(DATZ 6, 7 und 9/2011) Der Alptraum vom geplatzten Aquarium im Wohnzimmer! Den zweiteiligen Artikel von Andreas Spreinat las ich mit einer leichten Gänsehaut, und die Leserbriefe in der September-Ausgabe bestätigen die Brisanz dieses Themas, zu dem ich folgende Fragen habe:

  • Kann ich alte Aquarien, die ich jahrelang nicht nutzte, die also längere Zeit trocken standen, bedenkenlos „reaktivieren“?
    Die Becken sind mit transparentem Silikon geklebt, ihre Nähte zeigen keine Beschädigungen (kein Eigenbau). Sie wurden bei Zimmertemperatur gelagert.
  • Verändert sich das Silikon in den Fugen, altert es im Lauf der Zeit, auch wenn der Behälter keinem Wasserdruck ausgesetzt ist?
    Da es sich teils um größere Bassins handelt und ich nicht der Familie Spreinat nacheifern möchte, wäre mir die Beantwortung dieser Fragen durch einen Kenner der Materie sehr wichtig.

Thomas Freitag

Seit Beginn meiner Aquarianerlaufbahn in den 1970er-Jahren stellte ich noch nie fest, dass eine Silikonnaht an der Luft schneller und stärker gealtert wäre oder ihre Festigkeit und Haftung eingebüßt hätte als unter Kontakt mit Wasser. Deswegen glaube ich nicht, dass die trockene Beckenlagerung zu einer Verschlechterung der Klebenaht führt. In allen Fällen, die ich kenne, gab es bei schwachen (= sich leicht ablösenden) Nähten auch keinen Unterschied bezüglich des Kontaktes der Naht mit Wasser: Schließlich ist bei in Betrieb befindlichen Aquarien die eine Seite der Naht dem Wasser zugewandt, die andere Seite der Luft (bei Seitennähten zumindest).

Gäbe es also einen Unterschied zwischen dem Kontakt zu Luft und dem zu Wasser, hätte man das sicher schon festgestellt, beispielsweise dadurch, dass die Naht an der Luft leicht ablösbar gewesen wäre, im Wasser hingegen noch fest säße.

Eine stärkere statische Belastung der Naht erfolgt auf jeden Fall während des Aquarienbetriebs, also unter Wasserdruck. Sollte es also so etwas wie eine Materialermüdung geben, dann müsste sie eher bei einer Belastung auftreten. Somit sollte sich die lange Leerstandzeit eher positiv als negativ auf die zukünftige Haltbarkeit Ihrer Aquarien auswirken. Zwar bin ich kein Klebstofftechniker; aber die dargestellten Zusammenhänge scheinen mir begründet und plausibel (zu diesem Thema ist jedoch ein größerer Beitrag in Vorbereitung).

Sollten Sie Zweifel an dem Zustand einer Klebenaht haben, können Sie ja innen eine zusätzliche aufbringen. Eine solche neue Naht sollte immer von Scheibe zu Scheibe reichen (es heißt, dass neues Silikon auf bereits ausgehärtetem nicht so gut haftet). Ich verstärkte und versteifte bereits einige alte Silikonbecken nachträglich.

Es gibt durchaus Möglichkeiten, den „Super-Gau“ zu verhindern, etwa indem man nachträglich Winkelprofile auf die Ecken klebt.
Eine tropfende Naht lässt sich ja noch verkraften; wenn einem aber gleich eine ganze Scheibe um die Ohren fliegt, besteht unter Umständen Gefahr für Leib und Leben. Das gilt es auf jeden Fall auszuschließen. Abschließend noch ein Tipp aus der Feder von Erich Schaller („Boshafte Aquarienkunde“): Als Aquarianer sollte man stets dünne Socken tragen – so merkt man schneller, wenn der Teppich feucht ist ...

Andreas Spreinat