Eigentlich halte ich die DATZ für die kompetenteste deutsche Vivaristik-Zeitschrift. Dennoch möchte ich zum Dezember-Heft einige kritische Anmerkungen machen.

Als Mitglied im AKFS (Arbeitskreis Kaltwasserfische und Fische der Subtropen) bekomme ich regelmäßig die Zeitschrift „VDA aktuell“. Hauptproblem der Autoren dieses Heftes scheinen drohende Einschränkungen bei der Haltung exotischer Fische aus Tierschutzgründen zu sein. Ich halte die Argumente der Tierschützer an­gesichts der Beiträge über sogenannte Nano-Aquarien oder „Häusliche Gewalt“ zur Pflege von Channa pulchra durchaus für stichhaltig. Von den Zuständen in manchen Zoohandlungen oder Zimmeraquarien will ich gar nicht erst schreiben. Dass der Handel vom Verkauf dieser Fische profitiert, ist ja eigentlich klar.

Seit gut 40 Jahren bin ich Aquarianer. Dass wir als Kinder keine großen Becken hatten, lag nicht daran, dass wir „Nano-Fans“ waren. Ich würde meine Fische heute nicht mehr so halten wie damals in der DDR. Da wurde derjenige beneidet, der seinen Tieren das größte Aquarium bieten konnte. Nun scheint es aber wieder ein „Zurück zur Goldfischglocke“ zu geben.

Wer kommt eigentlich auf die – mit Verlaub – bescheuerte Idee, einen Wettbewerb zu veranstalten, bei dem eine Pralinenschachtel mit 300 Millilitern Inhalt als Aquarium eingerichtet werden soll? Wenn man dann noch ein Elassoma-evergladei-Paar darin einsperrt, feiern die Goldfischglocken wieder fröhliche Urständ. Hier geht es doch nicht um seriöse Aquaristik, sondern höchstens um einen Werbegag der Industrie.

Wer seinen Ehrgeiz darauf verwendet auszuprobieren, was man Fischen zumuten kann, sollte eigentlich keine Gelegenheit bekommen, seine Versuchsergebnisse in einer Zeitschrift wie der DATZ zu veröffentlichen. Ich halte und vermehre selbst verschiedene Elassoma-Arten, aber das beschriebene „Aquarium“ würde ich ihnen höchstens als Transportgefäß zumuten. Das abgebildete Männchen zeigt schon durch seine Färbung, wie „wohl“ es sich fühlt. Der ganze „Hype“ um die Nano-Aquaristik hat meines Erachtens nur den Zweck, Umsatz zu machen. Mit artgerechter Haltung hat er nichts zu tun.

Das Argument, kleine Fische könnten in größeren Becken „untergehen“, ist aus meiner Sicht nur ein Alibi, zumal es ja auch wieder nur die Interessen des Halters berücksichtigt. Selbst kleine Salmler oder Rasbora-Arten kommen bei entsprechender Einrichtung und optimalem Besatz eines größeren Behälters sehr wohl zur Geltung. Ich pflege etwa Tanichthys micagemmae in einem 60 x 30 x 30 Zentimeter großen Aquarium, ein kleineres würde ich ihnen nicht zu­muten. Im Sommer haben die Fische dann draußen mehr Platz. Je großzügiger das Becken im Verhältnis zu seinen Bewohnern ausfällt, desto näher kommt es dem Anspruch, ein „Stück Natur im Heim“ zu sein. Genau den hatten die Pioniere der Aquaristik wie Emil Adolf Roßmäßler. Vielleicht sollten die Nano-Vertreter einmal das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ lesen …

 

Zum Artikel von Florian Lahrmann: Wie kann man Fische dieses Kalibers zu einer solchen Haft verurteilen? Ein 160-Liter-Becken (Außenmaße!) für 20 Zentimeter lange Channa – zeugt das nicht von einer gewissen Ignoranz gegenüber den Ansprüchen der Tiere? Gehören solche Fische überhaupt in den Zoohandel? Tiere, die sich derart zurichten, weil sie keine Ausweichmöglichkeit haben, lassen sich meines Erachtens nicht artgerecht halten. Wie kann man an einem solchen Aquarium Freude haben?

Das Argument, Fische pflanzten sich nur fort, wenn sie sich wohl fühlen, halte ich für fragwürdig. Oft müssen einfach nur die physikalischen und chemischen Parameter stimmen, um den Reproduktionstrieb auszulösen. Und wenn sich solche Fische vermehren – was passiert mit dem Nachwuchs, den man Bekannten oder Händlern überlässt? Machen sich die Halter solcher Arten darüber keine Gedanken?

Tierschützer tun es und werden dafür von Aquarianern angegriffen. Da muss man sich schon die Frage stellen: „Aquaristik – quo vadis?“ So lautete der Titel eines der letzten VDA-aktuell-Hefte.

Von Peter Bennewitz