DATZ: Herr Träger, haben Sie schon einmal Tiere in einem Aquarium oder Terrarium gehalten? Carsten Träger: Ja, als Zehnjähriger besaß ich ein Süßwasseraquarium, ein „klassisches“ Gesellschaftsbecken. DATZ: Haben Sie die Diskussionsbeiträge zu dem Thema „Verbot von Wildtierimporten und Wildtierhaltung“ in DATZ 11/2014 gelesen? CT: Selbstverständlich. DATZ: Gibt es Argumente in diesen Beiträgen, denen Sie zustimmen können? Halten Sie es nicht ebenfalls für wichtig, dass es weiterhin möglich sein muss, das Thema „Artenvielfalt“ im Biologie- Unterricht zu behandeln, auch mithilfe von lebenden Wildtieren? CT: Unbedingt. Zwar bin ich kein Biologie, aber Umweltpolitiker, und da liegen mir gerade die Artenvielfalt und deren Erhalt sehr am Herzen. Ich bin auch der Ansicht, dass der Umgang mit lebenden Tieren im Biologie-Unterricht und Studium außerordentlich wichtig ist. DATZ: Gibt es Argumente in diesen Beiträgen, denen Sie widersprechen müssen? CT: Ja. Es trifft beispielsweise nicht zu, dass betroffene Gruppen, etwa die Aquarianer und andere Heimtierhalter, nicht gehört wurden oder werden. Hier scheint mir einiges etwas zu pauschal dargestellt, wenn nicht gar falsch. Auch der Vergleich zwischen der privaten Haltung von gefährlichen oder giftigen Tieren auf der einen und Imkerei oder der Haltung von Reitpferden auf der anderen Seite hinkt. DATZ: Sind Sie selbst denn der Ansicht, dass ein generelles Verbot von Wildfang-Importen in die EU tatsächlich den weltweit zunehmenden Artenschwund aufhalten oder wenigstens verlangsamen würde? CT: Nein, nicht in dieser Absolutheit. Es kann und wird sicher kein generelles Verbot geben, Großkatzen und Zwerggarnelen lassen sich natürlich nicht „in einen Topf werfen“. Es will auch niemand die Aquaristik, so wie sie sich unter anderem in Ihrer Zeitschrift darstellt, abschaffen oder verbieten, darum kann es also nicht gehen. Im Fokus stehen vielmehr solche Themen und Problemfelder wie Wilderei im Zusammenhang mit Großwild. Aber auch der gewerbliche, teils illegale Handel mit Reptilien auf bestimmten Börsen ist uns ein Dorn im Auge. Hier muss ganz klar ein Riegel vorgeschoben werden. Wir wünschen uns eine Regelung nach US-amerikanischem Vorbild: Tiere, deren Fang und Ausfuhr im Herkunftsland verboten sind, sollten auch nicht in andere Länder eingeführt werden dürfen (Lacey Act des U.S. Fish and Wildlife Service). DATZ: Ließe sich ein generelles Verbot, wie es im Koalitionsvertrag ja immerhin formuliert ist, überhaupt mit geltendem EU-Recht vereinbaren? CT: Darüber streiten sich die Gelehrten, denn es gibt in der Tat Bedenken, insbesondere im Hinblick auf das EUHandelsrecht. Ein deutscher Alleingang wäre möglicherweise tatsächlich nicht EUkonform. Aber, wie gesagt, das wird von den Juristen zurzeit nicht einheitlich beurteilt. DATZ: Welche Priorität hat ein solches Verbot im Rahmen der Bundespolitik? CT: Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit. Wir arbeiten kontinuierlich daran. Voraussichtlich bis September dieses Jahres dürften die bisher durchgeführten Anhörungen und Gutachten ausgewertet sein. Dann soll es eine weitere Veranstaltung geben, so ähnlich, wie das Fachgespräch*, das im No- vember 2014 in Berlin stattgefunden hat. DATZ: Es gibt Zeitgenossen, die den Eindruck haben, ein solches Verbot solle lediglich davon ablenken, dass Maßnahmen, die den wirklichen Ursachen des weltweiten Artensterbens entgegenwirken könnten, oftmals gar nicht zu verwirklichen sind. („Es ist doch viel einfacher, ein Wildfang- Importverbot zu erlassen als einen im brasilianischen Amazonasgebiet geplanten Staudammbau zu verhindern.“) Was sagt man denen? CT: Das sind zwei Paar Schuhe, zwei ganz unterschiedliche Felder der nationalen und internationalen Politik, die sachlich überhaupt nichts miteinander zu tun haben. DATZ: Wären Sie bereit, an einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung zum Thema „Artenschutz und Wildtierhaltung“ in Ihrer Eigenschaft als Berichterstatter für Artenschutz der SPD-Bundestagsfraktion persönlich und mit dem Vortrag einer Stellungnahme teilzunehmen? CT: Wenn Ort und Termin dies zulassen, selbstverständlich gern. DATZ: Darauf werden wir sicher noch einmal zurückkommen. Einstweilen, Herr Träger, herzlichen Dank für dieses Interview. *) „Wildtierhaltung – Wildtierhandel, ein Fachgespräch der SPD am 5.11.2014 in Berlin“ (siehe auch www. bna-ev.de).