Kein Witz, es gibt sie wirklich: Artemia und Artemia-Zysten („Dauereier“) aus deutschen Gewässern!
Die Artemia-Farm Rein hat ihren Sitz in Eisleben. In mehreren großen Auffangbecken aus dem regionalen Kalibergbau haben sich Salinenkrebse ohne Zutun angesiedelt. Es handelt sich um die Art Artemia franciscana. Die Vermehrungsrate der Tiere ist derart hoch, dass sie in den Sommermonaten bis hinein in den Herbst gewerblich „geerntet“ werden können. In unmittelbarer Nähe werden die Salinenkrebse dann mit Süßwasser gespült und tiefgefroren. Auf Wunsch kann man sie auch als Lebendfutter erwerben. Die außerordentlich kurze Zeit zwischen Ernte und Verarbeitung gewährleistet einen hohen Nährwert der Tiere.
Werden die Tage kürzer und nimmt die Wassertemperatur ab, stellen die Salinenkrebse ihre Vermehrungsweise um. Wurden bisher lebende Jungtiere geboren, so werden nun „Dauereier“ produziert, die sogenannten Zysten. Diese „Wintereier“ schwimmen an der Wasseroberfläche und werden in den kalten Monaten abgeschöpft, mit Seewasser gespült und getrocknet. Wintereier sind erst schlupffähig, wenn sie Frost erfahren haben. Das heißt: Erst nach einer Lagerung in der Tiefkühltruhe können sie zum Schlupf gebracht werden. Bei ungünstigen Bedingungen können von den Salinenkrebsen aber auch im Sommer Dauereier gebildet werden, die dann jedoch keine Frostbedingungen benötigen, um zu schlüpfen.
Ob Sommer- oder Wintereier: Den Rein-Artemia-Zysten haften durch das Ernteverfahren noch Algensporen und Salzkristalle an, was in der Kultivierung einen Vorteil darstellt: Die frisch geschlüpften Artemia-Nauplien haben dank der Algen(sporen) bereits Erstnahrung im Ansatz und (ver)hungern nicht.
Die für den Testlauf bestellten Zysten waren mit dem Hinweis „bitte nicht einfrieren, sondern im Kühlschrank lagern“ versehen. Auf Nachfrage klärte mich Frau Rein auf, dass es sich um Sommereier handelt, aus denen die Nauplien besser schlüpfen, wenn sie keinen Frost bekommen …
Unter dem USB-Mikroskop sind gut die Salzkristalle zwischen den Artemia-Zysten erkennbar. Die getrockneten Dauereier der Salinenkrebse wirken eher „eingedellt“ als rund.
Zur Erbrütung von Salinenkrebsen verwende ich einen Liter fassende Bruttrichter der Firma Rebie. Hierin werden rund 1,5 ml Zysten (Dosierlöffel) in 500 ml Salzwasser (rund 20 g/l reines Kochsalz ohne Trennmittel und Zusätze) dosiert und grobblasig von unten belüftet. Die Inkubationstemperatur beträgt bei mir rund 23 °C, der Raum mit zwei Fenstern (Nord-Ost) wird ansonsten nicht extra beleuchtet; empfohlen werden ja generell 26 °C zur Erbrütung bei rund 2.000 Lux Lichtstärke an der Wasseroberfläche.
Nach 24 Stunden ist ein großer Teil der Nauplien geschlüpft. Stellt man die Luftzufuhr ab, sammeln sich die Nauplien und auch die restlichen Zysten unten im Bruttrichter (Sumpf). Die leeren Schalen schwimmen dagegen oben auf.
Zur Ernte lasse ich den Sumpf ab – das sind rund 10 ml. Diesen fülle ich in einem Messzylinder (es geht auch jedes andere schmale Gefäß) mit Süßwasser auf etwa 100 ml auf. Dadurch lassen sich Nauplien und Zysten besser trennen, denn Letztere sinken im Süßwasser deutlich schneller als die Nauplien. Nach wenigen Minuten sauge ich den Bereich mit den Nauplien mit einem dünnen Luftschlauch ab. Falls man empfindliche Fischlarven mit den Nauplien füttern will, können die Krebschen abgesiebt und mit Süßwasser gespült werden. Entsprechende Siebe bietet der Handel an. Ich verfüttere ungespült.
Der verbleibende Rest an ungeschlüpften Zysten wird wieder in den Ansatz zurückgeschüttet und weitere 24 Stunden belüftet. Nach 48 Stunden wird noch mal nach dem gleichen Prozedere geerntet. Das lohnt sich, denn es schlüpfen abermals viele Nauplien!
Nach 48 Stunden sind Nauplien in unterschiedlicher Größe zu erkennen. Deutlich sichtbar auch der gefüllte Darmtrakt der „Großen“. Bei den Rein-Artemia-Nauplien werden also auch 24 Stunden nach dem Schlupf noch gut genährte Nauplien geerntet und stehen als wertvolles Futter bereit!
Noch ein kurzer Vergleich zu den bisher von mir verwendeten „algova Artemia franciscana“-Zysten aus den Salzseen von Utah (algova A+ Qualität, > 280.000 Nauplien pro Gramm, Schlupfrate 90–95 %, 29,90 €/100 g): Unter identischen Bedingungen schlüpfen hier die Nauplien früher als bei den Rein-Zysten. Die gesamte Ausbeute (also nach 48 Stunden) ist in etwa gleich. Natürlich habe ich die Nauplien nicht gezählt, aber anhand des Volumens der sedimentierten Nauplien kann man das schon abschätzen. Der Anteil der ungeschlüpften Zysten war bei beiden Anbietern ähnlich gering.
Alles in allem also eine hervorragende Alternative zu den importierten Salinenkrebszysten, die Rein-Artemia-Zysten made in Germany!
von Petra Fitz

Artemiafarm & Zierfischzucht Ronny Rein
Internet: https://www.artemiafarm.de
Reins Artemia-Zysten (Artemia franciscana) aus eigener Ernte. 100 % made in Germany.

Schlupfrate bei Temperatur um 26 °C min. 90 % innerhalb von 24 h.
Unsere Artemia-Zysten sind einzigartig, da sie von Hand geerntet und mit Originalwasser aus den Seen gespült werden. Daher bleiben wichtige Mineralien, Spurenelemente und Algensporen an der Eihülle erhalten. Das führt dazu, dass den Nauplien wichtige Nährstoffe als Erstnahrung zur Verfügung stehen und die Larven noch weitere 24 h leben.
Des Weiteren sind unsere Artemia-Zysten etwas kleiner als ihre amerikanischen Verwandten und daher bestens geeignet zum Anfüttern von Filtrierern, Seepferdchen und kleinen Jungfischen.
Zum Ansetzen kann man jedes beliebige iodfreie Speisesalz verwenden. Sie sind auch zur Freilandkultivierung bestens geeignet, da sie sich an das mitteleuropäische Klima angepasst haben.
Wichtig! Unsere Artemia-Zysten zum Lagern bitte einfrieren, so bleiben sie über Jahre haltbar.
100 g Zysten: 19,50 €

Angaben von Artemiafarm & Zierfischzucht Ronny Rein