Einer der Gründe, warum Aufnahmen von Aquarienbewohnern so leicht misslingen, ist das häufig nur spärlich vorhandene Licht. Der Einsatz von Blitzlicht stellt eine Möglichkeit dar, um die Situation jeweils für einige Millisekunden zu ändern – ausreichend Zeit, um Bilder mit hervorragender Schärfe und brillanten Farben zu erstellen. Bei behutsamem und überlegtem Einsatz dieser Technik sind auch Lichtsituationen möglich, die weder künstlich noch aufdringlich wirken. | Von Andreas Werth

Gerade die besonders reizvollen Momentaufnahmen sind es, die den Einsatz von Blitzlicht unentbehrlich machen. Ablaich- und Balzsequenzen, Revier- und Imponierkämpfe, das Abspreizen sämtlicher Flossen – oft bleiben dem Fotografen nur Sekundenbruchteile, um die Kamera im richtigen Moment auszulösen. Um dabei die erforderliche Schärfe bei korrekter Belichtung sicherzustellen, wird mindestens eine leistungsstarke Lichtquelle benötigt. Die typische Aquarienbeleuchtung reicht dafür nicht aus. Eine naheliegende und zudem mobil einsetzbare Lösung für dieses Problem sind externe Blitzgeräte.



Ausgaben für zusätzliches Blitz-Equipment übersteigen jedoch sehr schnell den Preis der dazugehörigen Kamera. Vielfach wird daher zunächst versucht, mit der Technik auszukommen, die bereits in der Kamera enthalten ist.

Aufklappblitz

Der in nahezu allen Einsteiger- und Prosumer-Modellen verbaute, integrierte Kamerablitz verleitet dazu, ihn auch einmal für aquaristische Aufnahmen einzusetzen. Allerdings zeigt sich schnell, dass dieses Blitzmodul aus verschiedenen Gründen eigentlich nicht für diese Aufgabe geeignet ist, zumindest bei ausschließlicher Verwendung. Durch die Nähe zur optischen Achse kommt es bei Aufnahmen senkrecht durch die Aquarienscheibe zu unvermeidlichen Reflexionen und Spiegelungen. Diese Situation lässt sich zwar durch Ändern des Blickwinkels positiv beeinflussen, führt dann aber zu neuem Ärger: Optische Abbildungsfehler (chromatische Aberrationen) verursachen Schärfeeinbußen, die sich über das gesamte Bild erstrecken. Je stärker die optische Achse vom senkrechten Lot zur Aquarienscheibe abweicht, umso deutlicher machen sich diese Fehler bemerkbar.

Ein generelles Problem beim Einsatz einer einzelnen, annähernd punktförmigen Lichtquelle ist die deutliche Schattenbildung auf hinter dem Motiv befindlichen Objekten. Bei Verwendung eines Aufklappblitzes wird dieses Manko aufgrund der geringeren Abstrahlfläche besonders offensichtlich. Der Blitzeinsatz wirkt bei entsprechenden Aufnahmen oft aufdringlich, die Ausleuchtung unaus­gewogen bis unnatürlich.

Eine große Einschränkung ist die unvermeidliche Fixierung oben auf der Kamera, denn dadurch ist die Blitzrichtung – frontal von vorn – stets vorgegeben. Infolgedessen werden Motiv und Hintergrund immer zu gleichen Anteilen ausgeleuchtet. Und schließlich kann es bei kurzen Motivabständen zur Abschattung kameranaher Bildbereiche durch das Objektiv kommen, wenn es in den Kegel des Blitzlichts hineinragt (Objektivabschattung).

Externe Systemblitzgeräte

Deutlich leistungsstärker und wesentlich flexibler einsetzbar sind externe Blitzgeräte, die idealerweise entfesselt betrieben werden, also nur noch über ein Kabel oder – besser – drahtlos mit der Kamera verbunden. Markengeräte der jeweiligen Hersteller werden zu Preisen zwischen 200 und 600 € an­geboten, einige Fremdhersteller (Cullmann, Metz, Nissin, Sigma ...) versprechen kostengünstigere Alternativen bei identischer Funktionalität.

