Rössels Aufsatz kann ich nur zustimmen. Tierschutz, Menschenschutzfragen und Hygiene geben gewiss Anlass zu Diskussionen. Der medizinische Nutzen des Garra-Einsatzes ist nicht belegt und der kosmetische schon gar nicht. Gewissenhafte Zeitgenossen unterstützen diese Praktiken ohnehin nicht. Solange es keine Nachfrage gibt, werden solche Gesundheit- und Kosmetikdienstleister von selbst ihren Laden wieder dicht machen. Wer allerdings auf den Knabbereffekt nicht verzichten will, der sollte im Sommer Badestrände am Mittelmeer besuchen. Im warmen, flachen Wasser finden sich immer wieder neugierige Fische, die gern an badenden Zweibeinern zupfen. Das ist ebenso nett, und man braucht kein schlechtes Gewissen zu haben! Kürzlich kam ich sogar zu Hause unbewusst in den Genuss der Fischknabberei.

In einem meiner Aquarien sind heranwachsende Nachzuchten der Prachtbarbe (Pethia conchonius) untergebracht. Um einen Filter neu zu fixieren, tauchte ich meinen Arm in das Wasser des 40 Zentimeter hohen Beckens. Die Barben waren noch nicht gefüttert, und die heißhungrigen Schwimmer begannen zuerst neugierig, dann immer dreister, meinen Arm zu attackieren. Natürlich tat das nicht weh, es kitzelte nur etwas. Die Tiere suchten wohl nach Fressbarem wie Hautschuppen und Härchen in „Wurmoptik.“ Der Aktion lag keine Absicht zugrunde. Ich wollte die Prachtbarben keineswegs als Knabberfische für meine Gesundheit oder für mein Wohlbefinden einsetzen. Und kosmetische Bedürfnisse habe ich – wie wohl alle gestandenen Aquarianer in reiferem Alter – sowieso nicht. Reinhold Wawrzynski