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Aus taxonomischer wie aquaristischer Sicht ist diese Art ein Methusalem. Bereits 1860 wurde sie formell beschrieben, unter ihrem heute noch gültigen Namen. Die Gattung Girardinus ist endemisch für Kuba, G. uninotatus kommt nur im westlichen Teil des Landes vor, in der von einem langen Gebirgszug geprägten westlichsten Provinz Pinar del Río. 
Der Erstimport erfolgte laut Aquarienatlas (3) im Jahre 1900 durch Nachzuchten aus den USA. Ein aquaristisches Urgestein also, jedoch eines, das recht wenig und vornehmlich den Haltern von Lebendgebärenden bekannt ist. Dabei ist die Art lange nicht so unscheinbar, wie es die Abbildungen gemeinhin vermuten lassen! Das hier gezeigte Foto entstand wenige Stunden nach dem Erwerb, die Tiere hatten sich da bereits eingelebt und brillierten mit einem quittengelben Körper. Beide Geschlechter zeigen diese Färbung, die zudem mit den silbrig blauen Augen und dem namengebenden schwarzen Fleck kontrastiert. Letzterer fällt individuell recht unterschiedlich aus und kann nur als kleiner Punkt oder auch als lang gezogenes Zeichnungselement (wie auf dem Bild in der Form eines gespiegelten „L“) sichtbar sein. Die Schwanzflosse und der Rand der Rückenflosse sind bläulich weiß angehaucht. Eine Art der Kategorie „Pastell-Fischlein“, die besonders schön bei nicht zu knapper Beleuchtung und einer dichten Bepflanzung im hinteren Bereich zur Geltung kommt. 
Sie gedeiht bei Zimmertemperatur und benötigt wie viele Poeciliiden sauberes, unbelastetes und gut gefiltertes Wasser. Ich pflege sie zusammen mit einer Gruppe Perugia-Kärpflinge sowie Schwertträgern. Die Art ist absolut friedlich, aber recht lebhaft. Als Gesamtlängen werden für Männchen bis zu 5, für Weibchen bis zu 8 cm angegeben, das Aquarium sollte also nicht zu klein ausfallen. 
Bei der Fortpflanzung geht es schnell und ohne viel Vorlauf zur Sache: Die Männchen machen sich nicht die Mühe einer Balz, wie wir sie von vielen anderen Lebendgebärenden wie z. B. Guppys kennen. Die Annäherung und die erzwungene (man könnte auch sagen: erschlichene) Kopulation erfolgen abrupt. Es sieht recht eindrucksvoll aus, wenn die Herren der Schöpfung ihr gattungstypisch langes Gonopodium vorstrecken, wieder zurücklegen und dabei zudem noch äußerst wendig um die Weibchen herummanövrieren – langweilig wird es nie, ein Aquarium mit solch seltenen Zahnkarpfen.

Sebastian Wolf