Im ersten Teil des Praxisbeitrags geht es um den Aufbau, die Inbetriebnahme und den Erstbesatz des Aquariums. Berichte über die Beobachtungen und Erfahrungen während des laufenden Betriebs sowie über die Entwicklung des Tierbestands sind für spätere Ausgaben vorgesehen. | Von Daniel Heerz

Schon mehrfach testete ich für die DATZ Produkte aus der Meeres­aquaristik, bisher Einzelkomponenten wie Lichtelemente oder eine interessante Pumpe.
Im Sommer 2012 beschloss ich, ein neues Meerwasser­aquarium zu erwerben. Mein altes Riffbecken im Wohnzimmer war in die Jahre gekommen, der Unterschrank nicht mehr in Ordnung und die Technik ein ziemliches Durcheinander. Schon länger hatte ich mit dem Gedanken gespielt, es ­einmal mit einem anschlussfertigen Komplettset zu versuchen.



„Plug and Play“ bedeutet „anschließen und loslegen“. Ist das lediglich Wunschdenken und übertriebene Werbung, oder kann so etwas – gerade auch in der Meeresaquaristik – tatsächlich funktionieren? Meine Neugierde war groß. Also ließ ich mich auf das Abenteuer ein und erwarb ein „Red Sea Max S 500“.

Die besondere Idee
In diesem Aquarium sollte eine Korallenriff-Tiergemeinschaft ausschließlich aus Nachzuchten heranwachsen. Mir schwebte eine Rifflandschaft mit „Steinkorallen-Dominanz“ vor. Immerhin rund 50 Prozent der im Handel angebotenen Korallen, Seeanemonen und Tridacna-Muscheln stammen inzwischen aus Aquakulturen, und auch bei den Fischen wird die Liste der Nachzuchten allmählich länger. Anemonenfische, Zwergbarsche, „Kaudernis“, Seepferdchen, Seenadeln, diverse Grundeln und Schleimfische tauchen immer häufiger aus gewerblichen und privaten Nachzuchten im Sortiment der Händler auf. So entstand die Idee, ein Riffbecken nur mit Nachzuchttieren zu besetzen und über die spannende Entwicklung dieses Aquariums in der DATZ zu berichten.

In den vergangenen 20 Jahren – so lange betreibe ich dieses schöne Hobby – tat sich viel, insbesondere die Aquarientechnik entwickelte sich rasant weiter. So ist es meines Erachtens auch eher folgerichtig als utopisch, funktionierende, bezahlbare Meerwasser-Komplettsysteme in wohnzimmertauglichem Design zu erwarten.
Aquarium und Geräte sollten von guter Qualität, die Technik weitgehend unsichtbar untergebracht und das Ganze obendrein bequem zu handhaben sein. Ein solches Aquarium mit etlichen empfindlichen Steinkorallen zu besetzen, ist natürlich verwegen, war aber von vornherein beabsichtigt – sozusagen ein „Elchtest“.

Zudem war es schon länger mein Anliegen, mir – und möglichst vielen anderen Aquarianern – zu beweisen, dass es heute möglich ist, ein attrak­tives Riffbecken aufzubauen, in dem keine der Natur entnommenen, sondern ausschließlich Nachzuchttiere leben. Die eingesetzten Tiere bezog ich über „De Jong Marinelife“ und „Meerwasser Center Menzel“; beide Firmen bieten seit Jahren regelmäßig zahlreiche Nachzuchten an. Sie stammen teils von inländischen Züchtern, teils von Zuchtbetrieben in den Herkunftsländern der Tiere. Insbesondere das „Farming“ von Korallen und anderen Meerestieren in den Exportländern ist eine wichtige und nachhaltige Strategie zum Schutz der Meere und ihrer Bewohner – und bietet der Bevölkerung alternative Einkommensquellen.

Technische Beschreibung
Nach Rücksprache mit der DATZ-Redaktion nahm ich Kontakt zur Firma „Red Sea“ auf. Der Hersteller bietet schon seit ein paar Jahren zwei klei­nere Meerwasser-Komplettsysteme an (Red Sea Max 150 und 250) und stellte auf der Interzoo 2012 endlich eine neue, größere Serie vor, die meine Aufmerksamkeit weckte. Die Kom­plett­aquarien Red Sea Max S 400, S 500 und S 650 gehören zurzeit zweifellos zu den besten anschlussfertigen Meerwasseraquarien.

Die Preise dieser drei Becken liegen zwischen 3.000 und 4.000 Euro. Das mag auf den ersten Blick hoch ­erscheinen. Würde man jedoch alle Komponenten – also Unterschrank, Becken, Filter, Beleuchtung und so weiter – in gleicher Qualität einzeln kaufen, käme man mit diesem Budget wohl kaum aus.
Komplettaquarien von kompetenten Firmen haben zudem den Vorteil, dass alle verwendeten Bauteile sinnvoll aufeinander abgestimmt sind und dass im Idealfall von der Technik kaum etwas zu sehen ist.

