Der Malawisee ist gut erforscht, und neue Buntbarsche sind aus diesem Gewässer nicht mehr zu erwarten? Weit gefehlt! Immer noch stößt man auf unbekannte Lebensräume und Arten. | Von Andreas Spreinat

Chilumba ist eine typische Kleinstadt an der Nordwestküste des Malawisees. Buntbarschliebhaber kennen den Namen. Es ist gängige Praxis der Aquarienfischfänger, neue Arten oder Varianten nach ihrem Fundort zu benennen. Der Chilumba-Kaiserbuntbarsch beispielsweise wurde lange Jahre als Aulonocara sp. ­„Chilumba“ in den Listen der Importeure geführt, bis die Art 1985 zu Ehren von Stuart Grant als A. stuartgranti wissenschaftlich beschrieben wurde.

Die Bedeutung der Ortschaft an der nordwestlichen Küste ist wohl vor allem durch die geschützte Lage der großen Bucht vor Chilumba begründet. Eine lange Kaimauer wurde als zusätzlicher Wall gegen Wellenschlag errichtet. Chilumba ist der nördlichste Punkt an der malawischen Westküste, zu dem noch eine Fährverbindung ­besteht. Die Ilala, früher auch die Mtendere, stellt die wichtige Verkehrsanbindung für viele Orte am See dar und sichert den An- und Abtransport von Gütern und Menschen.

Die große Bucht direkt vor Chilumba ist aquaristisch eher uninteressant. Das Ufer ist von einem breiten Strand gesäumt. Der flache Sandgrund lädt zum Baden ein, ist aber nur von wenigen Sandcichliden bewohnt. Viel spannender sind die Felsküsten oder die felsigen und auch gemischten Untergründe, die sich nördlich von Chilumba befinden: Chewere, Mdoka und Ngara sind die bekanntesten Ortschaften; auch diese Namen finden sich in manchem Handelsnamen, zum Beispiel bei Pseudotropheus „Elongatus Chewere“.



Gleichermaßen ansehnliche Buntbarsche und faszinierende Lebensräume finden sich auch an den Felsinseln Chitendi, Chirwa und Katari sowie bei Mpanga Rocks, die alle mehr oder weniger direkt in der Bucht vor Chilumba liegen und somit schnell erreichbar sind. Die Aktivitäten der Aquarienfischfänger konzentrierten sich viele Jahre auf die genannten Stellen, und wenn man nach neuen Fischen Ausschau hielt, dann orientierte man sich immer weiter nach Norden.

Unbekannter Süden
Erst Anfang der 1990er-Jahre rückte die Küste südlich von Chilumba, genauer gesagt, die zweite große Bucht südlich dieser Ortschaft, die Chitimba Bay, in älteren Schriften auch Florence Bay genannt, in das Interesse der Fänger. Zwei besonders schöne Cichliden aus der etwa 20 Kilometer südlich von Chilumba gelegenen Chitimba-Bucht waren ein Dicklippen- sowie ein Kaiserbuntbarsch: Petrotilapia „Chitimba“ und Aulonocara „Maulana“.

Nach den Angaben der Fänger wurden in der weiten Chitimba-Bucht nur zwei felsige Zonen gefunden. Über einem etwa fünf Meter tief liegenden, also sehr flachen, gemischten Sand-Fels-Untergrund wurde ein besonders hübscher Kaiserbuntbarsch entdeckt, der auf insgesamt blauem Grund eine breite, gelborangefarbene Binde von der Brust bis in den Nacken aufweist. Die Art wurde unter der Handelsbezeichnung Aulonocara „Maulana“ exportiert. Der Name geht zurück auf Maison Maulana, einen Aquarienfischfänger in den Diensten der Fangstation in Kambiri (Grant).

Vermutlich wurde diese Art erstmals 1994 gefangen. Im April 1995 ­fotografierte ich den Maulana-Kaiserbuntbarsch auf einer Buntbarsch-Ausstellung der Belgischen Cichliden-Gesellschaft in Antwerpen. Mit der gelben Schulterfärbung erinnert er etwas an den Rotschulter-Kaiserbuntbarsch (A. hansbaenschi), der jedoch über 100 Kilometer weiter südlich an der mosambikanischen und malawischen Ostküste vorkommt.