Grundsätzlich unterscheidet man Slave- und Mastermodelle. Ein mit der Kamera verbundener Masterblitz kann beim Auslösen weitere Blitzgeräte zünden und fungiert dann als Blitzsteuergerät. Besitzer mehrerer Blitzeinheiten können sie in Gruppen unterschiedlicher Leuchtstärke einteilen, und mit steigender Gerätezahl nehmen naturgemäß auch die Variationsmöglichkeiten bei der Ausleuchtung zu. Die Lösung von der Kamera gestattet es dem Fotografen, bestimmte Aufnahmebereiche gezielt auszuleuchten.

Blitzsteuergeräte

Besonders komfortabel ist der Einsatz eines Steuergerätes auf dem Blitzschuh der Kamera. Diese Bauteile sind deutlich kompakter als ein Masterblitz und erleichtern dem Fotografen aufgrund der Gewichtsersparnis den Umgang mit der Kamera erheblich. So bieten Nikon (SU-800, ab etwa 250 €) und Canon (ST-E2, ab circa 180 €) Produkte an, die über eine Infrarot-Steuerung kommunizieren.

Die Kontrolle der einzelnen Blitzeinheiten erfolgt dabei wie beim Mastermodul; die ausgesandten Steuerblitze werden aber durch einen getönten Kunststoffvorsatz gefiltert, der das sichtbare Licht fast vollständig blockiert. So sinkt das Risiko von Spiegelungen oder Reflexionen in der Aquarienscheibe auf ein Minimum.

Eine Alternative zur optischen Steuerung bietet das jüngst erschie­nene Canon Speedlite ST-E3-RT, das zur Kommunikation mit den Blitzeinheiten Funksignale nutzt. Ein Sichtkontakt zwischen Transmitter und Blitz ist daher nicht mehr erforderlich.

Nikon führte mit der D70 als erster Hersteller die kamerainterne, draht­lose Steuerung von Blitzgeräten über den integrierten Aufklappblitz ein. Mittlerweile ist diese Funktionalität auch bei Pentax- (aktuelle K-Reihe, K20D, K10D nach Firmware-Update), Olympus- (E3, E5, E620) und Canon-DSLR-Modellen (60D, 7D) verfügbar. Problematisch sind bei dieser Technik Reflexionen durch die ausgesandten Steuerblitze in der Aquarienscheibe. Mit speziellem Zubehör lassen sie sich aber verhindern (siehe Kasten „Infrarot-Filter“).

Aufstellungssache: die Blitz-Positionierung

Bei Porträtaufnahmen im Fotostudio ist der wohldosierte Einsatz von Vorder-, Gegen-, Streif- und Seitenlicht eine der Grundlagen für gelungene Ergebnisse. Zumindest teilweise lassen sich solche grundsätzlichen Überlegungen zur Lichtführung auch auf die aquaristische Fotografie übertragen. Für die Umsetzung sollten dann mindestens zwei entfesselt einsetzbare Systemblitzgeräte zur Verfügung stehen.

Beim Einsatz eines einzelnen Ge­rätes muss sich der Fotograf entscheiden, ob er in der jeweiligen Situation Licht von vorn, oben oder einem be­liebigen Winkel dazwischen verwenden möchte. Die Änderung des seitlichen Neigungswinkels steigert die Variationsmöglichkeiten zusätzlich.

