Die Beschreibung in der Gattung Spectracanthicus ist zumindest fragwürdig. Spectracanthicus zuanoni gibt ebenfalls Grund zur Diskussion. Wie korrekterweise angeführt, lassen sich L 20 und L 354 im Grunde gut voneinander unterscheiden. Dazu sind Zeichnung und Färbung jedoch nicht heranzuziehen, denn die sind zu variabel und ermöglichen nicht immer eine sichere und korrekte Zuordnung. Wichtiger sind morphologische Unterschiede, denn L 354 wird etwas größer als L 20, hat einen breiteren Körper und wirkt somit „robuster“. In der Originalvergabe der L-Nummer weist André Werner darauf hin, dass L 354 mehr Kieferzähne besitzt, was ich nach der Begutachtung einiger Dutzend selbst gefangener Exemplare jedoch nicht bestätigen kann. Als Aquarianer kennt man nicht die gesamte Bandbreite von S. zuanoni. Es gibt nur „L 20 aus Altamira“ und „L 354 aus dem Rio Iriri“, was – so einfach betrachtet – nicht der Realität entspricht. Zwischen Altamira und dem Iriri liegen ungefähr 100 Flusskilometer, überall dort gibt es S. zuanoni, und sie verändern sich stetig. L 20 werden von den Fischern „vor ihrer Haustür“ in nächster Umgebung von Altamira gefangen, L 354 hingegen nur auf Bestellung. Dazu fahren die Fischer den Rio Xingu hoch, Richtung Iriri. Und das ist der nächste Irrtum in unserer Literatur: L 354 gibt es zwar auch im Rio Iriri, die Tiere werden dort aber nicht für den Handel gefangen, da es sich bei dem gesamten Flussgebiet um einen Nationalpark handelt. Schon einige Kilometer nördlich der Iriri-Mündung in den Rio Xingu entsprechen die Welse im Phänotyp dem gewünschten L 354 und dürfen offiziell gesammelt werden. Auch oberhalb der Iriri- Mündung bei São Felix leben S. zuanoni, wiederum anders gefärbt und mit anderer Zeichnung. Da die Art im Süden allerdings an Attraktivität verliert, gelangen von dort nicht viele Importe zu uns. Es handelt sich bei all diesen Welsen um Angehörige einer einzigen Art. Man kann sie in Populationen oder Formen unterteilen, die Spezies ist und bleibt allerdings ein und dieselbe. Und damit hat auch L 354 einen wissenschaftlichen Namen. Vergleichbar ist die systematische Stellung des sehr beliebten Baryancistrus xanthellus, eine Art, die sogar vier L-Nummern erhalten hat, einen dementsprechend variablen Phänotyp aufweist und doch lediglich eine Spezies repräsentiert. Für den Export werden die beliebten Harnischwelse oft in denselben Gebieten gefangen, somit bekommt man als Außenstehender nicht mit, wie variabel die Art in Wirklichkeit ist. Daniel Konn-Vetterlein