Die kleinen Fischhäppchen bieten alles: das Spiel mit Teekesselchen und das so leicht anmutende Jonglieren mit Doppeldeutungen: Geht ein Fisch ins Netz, muss das nicht tödlich sein, auch die junge Fischbrut hat nämlich Internet ... Und ein Kümmerling ist nicht immer ein betrunkener Fisch, sondern tatsächlich ein „mickrig geratenes Fischjunges, das sein Leben als Loser auf der Standspur beginnen muss“. Da gibt es Modetipps in der Rubrik „Fisch & Schlips“, da stürzt sich ein Stör ins Wasser und verursacht einen „Störfall“, da steht ein Klavier mit dem Hinweis „For Elle“ – dies sei ein berühmtes Klavierstück von Beethoven. Na, und was unter einer Türangel oder einem Geräteschuppen zu verstehen ist, das wird sich jetzt jeder selbst ausmalen können. Gedichtetes und Gereimtes zum Mitdenken. Wortspielereien, Altbekanntes auseinandernehmen und frech einfach wieder neu zusammensetzen, das kann sie perfekt, und schon verleiht Arzu Weitholz einem Kalligrafisch das Leben und weiß gerade vor Weihnachten von Tannenzapfenfischen zu berichten, „die ihre Eier in hundertfünfzig Metern Tiefe gern an Fichten- und Blautannenkorallen legen. Die Larven entwickeln um den 24. Dezember starke Leuchtorgane an Kinn und Kiefer. Mit dieser Bioluminiszenz haben sie schon vielen Ertrinkenden ein fröhliches Weihnachtsfest beschert.“ Fantasie ohne Grenzen. Es ist die attraktive Kombination von allem: kleines, handliches Buchformat, in Blautönen gehaltenes Layout, Maritimes und Fischiges, wohin Augen schauen und Blicke fallen, kleine Zeichnungen, Sprechblasen, Gedichte im Comic-Rahmen, das spricht Junge wie Ältere an. Bibliophile Fischkost für die Jackentasche. Ihre Reime und humorvoll ausgefallenen Perspektiven und Sichtweisen auf Fische, Schuppen und Co., auch noch aufgereiht von A wie Aal Capone bis Z wie Zwiebelfisch. Sie bleiben hängen, trotzen jedem Anflug von Vergesslichkeit und verbreiten einfach nur gute Laune. Beschwingt, heiter und leicht wie ein Soufflee. Und das hilft garantiert auch bei Anfällen unspezifischer Traurigkeit: „Wisst Ihr, wenn man traurig ist und nur noch im Trüben fischt, wenn die See so schwer wie Eisen und das Wasser ohne Licht, kann es sich abrupt erweisen: manchmal hilft ein Fischgedicht.“ Barbara Wegmann