Kommt das Licht ausschließlich von oben, kann der Vordergrund (mit dem Hauptmotiv) betont werden, ohne gleichzeitig die Umgebung aufzuhellen. In der Praxis lässt sich der Lichtkegel, etwa mit dunkler Pappe auf der Deckscheibe, zusätzlich begrenzen, um die hinteren Beckenregionen stärker abzuschatten. Im Ergebnis setzt sich das Motiv besser vom Hintergrund ab, das Auge des Betrachters wird in die gewünschte Richtung gelenkt, und die Aufnahme wirkt insgesamt ruhiger, da sich weniger wichtige Details ausblenden lassen. Gleichzeitig sinkt bei dieser Lichtführung das Risiko unerwünschter Reflexionen auf dem Motiv; ein Vorteil, der sich besonders bei stark glänzenden Darstellern bemerkbar macht. Oberflächenstrukturen (bei Fischen beispielsweise die Schuppen) erscheinen im Vergleich zu anderen Lichtsituationen besonders plastisch.

Ein deutlicher Kontrastverlauf (oben hell, unten dunkel) kann sich negativ bemerkbar machen, und mangels seitlichem Licht werden die Körperfarben häufig nicht zufriedenstellend und in ausreichender Intensität wiedergegeben. Diese Probleme treten nicht auf, wenn das Licht von vorn – entsprechend der Blickrichtung in das Aquarium – eingesetzt wird. Auf diese Weise kommen die Farben der Beckeninsassen besser zur Geltung. Wie beim Aufklappblitz beschrieben, werden aber auch hier Vorder- und Hintergrund zwangsläufig gleichermaßen ausgeleuchtet, ohne dass der Fotograf korrigierend eingreifen könnte.

Die Mischung macht den Unterschied

Erst der Einsatz von zwei und mehr Blitzgeräten ermöglicht es, die oben beschriebenen Vorteile zu kombinieren. Die Ausleuchtung kann harmonischer gestaltet werden, und der Blitzeinsatz wirkt insgesamt weniger offensichtlich. Zu guten Ergebnissen führt häufig die Kombination je eines Blitzmoduls von oben und schräg vorn. Eine weitere Möglichkeit wäre die Positionierung beider Blitze auf der Deckscheibe, sodass sie jeweils schräg von links und rechts vorn in das Aquarium abstrahlen.

Es gibt leider kein Patentrezept für alle denkbaren Situationen, aber dank der digitalen Technik ist die sofortige Kontrolle der unterschiedlichen Ausleuchtungsergebnisse möglich und die Gerätepositionierung schnell zu optimieren.

Lichtstreuung
Um die Schattenbildung weiter zu reduzieren, kann man auf im Zubehörhandel erhältliche Diffusoren zurückgreifen. Ihre Wirkung beruht auf der Vergrößerung der Abstrahlfläche der beschriebenen Systemblitzgeräte. Kleine Plastikkappenaufsätze erfüllen diese Aufgabe nicht ganz zufriedenstellend. Deutlich wahrnehmbare Änderungen bringen erst großzügiger dimensionierte Diffusoren (Softboxen).

Auch Reflektoren streuen das Licht sehr weich. Erste Versuche mit indirekter Blitztechnik kann man beispielsweise mithilfe einer Styroporplatte über dem Aquarium anstellen, die man von unten anblitzt. Die Ergebnisse unterscheiden sich erstaunlich von direkt geblitzten Aufnahmen.

Bei allen Streumethoden ist zu berücksichtigen, dass ein nicht unerheblicher Teil der ursprünglichen Lichtmenge für die Belichtung verloren geht.

Pigment- und Strukturfarben

Fische und andere Organismen ver­fügen über körpereigene Substanzen, die Licht bestimmter Wellenlänge absorbieren. Wird auf diese Weise ein Teil des Farbspektrums entfernt, erscheint uns die angestrahlte Fläche in der Komplementärfarbe. Man spricht dann von Pigmentfarben. Sie sind bei Fischen innerhalb gewisser Grenzen variabel und über verschiedene Faktoren (Alter, Stress, Laichbereitschaft ...) beeinflussbar.

Anders verhält es sich mit Strukturfarben. Sie entstehen durch physikalische Prozesse wie Lichtstreuung oder -brechung und sind sehr von den Lichtverhältnissen bei der Aufnahme abhängig. Darum bereiten sie gelegentlich Schwierigkeiten beim Fotografieren.