Der zweite felsige Abschnitt befindet sich ziemlich weit draußen im See; das sogenannte Chitimba-Riff liegt 22  Meter tief. Von hier stammt Petrotilapia „Chitimba“, eine Art, die vor allem durch wenige, breite Querbinden gekennzeichnet ist.
Im Oktober 2011 hatte ich die Ge­legenheit, zusammen mit fünf weiteren eingefleischten Malawisee-Liebhabern in der Umgebung von Chilumba einige Tage zu tauchen. Als Gäste der Exportstation von Kambiri, die seit dem Tod von Stuart Grant (2007) durch seine Witwe Esther und ihren Sohn David geführt wird, konnten wir auf die freundliche Unterstützung von Maison Maulana zurückgreifen. Er ist seit 1997 in Chilumba als Fischfänger tätig. Als Cheftaucher des Fangteams kennt er die Lebensräume dieser Küste natürlich besonders gut.

Tiefes Chitimba-Riff
Nach Mitteilung von Maulana ist das 22 Meter tief liegende Chitimba-Riff den Fischfängern seit 1994 bekannt. Im Jahr 2000 stieß er auf ein weiteres Riff in der ersten großen Bucht südlich von Chilumba (Youngs Bay), das seitdem als Maison-Riff bezeichnet wird. Dieser felsige Lebensraum liegt etwa 15 Meter tief; hier wird unter ­anderem ein Zebra-Artiger (Handelsname: „Zebra Maisoni“) gefangen, der aufgrund seiner Färbung und seines gesamten Habitus dem klassischen Maylandia zebra entspricht. Das ist deshalb so bemerkenswert, weil die Lebensräume vor sowie etliche Kilometer nördlich und südlich von Chilumba vom sogenannten Chilumba-Zebra (Maylandia „Zebra Chilumba“) besiedelt werden. Diese Art unterscheidet sich eindeutig durch eine gelbe Kehle und einen breiten, schwarzen Längsstreifen in der Rückenflosse.

Einen ähnlichen Fall stellt übrigens der Mpanga-Zebra dar, der mittlerweile als M. emmiltos beschrieben wurde. Diese Art kommt ausschließlich an den Mpanga Rocks vor. Sie unterscheidet sich äußerlich durch die rötliche Rückenflosse von M. zebra.
Besonders interessant ist, dass M. „Zebra Chilumba“ bei Mpanga Rocks ebenfalls vorkommt. Die Männchen beider Arten haben ihre Reviere mitunter in direkter Nachbarschaft; sie betrachten sich nicht als Konkurrenten. Während artgleiche Männchen jeweils vehement vertrieben werden, kann man nicht selten Männchen von Chilumba- und Mpanga-Zebra einträchtig nebeneinander sehen – ein faszinierendes Beispiel dafür, dass sich zwei syntop (im selben Biotop) ­lebende und somit unzweifelhaft als eigenständige Arten erkennbare Buntbarsche nur aufgrund eines verhältnismäßig geringen Unterschieds farblich voneinander abgrenzen.

Entdeckung 2004
Erst im Jahr 2004 wurde das Hara-Riff von Maison Maulana für die Aquaristik entdeckt, das ebenfalls in der Youngs Bay liegt, also zwischen den Buchten vor Chitimba und Chilumba. Es ist zu erwähnen, dass dieses Riff vorher bereits den ortsansässigen ­Fischern bekannt war. Es gibt viele Stellen im offenen See, die von ihnen angefahren werden. Meist befinden sich hier Riffe, teilweise sehr tief, über denen sich enorme Zahlen sogenannter Utaka (Copadichromis), aber auch große Raubfische erbeuten lassen, wie die Vertreter der Gattung Rhamphochromis.

Die Einheimischen orientieren sich an Landmarken, bestimmten Stellen am Ufer, um die Lage dieser Riffe wiederzufinden. Die entsprechenden Kenntnisse werden von Generation zu Generation weitergegeben. Liegen diese Felsriffe nicht zu tief, lohnt sich in jedem Fall ein ­Tauchgang zur Erkundung der Cichliden-Gemeinschaft. Es ist zu erwarten, dass neue Buntbarsche zukünftig vor allem an solchen, isoliert im See liegenden Felsriffen gefunden werden. Hier dürfte es noch ein großes Poten­zial an unbekannten Arten und Farbvarianten geben.

