Die unsympathischen Aquarienbewohner zu zerquetschen macht es eher noch schlimmer, denn sie verfügen über eine bemerkenswerte Eigenschaft: In ihrem Bindegewebe befinden sich Stammzellen, die selbst bei größten Verletzungen (Quetschungen) wieder neue Muskeln und Sinnesorgane ausbilden. Ein winziges Planarienstück genügt – und zahlreiche neue Unholde erobern das Fischbassin. Mittels Drüsen produzieren Planarien einen Schleim, der sie vor Fressfeinden schützt. Deswegen gibt es unter den Fischen nur wenige Arten, die Appetit auf die Würmchen haben – und nur, wenn kein anderes Futter erreichbar ist. Wasserschnecken interessieren sich nicht für Planarien. Selbst Raubturmdeckelschnecken (Anentome helena) ziehen an ihnen vorbei und suchen schmackhaftere Beute. Anwendungen mit heißem Wasser oder Mineralwasser bringen gewöhnlich nicht den erwünschten Erfolg, und von chemischen Mitteln halte ich gar nichts. Meine letzte Hoffnung blieb also die Planarienfalle. Das Gerät besteht aus den folgenden Einzelteilen: einem kleinen Glaskolben, einem Gummistopfen mit Loch, einem dünnen, transparenten Plastikröhrchen, etwas Nylonschnur und einem Saugnapf. Da es sich bei Scheibenwürmern um Fleischfresser handelt, sind als Lockstoffe für die Planarienfalle tierische Bestandteile zu wählen. Der Hersteller empfiehlt rohes Fleisch, Wasserinsekten oder rote Mückenlarven (tiefgefroren). Ich hatte die besten Erfolge mit großen Artemien (ebenfalls Tiefkühlkost), gefrorenen Wasserflöhen oder Katzen-Feuchtfutter. Und so funktioniert’s: • Futter zu Brei zerdrücken; • Falle öffnen, indem man den Gummistopfen vom Glaskolben zieht; • einen viertel Teelöffel Brei hineingeben; • Glaskolben mit Aquarienwasser auffüllen, schütteln und den Lockstoff sinken lassen; • Falle komplett mit Wasser füllen; • Gummistopfen mit Eingangsröhrchen aufstecken, bis etwas Wasser aus dem Röhrchen fließt; • das Ganze im Aquarium versenken (im Eingangsröhrchen dürfen sich keine versperrenden Luftblasen oder Breireste befinden). Durch eine Halterung ist der Glaskolben mit der Nylonschnur verbunden, sodass er sich herausziehen lässt, ohne dass man nasse Hände bekommt (das Ende wird mit einem Saughalter an der Außenscheibe fixiert). Wichtig ist, dass die Planarien eine „Einstiegshilfe“ in das Röhrchen bekommen. Man kann einen dünnen Pflanzenstängel oder ein Stückchen Nylonschnur hineinschieben. Auch die Positionierung des Einstiegslochs an der Aquarienscheibe, an einem Stein oder einer Holzwurzel ist nützlich. Über diesen Weg ziehen die Strudelwürmer – vom Futterbrei angelockt – in das Eingangsröhrchen und kriechen weiter bis zum Lockstoff, tief ins Innere des Glaskolbens. Hier können sie sich nun zwar ordentlich den Bauch vollschlagen, aber sie finden keinen Weg zurück ins Aquarium! Durch den speziellen Aufbau ist es nämlich nicht möglich, die Falle wieder zu verlassen. Am besten startet man die Fangaktion an einem Abend, die Fische werden vorher natürlich nicht mehr gefüttert. Bei ausgeschalteter Beleuchtung ziehen dann Scharen lichtscheuer Würmer in die Falle. Unter kontakt@ planarien-falle.de präsentiert der Hersteller einen Film, der sehr anschaulich zeigt, in welchen Mengen die Tierchen zu den Lockstoffen wandern. Am nächsten Morgen wird man überrascht sein, wie reich die im Fallenkolben versammelte Beute ist. In einem 60-Liter-Becken vermutete ich rund 40 Planarien, in der Glasfalle befanden sich jedoch später weit über 100 Würmer! Ich probierte das Ganze zwei- oder dreimal nacheinander aus, dann war das Aquarium – zumindest vorerst – planarienfrei. Ich unternahm noch Versuche in einigen Becken, in denen ich keine dieser ungebetenen Gäste erwartete, aber auch dort waren die Kolben anschließend gut gefüllt. Wie ich die ungebetenen Gäste in meine Aquarien bekam, lässt sich nur vermuten. Ich verfüttere sehr viel Lebend- und Frostfutter. Die Eier der Plattwürmer sollen selbst extreme Kälteperioden überstehen. Daher muss man die Anwendung ab und zu wiederholen, um auch die aus den letzten Eiern geschlüpften Tiere noch zu erwischen. Jedenfalls bin ich die Plagegeister nun endlich los. Ich hatte schon überlegt, die geköderten Tierchen einzusammeln und ihnen ein eigenes, kleines Aquarium zu bieten (Wirbellose sind ja „in“), aber so entzückend sind sie nun auch wieder nicht ... Reinhold Wawrzynski
Malte Matzantke (www.planarien-falle.de) Planarienfalle aus Glas und Kunststoff mit Rückhol-Band. Empfohlener Verkaufspreis 9,90 €