Bevor es „zur Sache geht“, sprich zur Bestimmung der über 150 in Europa vorkommenden Libellenarten, findet der interessierte Leser (nach Titelei, Impressum, Inhalt, Danksagung und Vorwort) auf 30 Seiten Einleitung so ziemlich alles Wissenswerte über Libellen: Wie man sie beobachtet, wie sie sich verhalten, wo sie vorkommen, welche Lebensräume sie bewohnen, wann sie fliegen, wie sie heißen und wie man sie bestimmt, unterstützt durch detailgenaue, kolorierte Grafiken. Ein dreiseitiges Glossar erklärt wissenschaftliche Fachbegriffe und Abkürzungen, bevor sämtliche wichtigen Aspekte der Identifizierung von Libellen-Unterordnungen, Familien und Gattungen mittels Text, weiterer Zeichnungen und übersichtlicher Merkmalstabellen erläutert werden.

Die folgenden 28 Seiten gehören dem „Länderführer“: Hier sind in einem knapp zusammenfassenden Text mit Übersichtskarte und 16 Beispielfotos libellenkundlich wichtige und besuchenswerte Landschaften von Skandinavien bis zum Mittelmeerraum aufgeführt (Deutschland sind fast zwei Seiten gewidmet). Über 240 Seiten machen schließlich den Hauptteil des Buchs aus, die Bestimmung der einzelnen Libellen: auf 74 Seiten die Kleinlibellen (Zygoptera) in fünf Familien mit 13 Gattungen und 53 Arten und auf 170 Seiten die Großlibellen (Anisoptera) in ebenfalls fünf Familien mit 31 Genera und über 100 Spezies. Zu jeder einzelnen Art gibt es einen kursorischen Text mit den beiden Abschnitten „Bestimmung“ („Allgemein“, „Merkmale im Feld“, „Varianten“) und „Vorkommen“ („Verbreitung/ Status“, „Habitat“, „Flugzeit“), eine Verbreitungskarte, Habitus- sowie farbige Detailzeichnungen und Fotografien. Mit diesem Handwerkszeug lassen sich die meisten Libellen, denen man im Gelände begegnet, ganz gut ansprechen – vorausgesetzt, man kann sie aus gebührender Nähe oder mithilfe eines guten Fernglases betrachten oder mit einer geeigneten Kamera mehr oder weniger fomatfüllend fotografieren. (Dass es Arten gibt, die schwierig gegeneinander abzugrenzen sind, ist und bleibt natürlich ein Kapitel für sich.)

Das Buch schließt mit zwei Anhängen („Ungeklärte taxonomische Zuordnungen bei europäischen Libellen“ und „Liste der im Führer behandelten Arten“), einem Register der deutschen und wissenschaftlichen Namen, einem Abkürzungsverzeichnis und den Bildnachweisen für die Fotos und Karten. „Libellen Europas“ ist – das haben die vorangegangenen Zeilen sicher schon deutlich gemacht – ein anspruchsvolles Werk. Das sollte den Naturfreund, der „nur“ wissen möchte, welche Libelle er denn da gesehen hat – ob nun am heimischen Teich oder vielleicht im Urlaub irgendwo in den Alpen –, aber nicht abschrecken: Die hervorragenden Fotos, die wunderschönen Zeichnungen und die einfach zu verstehenden Texte werden ihm eine zuverlässige Hilfe sein – und das alles zu einem höchst angemessenen Preis! Rainer Stawikowski