Das Hara-Riff ist ein weiterer Beleg dafür, dass sich an einem im See isolierten Felsriff häufig eine eigene, ­endemische Buntbarschfauna entwickelt. Dabei liegt das Riff in nur zehn bis zwölf Metern Wassertiefe und ist mit einem Tauchgerät einfach zu erforschen. Als wir das Hara-Riff das erste Mal besuchten, waren wir von der vergleichsweise hohen Zahl der Buntbarsche überrascht. Dennoch konnte man sofort feststellen, dass es sich nicht um einen besonders nahrungsreichen Standort handelte. Die Fische waren eher klein. Nahrungsreiche ­Habitate – meist strömungsexponierte Felsriffe, wie zum Beispiel Mpanga Rocks – erkennt man in der Regel gleich an den Körpermaßen bekannter Arten. Copadichromis borleyi und ­Labeotropheus fuelleborni beispielsweise sind bei Mpanga Rocks besonders kräftig und groß.Das Hara-Riff ist als gemischter Sand-Fels-Untergrund einzustufen. Auffallend ist jedoch, dass hier nicht wie sonst einzelne Steine über den Sandgrund verteilt sind. Vielmehr sind es sonderbar geformte Felsformationen, die aus dem Sand herausragen. Möglicherweise handelt es sich um vulkanisches Gestein, erstarrte Lava, die während des Abkühlens skurrile Formen bildete.

Kleine, quittegelbe Tropheops
Gleich unter dem Boot fielen uns eher kleinwüchsige, quittegelbe Tropheops auf. Erst auf den zweiten Blick sahen wir, dass sich unter diesen Tieren Männchen wie Weibchen befanden. Männchen waren kräftiger im Gelb, zeigten einen großen Eifleck in der ­Afterflosse und verteidigten Reviere. Weibchen waren zudem an den ab­gerundeten Rücken- und Afterflossen zu erkennen. Schließlich sahen wir auch maulbrütende gelbe Exemplare.

Einige halbwüchsige Tropheops waren hellgrau. Handelte es sich um dieselbe Art? Thomas Engel, Inhaber der auf ostafrikanische Buntbarsche spezialisierten Firma Aqua Treff in Meerbusch-Strümp, mit dem ich mich über die Arten vom Hara-Riff austauschte, teilte mir mit, dass die Jungtiere zuerst bräunlich sind. Möglicherweise waren die hellgrau gefärbten ­Fische auf dem Weg der Umfärbung von Braun zu Gelb. Die etwa acht bis zehn Zentimeter lang werdenden Buntbarsche sind seit einiger Zeit ­unter der Bezeichnung Tropheops „Chitimba Yellow“ im Handel.

Es ist erwähnenswert, dass zwar in den vielfältigen Cichliden-Lebensräumen der Nordwestküste etliche Tropheops-Arten vorkommen, aber keine einzige, bei der Männchen und Weibchen identisch gefärbt sind. Vor Chilumba findet man an den meisten Felsküsten gelbe Tropheops, doch bei den kräftig gelb bis orangefarben ­getönten weiblichen Tieren handelt es sich um Tropheops „Chilumba“ (die Männchen sind dunkelviolett bis schwarz), während die zitronengelben Männchen T. „Chitande Yellow“ darstellen (die Weibchen sind grau).

Lange Bauchflossen
Gleichfalls sehr auffällig war ein lang gestreckter Buntbarsch mit hellblauer Grundfärbung, auf der ein konstrastierendes, dunkles Querbindenmuster lag. Aus einiger Entfernung konnte man die Art für einen schlanken Vertreter der Zebra-Gruppe halten, zumal die Bauchflossen ungewöhnlich lang ausgezogen waren. Ein Blick auf die Zähne zeigte aber rasch, dass es eine Cynotilapia-Art war; die einspitzige Bezahnung aus relativ weit auseinanderstehenden „Hundszähnen“ ist bei den rund zehn Zentimeter langen Exemplaren mit bloßem Auge erkennbar.

Die Männchen waren sehr standorttreu, aber ständig in Bewegung und verteidigten intensiv ihre Reviere. ­Eindringlinge wurden energisch bekämpft und weit über die Reviergrenzen hinaus vertrieben. Halbwüchsige und Weibchen waren dunkler und matter in der Färbung. Sie zeigten eine einheitlich blaue Grundzeichnung und lebten einzeln oder in kleinen Gruppen zwischen den Männchen-Territorien.

