Ganz begeistert war ich, als uns die Hotelleitung in unserem letzten Urlaub mit einem individuellen Miniteich im Garten unseres Bungalows überraschte. Wir waren in Mui Ne (Vietnam), und dort ist es üblich, wie in vielen südostasiatischen Ländern, größere Thai-Kübel in Gärten und Parks aufzustellen, ebenso vor Geschäften, Restaurants, Museen, Tempeln und Wohnhäusern. Kübel für Gäste in Hotelanlagen kannte ich bislang nicht.
Auf den ersten Blick schauen diese Gefäße wie große, mit Wasser gefüllte Blumentöpfe aus – aber Vivarianer sehen natürlich mehr! Thai-Kübel ähneln Aquarien, sie haben ein großes Volumen (etwa 100 Liter) und sind gewöhnlich gut bepflanzt. Häufig bilden herrlich blühende Seerosen (Nymphaea spp.) einen Blickfang. Die übrige Begrünung besteht vielfach aus Wasserpest (Egeria sp.), Hornkraut (Ceratophyllum sp.) oder Grundnesseln (Hydrilla verticillata). Interessante Schwimmpflanzen wie die Vielwurzelige Teich- oder Wasserlinse (Spirodela polyrhiza) und Salvinia-Arten gibt es ebenfalls.
Asiatische Fische sieht man fast nie in solchen Behälterneher bunte Platy- und Guppy-Zuchtformen, die leider nicht zu meinen Favoriten gehören. Wahrscheinlich sind sie auch zur Mückenbekämpfung gedacht.
So war ich glücklich, hier meinen eigenen kleinen „Biotop“ zu haben, ganz ohne Fische, aber mit verschiedenen Wasserschnecken und einer tollen Vegetation. Neben den obligatorischen Seerosenblüten begeisterte mich eine Stängelpflanze, ähnlich dem Nixkraut, die fast den ganzen Behälter überwuchert hatte. Um welche Art handelte es sich? Natürlich wollte ich einige Ableger nach Hause mitnehmen.
Ein vietnamesischer Mitarbeiter des Hauses, Herr Hung, besuchte uns fast täglich und erledigte gärtnerische Arbeiten in unserer kleinen Anlage. Auch die Pflege des Wasserbeckens gehörte dazu. Er war ein freundlicher, zuvorkommender Mann. Wir verständigten uns mit Händen und Füßen, denn seine englischen Sprachkenntnisse waren recht bescheiden. Er freute sich darüber, dass ich an dem „Gartenteich“ Gefallen fand, unsere Unterhaltung drehte sich fast ausschließlich um dieses Thema.
Eines Tages kam ich am späten Nachmittag von einem Ausflug zurück. Herr Hung wartete schon neben dem Kübel und strahlte mich an: „Look here, verry clean!“ Stolz präsentierte er den „aufgeräumten“ Kleinstteich. Er hatte fast alle Schwimmblätter der Seerose entfernt. Von den Nixkraut-ähnlichen Pflanzen war fast nichts mehr zu sehen, Herr Hung hatte wohl Unkraut gejätet … Schnecken waren auch nur noch ganz wenige da. Und um mir eine ganz besondere Freude zu bereiten, hatte er vier Guppy-Männchen eingesetzt!
Herr Hung strahlte noch immer: „You are happy?“
„Oh yes – it’s beautiful …“Reinhold Wawrzynski
Anmerkung der Redaktion: Bei der Pflanze handelt es sich tatsächlich um ein Najas-Gewächs, worauf der Habitus, die vielen Verzweigungen und kleinen Zähnchen am Blattrand hindeuten. Es dürfte sich um N. indica handeln, eine Art, die in viernamesischen Pflanzkübeln sehr häufig anzutreffen ist, oft zusammen mit Guppys.
Christel Kasselmann