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Seit wenigen Wochen kursieren Bilder von knallroten Nannostomus, die geradezu unnatürlich bunt erscheinen. Es handelt sich dabei aber tatsächlich um Wildformen aus Peru, die dem dort ebenfalls vorkommenden Nannostomus rubrocaudatus (dem „Purple“) sehr nahestehen oder sogar mit ihm identisch sind. Wie dieser haben die Neuheiten einen markanten schwarzen Fleck im unteren Schwanzflossenlappen, ein Merkmal, das anderen Zwergziersalmlern des Formenkreises um N. marginatus und N. mortenthaleri fehlt.
Bei den Neuheiten handelt es sich um zwei Formen: Die eine wird „Cenepa Super Red“ genannt. Ihr genauer Fundort ist noch unbekannt. Ob sich die Handelsbezeichnung „Cenepa“ auf den gleichnamigen Fluss im Norden Perus bezieht, der streckenweise die Grenze zwischen Ekuador und Peru bildet und dem Marañón (dem Oberlauf des Amazonas) zufließt, wissen wir nicht, es erscheint aber wahrscheinlich. Diese Tiere haben einen tiefschwarzen Balken über den Rücken und entlang der Bauchkante, die Flossen sind transparent oder weißlich. Zunächst wurden sie nach Hongkong exportiert, Anfang September konnte auch Aquarium Glaser eine gewisse Stückzahl importieren und erhielt sowohl tiefrote wie auch blassrosa Exemplare. Ob es sich bei den blassrosa Tieren um Weibchen oder unausgefärbte Männchen handelt, ist aktuell kaum zu sagen. Normalerweise unterscheiden sich bei Nannostomus die Geschlechter durch Form und Färbung der Afterflosse. Hier sind bei den roten und bei den blassrosa „Cenepa Super Red“ kaum Unterschiede feststellbar.
Beim besser bekannten N. rubrocaudatus liegen die Dinge übrigens ähnlich: Männchen können, müssen sich aber nicht rot färben. Sicher sind alle tiefroten Tiere Männchen, aber längst nicht alle hellen Exemplare Weibchen. Glücklicherweise sind bei N. rubrocaudatus aber deutliche Geschlechtsunterschiede in der Afterflossenform und -färbung zu erkennen.
Die zweite neue Form, von der wir hier Bilder zeigen können, stammt aus dem Río Amaya in Peru. Diese Information verdanken wir Oliver Lucanus, der die Fänger vor Ort besuchte. Herzlichen Dank hierfür! Dieser Nan­nostomus wird, obwohl ein Fundort bekannt ist, im Handel zurzeit lediglich als „Super Red“ bezeichnet. In den ersten Importen, die ich sichten konnte, waren alle (80) Fische extrem rot, nur bei manchen waren der Kopf und das vordere Körperfünftel hell. Ob es sich dabei um einen Geschlechtsunterschied oder um eine Varianz in der Färbung der Männchen handelt, wissen wir noch nicht. An anderer Stelle wurden Weibchen mitgeliefert, die sich äußerlich nicht von N.-rubrocaudatus-Weibchen unterscheiden und von weißlicher Grundfärbung sind. Wir können nicht entscheiden, ob es sich dabei um echte Weibchen des Nannostomus sp. „Super Red“ handelt oder ob die Exporteure dem Wunsch nach Weibchen bei ihren Kunden in Europa, Asien und Amerika einfach dadurch entsprachen, dass sie Weibchen von N. rubrocaudatus mitlieferten. Nach Meinung von O. Lucanus sind die Weibchen des „Super Red“ lediglich blasser rot gefärbt, gleichen aber sonst den Männchen. Wie gesagt, wir wissen es nicht. 
Auf jeden Fall handelt es sich bei Nannostomus sp. „Cenepa Super Red“ und Nannostomus sp. „Super Red“ um wunderschöne Fische, die sicher begeistert von der Gemeinschaft der Aquarienliebhaber aufgenommen werden. 
Abschließend soll noch eine dritte von Aquarium Glaser neu importierte Nannostomus-Form Erwähnung finden, die unter der Bezeichnung Nannostomus sp. „Ceara Red“ aus Brasilien exportiert wird. Ceara ist ein brasilianischer Bundesstaat. Beim „Ceara Red“ handelt es sich nicht um einen Fisch aus dem erweiterten Formenkreis von N. marginatus, sondern um eine Form aus dem Artenkreis von N. beckfordi. Der „echte“ N. beckfordi stammt aus Guyana und steht im Hobby kaum zur Verfügung, weil aus Kostengründen aus Guyana so gut wie keine Exporte erfolgen und die dort vorkommenden Längsband-Ziersalmler im Vergleich zum fast immer im Handel befindlichen N. beckfordi (sie stammen als Nachzuchten gewöhnlich aus Indonesien) farblich sehr blass sind. In älterer Aquarien-Literatur wird dieser „echte“ N. beckfordi aus Guyana als „Gold-Anomalus“ oder auch als N. anomalus bezeichnet. Nannostomus anomalus und N. beckfordi gelten aber aktuell als Synonyme zueinander. Der gezüchtete N. beckfordi und auch der „Ceara Red“ haben hingegen einen hohen Rotanteil in der Färbung und wurden im Hobby früher als N. aripirangensis bezeichnet, ein weiteres Synonym zu N. beckfordi.
Frank Schäfer