„Symbiose“ bezeichnet das Zusammenleben von Individuen zweier verschiedener Arten, aus dem sich für beide Beteiligten Vorteile ergeben. Ein Aquarianern geläufiges Beispiel dürfte die Gemeinschaft von Clownfischen und Seeanemonen sein.
Bei einem Aufenthalt in der thailändischen Provinzhauptstadt Chiang Mai stieß ich in der Altstadt auf große Wassergräben, die parallel zur alten Stadtmauer verliefen. In den Gewässern entdeckte ich mehrfach mittelgroße Fische, die von Passanten an den zahlreichen Brücken gefüttert wurden. Wie oft in Südostasien sieht man hier aber kaum einheimische Schuppenträger, sondern vielmehr die allgegenwärtigen afrikanischen Buntbarsche der Tilapia-Verwandtschaft.
Auffällig war, dass sich bei den Fischfütterungen auch Tauben ganz nah am Ufer, fast schon im Wasser, einfanden. Beim Betrachten der beiden so unterschiedlichen Tierarten kam mir der Begriff Symbiose in den Sinn. Die Tilapien werden mit Reis, Brot und Mais gefüttert. Ganz sicher fällt nicht jeder Futterbrocken ins Wasser, am Ufer bleibt stets etwas zurück, zum Vorteil für die Stadttauben.
Tauben werden nicht nur als „Friedensboten“, sondern auch als „Ratten der Lüfte“ bezeichnet. Laut Internet können diese Vögel bis zu zwölf verschiedene gesundheitsschädliche Insekten mit sich umhertragen. Von diesem Ungeziefer – Flöhe, Milben, Fliegen … – fällt bei der gierigen Futtersuche bestimmt einiges ins Wasser, Futterreste sowieso und Unverdautes wahrscheinlich ebenfalls, zum Vorteil für die Cichliden.
Während meiner Beobachtungen herrschten übrigens außergewöhnliche hohe Lufttemperaturen und eine nicht unbeträchtliche Luftfeuchtigkeit. Aber ich bin davon überzeugt, dass meine Symbiose-Gedanken nichts mit diesen meteorologischen Umständen zu tun hatten …
Reinhold Wawrzynski