Natürlich gehen die Hersteller bei ihrer Konzeption stets vom Normalfall aus, das heißt von einem Riffaqua­rium für lichtbedürftige Blumentiere, einige weitere Wirbellose und Korallenfische. Wollte man in dem hier vorgestellten Aquarium hingegen in erster Linie Korallen aus tieferen Wasserzonen, ohne Zooxanthellen, pflegen, dann wäre die Beleuchtung zweifellos über-, die Strömungstechnik jedoch unterproportioniert.

Doch selbst in solchen Fällen kann ein Komplettangebot – trotz der er­forderlichen Änderungen – unter Umständen noch immer preiswerter sein oder eben mit seinem tollen Gesamt-Design überzeugen.

Das „Red Sea Max S“-System ist auch für eine Haltung lichthungriger Steinkorallen, etwa Acroporen, aus­gelegt. Sowohl Beleuchtung als auch Strömungstechnik und Wasseraufbereitung erfüllen die hohen Anforderungen dieser Tiere.

Wegen der zur Verfügung stehenden Fläche (und des Strombedarfs) entschied ich mich für die mittlere ­Beckengröße. Das S 500 hat 440 Liter Inhalt, hinzu kommt der Filtersumpf mit einem Volumen von 60 Litern. Die Scheiben des Aquariums sind aus hochwertigem Weißglas, wodurch die Farbenpracht der Fische und Korallen deutlich besser zur Geltung kommt als bei herkömmlichem Grünglas.

Die Anlage kommt mit einer einzigen Stromanbindung aus. Integrierte Steckdosenleisten mit zwei Zeitschaltuhren und drei getrennt absicherte Stromkreise vermeiden das übliche Kabel-Chaos. Auf einer Übersichts­tabelle sind alle technischen Komponenten und Daten aufgeführt.

Die Verblendung des Aquariums ist in sechs verschiedenen Farben ­erhältlich. So findet man zu jeder ­Mö­blierung den passenden Ton (die Verblendungen lassen sich auch später noch auswechseln).

Das Design von Unterschrank und ­Beleuchtung ist neutral gehalten. Der verwendete Lack – ich entschied mich für ein schlichtes Schwarz – ist sehr robust und stoßfest.
Die fertig aufgebaute Anlage bietet noch die Möglichkeit, Kalkreaktor, Kühlaggregat und weitere Komponenten (UVC-Gerät) unterzubringen; entsprechende Anschlüsse sind bereits in der Verrohrung vorgesehen.

Nach über 20 Jahren Meerwasser­aquaristik, viel Selbstgebasteltem und noch mehr Umgebautem ist ein derart durchdachtes Komplettsystem echter Luxus!
Das Beleuchtungssystem besteht aus drei separat schaltbaren Modulen mit insgesamt 545 Watt sowie, als Mondlicht, zwölf LEDs mit zusammen fünf Watt.
Das vordere und das hintere Modul verfügen jeweils über vier T5-Leuchtstoffröhren.

Das mittlere Modul enthält zwei T5-Röhren sowie, als Mondlicht, zwölf LEDs à ein Watt. Damit man bei Wartungsarbeiten bestmöglichen Zugriff hat, lässt sich der gesamte Beleuchtungskörper auf dem Beckenrand vor- und zurückschieben, aber auch kippen.

Der Oberflächenabzug und das zum Unterbecken führende Fallrohr sind geräuscharm konstruiert. Das gefilterte Wasser wird von ­einer Hauptpumpe in das Aquarium zurückgeführt; sie wird auch für die Speisung des Abschäumers sowie ­optional weiterer Aggregate (Kühler, Kalkreaktor) genutzt.

Die Verrohrung zwischen Aquarium und Unterbecken erfolgt durch eine vorinstallierte Standard-Steckverbindung, daher sind Verklebungsarbeiten nicht erforderlich.
Hinter einer Schwarzglas-Rückwand, die zehn Zentimeter von der ­Beckentiefe (70 Zentimeter) abtrennt, sind – nicht sichtbar – drei weitere Pumpen installiert, die für Strömung sorgen. Sinkt durch die Verdunstung der Wasserstand im Filterbecken, öffnet sich ein Schwimmerventil, woraufhin eine kleine Menge Süßwasser aus dem hinter der Schwarzglas-Trennwand befindlichen Behälter nachfließt. Diese ebenso praktische wie zuverlässige Nachfüllautomatik garantiert auch bei hoher Wasserverdunstung einen konstanten Salzgehalt. Im Sommer reicht eine Tankfüllung ein bis zwei Wochen.

Jede der zehn Steckdosen der „Stromzentrale“ ist leicht zugänglich und verfügt über einen Ein-/Aus-Schalter sowie drei Schutzschalter für drei Stromkreise.

