch, so schreibt er, kämen inzwischen zum Einsatz, meist allerdings im Auftrag der Rohstoffindustrie. Und ob die den richtigen Blickwinkel auf die Geheimnisse der Tiefsee hat, mag dahingestellt bleiben. Da gibt es gut zwei Zentimeter lange Leuchtgarnelen, die im Südpolarmeer in Schwärmen bis zu 20 Kilometern Länge vorkommen, in subtropischen Meeresregionen machen sich Kraken durch Drohgebärden groß, können Sepien wahre „Farbfeuerwerke vollführen ... die Männchen buhlen mit Farbwellen um die Gunst der Partnerin“. Gruselig schön kommt der Teppichhai daher, der in tropischen Meeren in Riffspalten seiner Beute auflauert. Als Fisch-„Model“ wird auch er es nicht schaffen: der Viperfisch, mit seinen Fangzähnen, die so groß sind, „dass er sein Maul nicht richtig schließen kann“.

Zum Verlieben schön das Zwergseepferdchen oder die gerade geschlüpften Schildkröten. Durchweg brillante Fotografien, die Wissenschaft und Fotokunst auf das Beste vereinen. Es ist eine spannende und faszinierende Reise, und wenn man bedenkt, dass im Ozean noch etwa zehn Millionen unbekannter Tierarten leben, wobei die Mikroorganismen nicht mitgerechnet sind, dann raubt es einem fast den Atem.

Die größten Geheimnisse, so erzählen die leidenschaftlichen Autoren, liegen in der Tiefsee. Dass unsere Ozeane ein vorrangig schützenswertes Gut sind, wird zum Fazit des Buchs und zur schnellen Erkenntnis des Lesers: Müll, falsche Fischereipolitik, Gier und Raubbau und auch die Zerstörung bei der Suche nach Bodenschätzen bedeuten Gefahren für Ozeane und die sie beherbergenden Tiere und Pflanzen. „Der Ozean kann gut ohne uns leben, das hat er bewiesen – wir aber nicht ohne ihn ... Wir haben keinen Ersatz.“ Barbara Wegmann