Hallo Herr Wolf,
mit großen Interesse las ich das Editorial der Ausgabe 2/2023, in dem Sie sich Gedanken über den Energieverbrauch von Aquarien und die angesichts der hohen Strompreise zunehmende Kostspieligkeit unseres Hobbys machen. Zufällig handelt es sich nämlich um ein Thema, das auch mich umtreibt, vor allem, seitdem unser Versorger zum 01.01.2023 die Strompreise von 23 auf satte 41 Cent erhöhte.
Unsere Aquarienlandschaft besteht aus: einem 190-l-Becken im Wohnzimmer, einem mit 350 l im Kellerbüro, einem weiteren mit 60 l im Flur sowie aktuell zwei Aufzuchtbecken für junge Corydoras à 20 und 40 l. Alle Becken sind mit LED-Beleuchtung ausgestattet und werden mit sparsamen Innenfiltern betrieben. Besatz sind jeweils südamerikanische Salmler und Panzerwelse.
Zunehmend hatte ich die Becken als Treiber für unseren recht hohen Sromverbrauch im Visier, doch wie viel sie tatsächlich verpulverten, verblüffte mich. Der Einsatz eines Messgeräts ergab, dass z. B. das 350-l-Becken im Kellerbüro (das zwar mit einem Heizkörper ausgestattet, aber typisch für Bausubstanz der 70er-Jahre nur schlecht isoliert ist und vor allem in der Nacht merklich kühler wird) 1,6 kWh pro 24 h verbrauchte! Die Stromkosten bei dem nun geltenden Preis betragen damit über 230 Euro pro Jahr, und das für ein einziges (wenn auch größeres) Becken! Vor allem der im Abstand von wenigen Minuten anlaufende 300-Watt-Heizer schraubte den Verbrauch gewaltig in die Höhe, dann gingen satte 370 W durch die Leitung.
Ich hatte noch XPS-Dämmplatten übrig – mithilfe von Klebeband und Holzlatten befestigte ich diese an der Rückwand und den beiden Seitenwänden und legte eine weitere oben auf die Abdeckung. Ergebnis: Das Becken ist immer noch sehr gut einsehbar, der Verbrauch fiel aber auf nur noch 1–1,1 kWh pro 24 Stunden, also um mehr als ein Drittel! Vor allem tagsüber bei eingeschalteter Beleuchtung läuft die Heizung nur noch selten, offenbar reicht die Wärme der LED, um die gewünschte Temperatur im Großen und Ganzen zu halten. Testweise deckte ich für die Nacht auch noch die Frontwand ab, da war die Ersparnis noch größer, aber irgendwann überwog dann doch die Faulheit und meistens bleibt die Front offen ...
Die Aufzuchtbecken der Welse isolierte ich sogar vollständig: Sie stehen auf einer XPS-Platte, sind von allen Seiten, auch oben, in Dämmstoff gehüllt, allerdings ließ ich Seitenschlitze offen, damit etwas Luft zirkuliert. Die Platten sind nur aufgestellt, sodass sie jederzeit abgenommen werden können, um die Tiere zu beobachten. Der Stromverbrauch reduzierte sich tagsüber fast nur noch auf Filter und LED, die Heizung springt äußerst selten an, so gut ist die isolierende Wirkung. Gepaart mit einer im selben Zeitraum aufgehängten Fotovoltaik-Anlage (Balkon) und dem Einsatz von 80 % Regenwasser beim Wasserwechsel (außer in Hochsommer) betragen die Betriebskosten der nun isolierten Becken weniger als ein Drittel dessen, was früher angefallen war, und sind somit absolut tragbar.
Vielleicht wäre es ein Denkanstoß für so manchen Aquarienliebhaber, alle nicht zur Betrachtung genutzten Scheiben ihrer Aquarien ebenso zu isolieren? Viele Becken stehen an einer kalten Außenwand – während jeder moderne Heizkörper zwischen sich und der Wand eine Styroporplatte als Isolierung hat, heizen unsere Aquarien diese Wände sinnlos mit. Mit nur wenig Aufwand gebaute Isolierungen könnten zumindest in der kalten Jahreszeit nennenswerte Ersparnis bringen. Ebenso sollten sich vielleicht die Aquarienhersteller fragen, ob es in der heutigen Zeit noch angemessen ist, voll verglaste Becken mit dünner Abdeckung zu liefern, die Wärmenergie einfach so in den Raum pusten. Ob es nicht möglich wäre, wenigstens die Rückwand aus einem besser isolierenden Material zu gestalten – oder zu den Aquarien designmäßig auf die Becken abgestimmte Dämmpakete zu liefern, die hinten und seitlich aufgehängt sowie auf das Becken gelegt werden können? Gerade bei Becken mit höherer Temperatur oder in kühleren Räumen könnte man so einfach und kostengünstig eine beträchtliche Ersparnis erhalten.
Zugegeben, langfristige Erfahrungen gerade mit Schimmel auf den Isolierplatten habe ich noch nicht, sie sind erst seit wenigen Monaten verbaut. Bisher hatte ich allerdings keinerlei Probleme. Ich drehe die Abdeckplatten alle paar Tage einmal he­rum, sodass die bisher dem Becken zugewandte Seite nun nach außen zeigt und damit trocknen kann. Außerdem lasse ich beim Füttern für ein paar Minuten die Klappen offen, damit die feuchte Luft entweichen kann. Ob das auf Dauer reicht, werde ich sehen.
Mit freundlichem Gruß,
Daniel Ludwig