Auch dieser hübsche Cynotilapia wurde bereits importiert. Die Bezeichnung lautet Cynotilapia „Afra White Top Hara Reef“. Mitunter wird noch der Ausdruck Galilea (auch falsch „Gallireya“) als weitere Ortsangabe angehängt.
Ein weiterer Cichlide am Hara-Riff mit lang ausgezogenen Bauchflossen ist ein Vertreter der Gattung Pseudotropheus. Die Art wird als P. „Zebra Long Pelvic Hara Reef“ (auch „Zebra Long Pelvic Hara Galilea Reef“) auf der Exportliste geführt. Sie zählt aber nicht zu den Zebra-Artigen im eigent­lichen Sinn. Vergleichbare „Zebra Long Pelvic“-Populationen sind von anderen Felsküsten bekannt, etwa aus der Gegend nördlich von Chilumba.

Maulana-Kaiserbuntbarsch
Es gibt sicher nur wenige Stellen im Malawisee, an denen man auf engstem Raum so viele prächtig gefärbte Kaiserbuntbarsch-Männchen nebeneinander beobachten kann. Es sind Aulonocara „Maulana“, wie man sofort anhand der typischen Färbung erkennt. Da die Tiere dieser Population etwas kleiner sind als die „Maulana“ aus der Chitimba-Bucht, werden sie manchmal als Aulonocara „Maulana Dwarf“ (englisch = „Zwerg“) gelistet.

Die von uns beobachteten territo­rialen Männchen waren keineswegs scheu. Nach kurzer Zeit nahmen sie keinerlei Notiz mehr vom Taucher. Sie waren meist mit der Balz und der Revierverteidigung beschäftigt. Dabei wurde auch so mancher eigentlich stärkere Mbuna weggebissen, wenn er das beanspruchte Areal kreuzte. Das nennt man wohl Heimvorteil. Ein Männchen wurde so neugierig, dass ich mich vor ihm sogar zurückziehen musste, damit es nicht zu dicht vor die Kamera schwamm.

Wir fanden Stellen, an denen Dutzende von Kaiserbuntbarsch-Weibchen in losen Gruppen beieinanderstanden und auf gattungstypische Weise im sandigen Untergrund nach Beute suchten. Vornübergebeugt, die Kehle dicht über dem Sand, bewegten sie sich kaum merklich vorwärts und hingen teils minutenlang in dieser Haltung über dem Boden. Dann bissen sie in den Untergrund und kauten das aufgenommene Substrat nach Fressbarem durch.

Das gesamte Verhalten deutet darauf hin, dass Kaiserbuntbarsche mit ihren stark vergrößerten Kopfporen unter der Schnauze und an den Wangen Bewegungen von Beutetieren als feine Druckschwankungen wahrnehmen. Im Gegensatz zu Lethrinops-Buntbarschen etwa, die wahllos den Sandboden umpflügen, schnappen Aulonocara offenbar ganz gezielt zu. Es ist immer wieder interessant, dieses Verhalten zu beobachten. Man hat unwillkürlich den Eindruck, als „horchten“ diese Cichliden regelrecht in den Untergrund „hinein“.

Maisoni-Kaiserbuntbarsch
Ein Riff weiter, am Maison-Riff, lebt ein anderer Vertreter der Gattung Aulonocara. Im Prinzip sind die Männchen dieses als Aulonocara „Maisoni“ bezeichneten Cichliden ähnlich wie Aulonocara „Maulana“ gefärbt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die gelbe Pigmentierung nur auf der Brust vorhanden ist und kaum über den Brustflossenansatz hinausgeht. Die Weibchen der beiden Formen lassen sich allerdings, wie es bei vielen Kaiserbuntbarschen der Fall ist, nicht voneinander unterscheiden.
Das Maison-Riff befindet sich östlich vom Hara-Riff relativ weit von der Küste entfernt. Die Wassertiefe beträgt dennoch, wie erwähnt, nur etwa 15 Meter. Aulonocara „Maisoni“ lebt ­übrigens nicht ausschließlich dort; die Art wurde vorher bereits am 22 ­Meter tiefen Chitimba-Riff  gefangen, sodass mittlerweile zwei Populationen dieses schönen Kaiserbuntbarsches bekannt sind.
Es ist bemerkenswert, dass die ­beiden farblich gut unterscheidbaren Kaiserbuntbarsche an diesem Uferabschnitt entdeckt wurden, denn eigentlich sind die Küsten in der Region von Chilumba fest in der Hand des Chilumba-Kaiserbuntbarsches (A. stuartgranti). Insbesondere nördlich der Ortschaft ist die Art häufig. Die Populationen von Ngara und Mdoka haben am Bauch und teils auch auf den Flanken gelbliche Pigmente; diese Fische wurden auch als Ngara-Aulonocara („Stuartgranti Ngara“) in den Handel gebracht.

