Das hier vorgestellte Zubehör ließe sich, möchte man seinen Namen denn eindeutschen, am besten als Strömungs-Futterbox beschreiben. Es ist (noch) nicht im Handel zu erwerben, sondern nur direkt beim Erbauer, der es in seinem Artikel in DATZ 4/2020 kurz erwähnt hat.
In Aquarien mit stärkerer Strömung kann sich die Fütterung durchaus problematisch gestalten: Je nach Gewicht und Schwimmfähigkeit der Nahrung wird diese möglicherweise stark verwirbelt und in Beckenbereiche transportiert, in denen die Tiere sie nicht mehr erreichen.
In einigen meiner Aquarien habe ich auf einem Teil des Bodens grobe Kiesel als Laichfänger für diverse Arten eingebracht. Das dadurch entstehende Lückensystem „schluckt“ kleinere Futterbrocken recht effizient, weswegen ich in solchen Becken hauptsächlich Futtertabletten und nur selten Lebend- oder Frostfutter reiche. Ja, man kann natürlich auch die Strömung zeitweise ausschalten, aber ich fand das nie so prickelnd. Zum einen landet trotzdem noch etwas Futter unerreichbar zwischen den Kieseln, zum anderen bringt einen das um das Vergnügen, den Tieren beim Nachjagen auch des nicht lebenden Futters zuzusehen. Und ich vergesse grundsätzlich, Pumpen wieder einzuschalten (neuere haben einen Timer eingebaut, aber man hat so etwas halt nicht überall laufen) …
Der Streamfeeder wurde entworfen, um lebende und gefrorene Futtertiere auch bei starker Strömung so lange verfügbar zu halten, bis sie alle gefressen sind. Es handelt sich um ein längliches, stabiles Kästchen in handlichen Abmessungen (9 x 3,5 x 2 cm) mit Deckel, das aus Acrylglas gefertigt und mit einem unbedenklichen Spezialkleber verklebt ist. Beide Längsseiten weisen Bohrungen auf, durch die das Futter nach und nach ins Aquarium gelangt; die Bohrungen der einen Seite haben einen Durchmesser von 3 mm, die der anderen von 2 mm.
Eine Schmalseite ist zunächst offen, hier gibt man das Futter hinein. Die beiden an diese offene Seite anschließenden, 3,5 cm langen Bügel erfüllen zwei Funktionen. Sie dienen als Arretierung des mitgelieferten Deckels (mit dem die Öffnung nach Einfüllen des Futters verschlossen wird), und man fixiert mit ihrer Hilfe die Box standfest im Aquarium; dazu steckt man sie einfach in das Substrat.
Für meinen Test wählte ich ein 300-l-Becken mit Strömungspumpe (För­dermenge 2.000 l/h), das mit insgesamt etwa 50 Bärblingen und Panda-Saugbarben besetzt ist. Drei Frostfuttersorten wurden getestet: schwarze und weiße Mückenlarven sowie Tubifex. Zwischen jedem Test wurde zwei Tage nicht gefüttert, um das Appetenzverhalten zu steigern.
Das Prinzip ist simpel: ein auftauender Würfel Frostfutter gibt nach und nach Futterbrocken ab, die durch die Strömung allmählich aus der Futterbox geschwemmt werden. Der Frostfutterwürfel passt exakt hinein, die Öffnung wird mit dem Deckel verschlossen und die ganze Vorrichtung über die Bügel mit einem Handgriff im gröberen Kies fixiert.
Die Wirkung war bereits beim ersten Versuch durchschlagend und wiederholte sich – innerhalb weniger Minuten versammeln sich alle Fische an der ihnen bis dahin unbekannten Box und wissen sofort, dass (aufgrund der Strömungsrichtung) nur aus einer Längsseite Futter ausgeschwemmt wird; die andere Seite mit den Löchern bleibt völlig verwaist, obwohl das Futter hier visuell genauso gut erkannt werden kann. Ein schöner Beweis für die Orientierung über den Geruchs- und Geschmackssinn!
Während sich die Saugbarben damit begnügen, um die Box herumzulungern und sich gelegentlich an dessen Seiten heften, um das Futter regelrecht aus den Löchern herauszulutschen, sammeln sich die Bärblinge in wenigen Zentimetern Abstand davor, um immer wieder vorzustoßen oder auf austretende Futterbrocken zu warten.
Nach drei Fütterungen konnte ich tatsächlich einzelne Tiere und ihre individuellen Vorlieben unterscheiden: Aufgrund der (zunächst oft erfolglosen) Schnappbewegungen direkt vor den Öffnungen entsteht ein Sog, durch den leicht zeitverzögert zum Zuschnappen das Futter heraustreibt. Während manche Exemplare das schnell durchschauen und nach ihrer Schnappbewegung an Ort und Stelle bleiben, schwimmen andere wieder ein Stück zurück und verlieren dadurch den anvisierten Happen an ein anderes Tier. Einige kleinere Fische schnappen selber sogar nie zu, sondern lauern nur darauf, dass andere dies für sie tun, warten den entstehenden Sog ab und greifen sich dann die austretende Beute. Man merkt schnell, es gibt eben Schlaue und weniger Schlaue …
Die Futterbox ist damit nicht nur geeignet, gröberes Futter in Becken mit Strömung „sauber“ zu verabreichen, sondern auch, um seine Pfleglinge zur Kontrolle oder zum Fotografieren direkt an die Frontscheibe zu locken. Auch eigentlich auf Lebendfutter fokussierte Arten lassen sich so zum Fressen von totem Futter bewegen, wie der Erfinder bei seinen Geckoschmerlen (Homalopteroides) feststellte.
Ein Test mit anderen Nahrungsspezialisten wäre also lohnend, genauso wie die Verwendung diverser lebender Futtertiere. Vermutlich bräuchte es mehrere Lochgrößen, um alle bekanntesten Futtersorten optimal verabreichen zu können. Für die erwähnten Mückenlarven und Würmer sind die 2-mm-Löcher gut geeignet. Prinzipiell ist auch denkbar, dass größere oder dominantere Tiere einen Vorteil bei dieser gezielten Fütterungsmethode haben, da sie sich die besten Plätze sichern – da könnte man aber natürlich leicht Abhilfe schaffen, indem man einfach zwei oder mehr Streamfeeder ins Aquarium gibt. Fazit: Ein effektives und nützliches Zubehör für Aquarien mit Wasserbewegung.
von Sebastian Wolf