Ein gutes Beispiel ist der Rote Neonsalmler. Sein Rotanteil basiert auf entsprechenden Pigmentfarben, deren Farbeindruck unabhängig davon ist, aus welcher Richtung geblitzt wird. Im Gegensatz dazu erstrahlt sein leuchtend blaues Band nur dann in den uns aus dem Aquarium vertrauten Farben, wenn das Blitzlicht von oben eingesetzt wird. Bei frontal geblitzten Aufnahmen erscheint es in einer metallisch goldgrünen Färbung.

Fazit

Abschließend möchte ich Alan Hill zitieren, der über 20 Jahre lang Aquarienfische porträtierte und seine Bilder regelmäßig im englischsprachigen Raum publizierte. In seinem Artikel „Three steps to better photos“ schreibt er zusammenfassend:
1. Develop trust in your equipment;
2. use bright lighting, but keep it under control;
3. know your fishes.

Obwohl sich nur schwer sagen lässt, ob einer der drei Punkte wichtiger als die beiden anderen ist, bringt Empfehlung 2 die Probleme beim Einsatz von Blitzgeräten in der aquaristischen Fotografie auf den Punkt: Blitzlicht liefert eine ausreichende Lichtmenge für unsere Aufnahmen, aber die gewünschten Ergebnisse erzielt man erst durch seinen kontrollierten Einsatz und mit angemessener Dosierung.  

Infrarot-Filter

Bei externen IR-Blitzsteuergeräten werden Spiegelungen und Reflexionen in den Aquarienscheiben aufgrund ausgesandter Steuerblitze durch die Filterung des sichtbaren Lichtspektrums weitestgehend ausgeschlossen. Das ist mit entsprechendem Zubehör auch bei interner drahtloser Blitzsteuerung über den Aufklappblitz möglich.

Vom Kameramodell unabhängig ist die Verwendung einer von Metz entwickelten IR-Filterklammer. Sie ist nur als Ersatzteil (für den mecablitz 15 MS-1 digital) unter der Bezeichnung „Filterklammer komplett“ (Artikelnummer 708960068.A1) für etwa zehn Euro über den Hersteller (www.metz.de, Tel. [0911] 9706276) zu beziehen. Zurzeit ist Metz kein Kameramodell mit Aufklappblitz bekannt, das nicht mit dieser Filterklammer verwendet werden kann.

Nikon bietet mit dem zum Makroblitz-Kit R1 gehörigen SG-3IR-Filtervorsatz eine vergleichbare Lösung an, die für alle Nikon-Bodys geeignet und auch separat erhältlich ist. Der Filter wird am Blitzschuh befestigt, sodass bei vergleichbaren Abmaßen auch die Nutzung mit Modellen anderer Hersteller möglich ist.

Befestigung von Blitzgeräten

Eine sichere Fixierung schützt die eingesetzten Blitzgeräte vor Schäden durch Herunterfallen oder vor dem Versenken im Aquarienwasser. Aquarienscheiben bieten eine sehr gute Möglichkeit, Licht von der Seite oder schräg von oben einzusetzen. Dazu befestigt man die externen Blitzeinheiten über den Blitzfuß an einem Saugstativ. Cullmann bietet mit dem CS33-Saugstativ (optional mit Kugelkopf CB3.1, Kombination ab circa 40 €) die Weiterentwicklung des bereits bewährten Vorgängermodells 1003 an. Richtig an die Scheibe angesetzt und durch Kontrolle mit der Hand geprüft, bietet es sicheren Halt für den Blitz. Das Kugelgelenk und die oft ihrerseits neigungsverstellbaren Blitzgeräte sorgen für Flexibilität bezüglich der Abstrahlrichtung.

Eine variable Lösung für Regal­bretter, Metallstangen und steglose Abschlusskanten von Aquarienscheiben bietet eine Kombination aus Klemme, Aufsteckschuh und Neiger mit Kugelgelenk. Für die Befestigung an Glasscheiben bietet sich als schützende Unterlage etwa ein Stück Fahrradschlauch an.