Leider sind Beifänge, die ja nur in geringen Stückzahlen zu uns gelangen, in den letzten Jahren immer seltener geworden, da die meisten Aquarienfische heute „artrein“ importiert werden. Schon lange interessiere ich mich für solche versehentlich nach Deutschland geratenen Fische, weil es sich dabei sehr oft um Arten handelt, die gezielt niemals oder nur ganz selten importiert werden. Man muss in Zoogeschäften, die Wildfangtiere anbieten, genau hinschauen, um solche Raritäten zu entdecken. Bei den südamerikanischen Salmlern sind es im Wesentlichen drei Arten, die als „Hauptlieferanten“ von Beifängen infrage kommen, alle drei sind als Aquarienfische bestens kennt: Roter Neon (Paracheirodon axelrodi), Rotkopfsalmler (Hemigrammus bleheri) und Fahnen- Kirschflecksalmler (Hyphessobrycon erythrozonus). In den letzten Jahren entdeckte ich außerdem unter den folgenden Arten Beifänge: Blauer Neonsalmler (Paracheirodon simulans), Marmor- Beilbauch (Carnegiella strigata), Rotaugen-Kaisertetra (Nematobrycon lacortei), Längsband- (Nannostomus beckfordi) und Zwergziersalmler (N. marginatus) sowie Brillantsalmler (Moenkhausia pitteri). Zurzeit pflege ich fünf Salmler dreier verschiedener Arten, die ich mir aus einem Schwarm Blauer Neon heraussortieren ließ. Bisher konnte ich nicht herausfinden, um welcher Spezies es sich handelt, drei der Tiere könnten der Art Hemigrammus rodwayi angehören. Viel wichtiger ist es für mich aber, wie sich meine Beifänge im Wohnzimmer- Aquarium entwickeln. Die fünf Salmler fressen so ziemlich alles, was ich an Futter zu bieten habe, nur bei größeren Brocken müssen sie passen. Leider gelang es mir nicht, brauchbare Fotos von den Fischen anzufertigen. Einen außergewöhnlichen Beifang pflegte ich von 2007 bis März 2013. Er besaß ein schönes, blaues Farbkleid mit einem schwarzen Längsstreifen, so ähnlich, wie man es vom Schwarzen Neon kennt. Je nach Lichteinfall schimmerte der Fisch in vielen unterschiedlichen Tönen, manchmal in einem leichten Violett. Seine Flossen hatten einen rötlichen Anflug, seine Fettflosse zeigte einen dunkelroten Hauch. Zur Artbestimmung kann ich leider nicht viel sagen, aber ich vermute, dass es sich um einen Vertreter des Hyphessobrycon-herbertaxelrodi- Formenkreises handelte. Für mich bezeichnete ich diesen Salmler vorsichtig als H. sp. „Blaustreifen“. Zwar fand ich diesen Fisch in einem Schwarm Inpaichthys kerri, glaube aber kaum, dass er wirklich ein Königssalmler- Beifang war. Das Tier fraß alles, was für sein Maul klein genug war. Seit 2012 halte ich einen wunderschönen und kleinen Karpfenfisch, den ich als Beifang zwischen Roten Keilfleckbärblingen (Trigonostigma espei) fand. Leider konnte ich auch diese Art bisher nicht identifizieren, denke aber, dass ich es mit einem Vertreter der Gattung Rasbora zu tun habe. Auch Panzerwelse der Gattung Corydoras, bei denen es sich um Beifänge handelte, pflegte ich schon, und zwar Vertreter zweier Artengruppen. Einige Tiere sahen wie C. elegans aus, andere wie Angehörige des C.-adolfoi-Formenkreises. Es ist schade, dass Beifänge immer seltener in den Zoogeschäften auftauchen. Zumindest für richtig ernsthafte Liebhaber waren sie früher so etwas wie das Salz in der Suppe der Aquaristik. Thorsten Könnecke