Vor der aquaristischen Entdeckung der Chitimba Bay und der genannten Riffe hätte man es kaum für möglich gehalten, dass es sozusagen mitten im Verbreitungsgebiet von A. stuartgranti isolierte Lebensräume gibt, in denen sich gleich zwei unterschiedlich gefärbte Kaiserbuntbarsche entwickeln konnten. Dass sowohl Aulonocara „Maulana“ als auch Aulonocara „Maisoni“ als engste Verwandte des Chilumba-Kaiserbuntbarsches einzustufen sind, ist dabei nahe liegend und wohl unzweifelhaft.

Evolutionäre Arten
Dennoch wäre es wohl falsch, diese beiden Populationen kurzerhand als artgleich mit A. stuartgranti zu betrachten. Die Entwicklungen, die die isolierten Populationen nahmen, sind ganz klar unterschiedlich, was die ­jeweils arttypische Männchenfärbung ja eindrucksvoll belegt. Folglich kann man hier zwanglos von unterschied­lichen Arten im evolutionären Sinn sprechen, von evolutionären Arten.

Es ist zu erwarten, dass diese Einschätzung – analog zu anderen eng verwandten Buntbarschgruppen – durch zukünftige genetische Unter­suchungen untermauert wird. Die Bedeutung der spezifischen Färbung als Merkmal zur Unterscheidung und Charakterisierung gültiger Arten ist gerade bei Malawisee-Buntbarschen vielfach belegt. Beispielhaft seien hier nur die Dicklippenbuntbarsche der Gattung Petrotilapia erwähnt. Etliche dieser teils syntop vorkommenden Arten lassen sich weder durch klassisches Vermessen (morphologische Merkmale wie Körperproportionen) noch durch Zählen von Schuppen, Zähnen oder Flossenstrahlen (morphometrische Besonderheiten) gegeneinander abgrenzen, wohl aber anhand der unterschiedlichen Farbkleider. Also empfiehlt es sich, die einzelnen Populationen auch in der Aquaristik als separate Arten zu betrachten und nicht miteinander zu vermischen.

Andere Nicht-Felsencichliden (sogenannte Non-Mbunas) nehmen es mit der Bindung an bestimmte Lebensräume weniger genau. So fanden wir am Hara-Riff unter anderem mehrere Protomelas-, Rhamphochromis- und Mylochromis-Vertreter, wie sie auch an weiteren Stellen im See vorkommen. Ein Pärchen des Stachelwelses Bagrus meridionalis, der am See nur Kampango genannt wird, hatte unter einer vorspringenden Felskante Zuflucht gefunden. Die beiden Welse flüchteten nicht, wahrscheinlich hatten sie Nachwuchs im hinteren Teil ihres Unterstands. Zahlreiche Buntbarsch-Junge hielten sich dicht vor den Welsen auf. Für die Bartelträger sind sie als Beutefische zu klein. Die Jungcichliden finden hier Schutz, weil die Raubfische, die ihnen gefährlich werden, sich ihrerseits vor den bis ­immerhin ungefähr einen Meter lang werdenden Eelsen in Acht nehmen müssen.

Dutzende Maulana-Kaiserbuntbarsche, darunter auch ein dominantes Männchen, stehen friedlich über der angrenzenden Sandfläche und suchen nach Nahrung. Wir nutzen die wenige noch verbleibende Atemluft, um die schöne Szene im Bild festzuhalten. Dann heißt es aufsteigen, wir müssen den faszinierenden Lebensraum schon wieder verlassen.