Parathelphusa maculata – der lateinische Artname bedeutet „gepunktet“ – ist eine bemerkenswert lebhafte und dabei ausgesprochen hübsche Krabbe. Obendrein erweckt sie den Eindruck, intelligent zu sein; ja, mitunter könnte man meinen, dass diese Tiere sogar einen eigenen Charakter entwickeln. | Von André Haase

Anfang 2010 wurde P. maculata erstmals importiert, seitdem befinden sich diese Krabben in meinem Besitz. Die braun und gelb getüpfelten Tiere erreichen eine maximale Panzerbreite von sechs Zentimetern.



Bei den Männchen vergrößert sich im Lauf ihres Lebens eine der beiden Scheren. Sie wird zu Revierkämpfen, aber auch zum Knacken von Schneckenschalen eingesetzt.
Die Weibchen mit ihren kleineren Scheren knacken ebenfalls Mollusken; größere Schnecken, etwa Tylomelania-Arten, bleiben in der Regel jedoch verschont.

Nach einigen Wochen und Monaten der Anpassung und Eingewöhnung bemerkte ich, dass meine Krabben die ganz große Angst vor mir verloren hatten und mit meiner Person anscheinend etwas Positives assoziierten. Im Lauf der Zeit wurden die Tiere sogar mehr oder weniger „zahm“; sie waren praktisch immer zu sehen und fraßen aus der Hand.

Betrat jemand das Zimmer, in dem das Krabben-Becken steht, verließen die meisten Exemplare ihr Versteck und kletterten aus dem Wasser; dabei streckten sie ihre Scheren weit in die Luft und bewegten sie hin und her. Gab es dann wirklich Futter, dauerte es nur wenige Sekunden, bis alle mit ihrer Beute wieder in ihren Verstecken saßen.

Untereinander sind Tüpfelkrabben recht ruppig, vor allem die Männchen legen spätestens mit dem Erreichen der Geschlechtsreife ein sehr territoriales Verhalten an den Tag.

Parathelphusa maculata kommt in Singapur, Süd-Sumatra und Malaysia vor. Natürliche Habitate sind Sümpfe, Tieflandflüsse und Reisfelder. Dort leben die Krabben unter Steinen, zwischen Pflanzen und in Holzablagerungen. Sie tolerieren selbst sauerstoffarmes Wasser und bauen Höhlen von über einem Meter Tiefe, deren Enden stets mit Grundwasser gefüllt sind. Mancherorts gelten sie als Plage, da sie in Reisfeldern gern die jungen Triebe der Reispflanzen verspeisen.

Die Pflege von P. maculata im Aquarium ist nicht sehr schwierig, sofern man einige Dinge beachtet. Da diese Krabben ja recht groß werden (ihre Beinspannweite kann durchaus 18 Zentimeter betragen), ist ein Becken von mindestens 100 Zentimetern Kantenlänge erforderlich. Ein solcher Behälter reicht aus, um ein Paar oder – bei gut strukturierter Einrichtung – eine Dreiergruppe aus einem Männchen und zwei Weibchen unterzubringen.

Zwar halten sich die Tiere hauptsächlich im Wasser auf, doch benötigen sie einen relativ großen Landteil (mindestens 25 Prozent der Bodenfläche), der aus für den Höhlenbau tauglichem Substrat besteht. Das Becken sollte großzügig mit Kokosnussschalen, Tonhöhlen, Korkrindenstücken sowie mit Pflanzen und Blättern ausgestattet sein; das Laub dient als Versteckmöglichkeit, aber auch als Nahrung.

Parathelphusa maculata ist ein Allesfresser, die Krabben verzehren jegliche Art von Flocken- und Frostfutter, Tabs, aber auch Obst und Gemüse. Eine Vergesellschaftung mit kleinen, schnellen Fischen oder mit Garnelen und Schnecken ist prinzipiell möglich. Dabei kann es aber zu Verlusten kommen, da Parathelphusa bei nicht ausreichendem Nahrungsangebot auf die Jagd geht. Vor allem Schnecken sind eine beliebte Abwechslung auf dem Speiseplan, zumal sie eine nützliche Kalzium-Quelle darstellen.

Als Angehörige der Familie Gecarcinidae pflanzt sich P. maculata im Süßwasser fort und bringt fertige Jungtiere hervor. Tragende Weibchen sind nicht nur äußerlich zu erkennen, sondern sie benehmen sich auch anders: Sie halten sich fast nur noch an Land auf, werden scheuer und stellen die Nahrungsaufnahme ein. Es ist ratsam, trächtige Tiere zu separieren, da sie sich gegenüber Artgenossen sehr aggressiv zeigen.

Ein erwachsenes Weibchen produziert ungefähr 100 bis 120 Eier, die sich im Lauf von vier bis fünf Wochen zur Schlupfreife ent­wickeln. Die Wasserwerte spielen – wie bei fast allen Krabben – nur eine untergeordnete Rolle. Die Temperatur jedoch sollte mindestens 20 °C betragen, 28 °C aber nicht übersteigen.

Die frisch geschlüpften Jungtiere halten sich noch mindestens zwei Wochen lang unter der Bauchklappe des Weibchens auf. In dieser Zeit zehren sie von ihrem Dottersack. Haben sie eine Carapax-Breite von etwa zwei Millimetern erreicht, trennen sie sich von ihrer Mutter. Zum Freisetzen des Nachwuchses sucht das Weibchen wieder das Wasser auf. Haben die Kleinen einmal das Pleon verlassen, kehren sie nicht mehr dorthin zurück.

Die nun selbstständigen Mini-Krabben sind einfach mit Frost- und Granulatfutter zu ernähren. Sie wachsen anfangs sehr schnell und erreichen schon nach einem Monat eine Carapax-Breite von sechs Millimetern.