Das Ganze kam als Bausatz
Nach der Interzoo im Mai 2012, wo ich mir alle drei Größen voll eingerichtet ansehen konnte, bestellte ich das Max S 500. Per Spedition kam es kurze Zeit später an – als Bausatz in einer erstaunlich kleinen Holzkiste auf einer Europalette. Sämtliche Komponenten waren gut verpackt und in einwandfreiem Zustand.

Alle Schritte des Zusammenbaus waren in einer schriftlichen Anleitung und auf einer DVD genau erklärt. Begonnen wurde mit dem Unterschrank, das Aquarium wurde aufgesetzt, danach ging es an die Installation von Beleuchtung und übriger Technik – ­alles lief problemlos und stressfrei. Sämtliche Verrohrungsteile waren passgenau und Klebungen, wie schon gesagt, nicht erforderlich. Auch alle Schraubenlöcher für Befestigungen waren schon vorgebohrt. Lediglich am Beckenrahmen hatten meine dicken ­Finger leichte Schwierigkeiten mit den zierlichen Schräubchen; eine Montagepinzette schaffte Abhilfe.

Als Werkzeug wurden nur Schraubendreher, Akkuschrauber und Wasserwaage benötigt. Zeitweise war ein Helfer erforderlich, etwa zum Aufsetzen des Beckens auf den Unterschrank. Trotz meines nicht sonderlich hohen handwerklichen Geschicks war der komplette Aufbau nach zehn Stunden fertig, und ich stand zufrieden vor meinem neuen Aquarium. Die Verarbeitung des Beckens und des ­Unterschranks mitsamt dem integrierten Technikbecken, die durchdachte Wassernachfüll-Automatik, die Ablaufkammer und die nicht sichtbare Pumpentechnik, alles machte einen guten Eindruck – und „Lust auf Meer“!

Inneneinrichtung und Erstbesatz
Einige Tage später füllte ich das Aquarium, und zwar mit 90 Prozent frischem und zehn Prozent „altem“ Wasser aus einem eingefahrenen Riffbecken. Nach weiteren zwei Tagen richtete ich das Aquarium ein, wofür ich zwischengehältertes Korallengestein und 20 Kilogramm lebende Steine aus dem vorigen Becken verwendete. Als Bodensubstrat wählte ich eine drei Zentimeter hohe Schicht Korallensand. Die Inneneinrichtung baute ich bewusst „filigran“ auf, also mit vielen Freiräumen, damit die heranwachsenden Korallen viel Platz hatten und das Ganze nicht schon bald allzu gedrängt wirkte.

Nach weiteren fünf Tagen setzte ich ein paar kleine „Testkorallen“ aus eigener Nachzucht ein, die sich sofort wohl zu fühlen schienen, und dann noch – zur Algenkontrolle – einige kleine (von der Adria mitgebrachte) Einsiedlerkrebse; von Einsiedlern sind leider noch keine Nachzuchten erhältlich. Zum selben Zweck brachte ich auch noch Gänsefuß-Seesterne und kleine Schnecken ein, die sich in meinen Aquarien schon seit Jahren gut vermehren.

Nach dreiwöchiger Einfahrzeit kamen – als junge Stöcke aus ausnahmslos künstlicher Vermehrung – mehrere Arten klein- und großpolypiger Steinkorallen, karibische Hornkorallen, zwei Lederkorallen und Seeanemonen (Entacmaea quadricolor) hinzu.

Die ersten Fische hielten zwei Wochen nach dem Start Einzug: Je zwei Exemplare zweier Zwergbarscharten (Pseudochromis aldabraensis und P. flavivertex), zwei Anemonenfische (Amphiprion ocellaris), ein Pärchen Mandarinfische (Synchiropus splen­didus) sowie Banggai-Kardinalbarsche (Pterapogon kauderni).
Mit dem Einsetzen der Fische und der nun täglich mehrmaligen Fütterung begannen die Algen stärker zu wachsen, und der Abschäumer sonderte deutlich mehr Konzentrat ab.

Zu diesem Zeitpunkt setzte ich einen Phosphat-Adsorber und Aktivkohle in einer im Unterschrankbecken dafür vorgesehenen Filterkammer ein.
Einige Wochen später kamen noch folgende Fische hinzu: zwei Exem­plare einer dritten Zwergbarschart (Pseudochromis sankeyi) und drei Schwalbenschwänzchen (Acanthochromis polyacanthus) aus der Zucht von Werner Menzel. Eine rote Kupfer­anemone von Julius Kantim aus Soest (siehe „Blickfang“ DATZ 12/2011) wurde bereits einen Tag nach dem Ein­setzen von den Anemonenfischen als Wirt angenommen.

Im zweiten Teil des Artikels werde ich über die biologische Entwicklung des Aqua­riums berichten und sicher auch mitteilen können, wie sich die technischen Komponenten bewährt haben.