Erstmals wurde kürzlich eine europäische Population des australischen Flusskrebses Cherax quadricarinatus gemeldet; Einzelfunde hier ausgewildeter Exemplare gab es schon früher.

Zwei Biologen des Nationalen Instituts für Biologie in Ljubljana berichteten von einer Cherax-Gruppe im Altarm des Flusses Topla im Osten Sloweniens, wo es heiße Thermalquellen gibt. 15 Tiere wurden gesammelt; das bisher geringe Vorkommen zeigt entweder, dass die Population sich noch in der Entwicklungsphase befindet, oder dass die Habitatbedingungen für die Spezies nicht optimal sind.

Die „Redclaws“, wie sie in Australien heißen, wurden in bis zu 40 °C warmem Wasser gefunden, die meisten geschlechtsreifen Tiere jedoch in kühleren Abschnitten (21 bis 31 °C). Eine weitere Ausbreitung in dem Topla-Altarm ist zwar zu erwarten, doch ist eine Invasion in angrenzende Flüsse unter den gegebenen klimatischen Bedingungen eher nicht zu befürchten. Grundsätzlich stellt der schnell wachsende und groß werdende Krebs aber eine Bedrohung für einheimische Arten dar.

Gregory Snovsky und Bella Galil berichteten vom ersten Fund derselben Art im See Genezareth in Israel. In den frühen 1990er-Jahren hatte die Regierung die Krebse zu Speisezwecken importiert.

Die Tiere wurden in verschiedenen Einrichtungen gezüchtet, „eine Warnung vor ihrer Einfuhr in den klimatisch gemäßigten Teil des Landes aber ignoriert“, so die Forscher. Im Süden seien die Kulturgewässer durch Wüste von natürlichen Flüssen getrennt gewesen, aber die Art wird in Kfar Monash an der Küste vermehrt, wo eine Farm jährlich bis zu 100 Millionen Jungtiere liefern kann.

Im Januar fingen Angler ein 18,7 Zentimeter langes Exemplar (Carapax-Länge) in nur zwei bis drei Meter tiefem Wasser gegenüber der Promenade von Tiberias und einem Badestrand. Sie übergaben das Tier an Snovsky, der es einige Wochen in einem Aquarium hielt. Seinen Studien zufolge konnten sich Populationen von C. quadricarinatus bereits erfolgreich in Queensland und New South Wales (Australien), in Afrika, Mexiko, Puerto Rico, Jamaica und in Singapur etablieren. Die Aquakultur und die Aquarienindustrie seien dabei die unterstützenden Faktoren. Eine stärkere Überwachung in dem künstlichen Ökosystem des Sees Genezareth sei dringend nötig.

Derweil wurde aus Italien eine Invasion von Procambarus clarkii gemeldet. Der See Orta im Piemont wurde in den 1980er-Jahren zwar mit Kupfer verseucht, nach und nach jedoch von Lebewesen zurückerobert, auch wenn er bezüglich der Artenvielfalt immer noch nicht mit anderen voralpinen Seen mithalten kann. In einer solchen Umgebung mit leicht durcheinanderzubringendem Ökosystem verlangt die Ausbreitung einer gefräßigen Art erhöhte Aufmerksamkeit, urteilten Roberta Piscia und Kollegen.

Hinzu kommt, dass P. clarkii – wie die beiden anderen amerikanischen Neozoen, Pacifastacus leniusculus und Orconectes limosus – ein Überträger der Krebspest ist. Außerdem richtet der Amerikanische Sumpfkrebs mit seinen Grabaktivitäten schwere Schäden an landwirtschaftlichen Flächen wie Reisfeldern sowie an Flüssen und Seen an, deren Ufer er destabilisiert.

Nicht zuletzt ist er ein gefräßiger Allesfresser und verursacht gravierende Änderungen in der Nahrungskette des eroberten Ökosystems.
Die Art kann sich sogar von giftigen Cyanobakterien ernähren und über Land fortbewegen. Die Wissenschaftler beobachteten mit etwa einem Individuum pro Quadratmeter eine hohe Populationsdichte und kündigten Gegenmaßnahmen an, um die negativen Auswirkungen von P. clarkii auf Ökologie und Ökonomie der Region zu minimieren.
Oliver Mengedoht

Literatur
Jaklic, M., & A. Vrezec (2011): The first tropical alien crayfish species in European waters: The redclaw Cherax quadricarinatus (Von Martens, 1868). – Crustaceana 84 (5–6): 651–665. DOI: 10.1163/001121611X577936. Snovsky, G., & B. S. Galil (2011): The Australian redclaw crayfish Cherax quadricarinatus (von Martens, 1868) in the Sea of Galilee, Israel. – Aquatic Invasions 6 (1): 29–31. DOI: 10.3391/ ai.2011.6.S1.007. Piscia, R., P. Volta, A. Boggero & M. Manca (2011): The invasion of Lake Orta (Italy) by the red swamp crayfish Procambarus clarkii (Girard, 1852): A new threat to an unstable environment. – Aquativ invasions 6 (1): 45–48. DOI: 10.339/ ai.2011.6.S1.010.