Die Firma Oase hat ihren Dechlorinator zur Verfügung gestellt. Wer die eher gestauchten Blockfilter mit Aktivkohlepa­trone kennt, wird vom Design überrascht: Der Dechlorinator ist wesentlich gestreckter.
Die wichtigsten technischen Angaben sind gut sichtbar in Form kleiner Symbole auf die Kartusche aus Kunststoff aufgedruckt, an den Enden sind beidseitig 3/4“ Metall-Steckkupplungen zum Anschluss an die gängigen Schläuche angebracht. Alles wirkt äußerst robust, zudem liegt der Kunststoff rutschsicher in der Hand. Eine passende Halterung wird nicht mitgeliefert, diese kann man sich – z. B. für die Befestigung an einer Wand – aber selber basteln, falls gewünscht. Die Kartusche ist laut Hersteller mit Hochleistungs-Aktivkohle gefüllt, damit lassen sich 200.000 l Leitungswasser aufbereiten und Chlor, Ozon, Hormone, Huminsäuren sowie Schwermetall- und Arzneimittelrückstände entfernen.
Die Einsatzmöglichkeiten von Aktivkohle werden unterschiedlich bewertet. Man kann sich jedenfalls vor Augen führen, dass nicht nur altbekannte Substanzen im Leitungswasser den Aquarien- und Teichbewohnern Probleme bereiten – durch den immer weiter steigenden Verbrauch von Arzneimitteln und ihre Persistenz im Wasser kommen weitere Risiken hinzu. Wer Muße hat, lese sich einmal ein klein wenig durch die Befunde, zu welchen Auswirkungen auf aquatische Organismen Hormone fähig sind.
Da es als Privatperson schwierig bis unmöglich ist, viele der von Aktivkohle adsorbierten Substanzen nachzuweisen und ihre Konzentration zu ermitteln, gilt es auch a) Vertrauen in die Herstellerangaben zu haben und b) zu versuchen, in der Praxis mögliche positive Effekte über das Beobachten seiner Pfleglinge zu ermitteln.
Ich wollte noch einen vergleichsweise gut bestimmbaren Wert messen – den Gehalt an in ionisierter Form vorliegendem Kupfer. Dessen schädigende Effekte sind auch von anderen Parametern abhängig (etwa dem Karbonatgehalt), für Aquarienbewohner letale Folgen können aber bereits bei geringen Konzentrationen (0,1 mg / l) auftreten. Der Vorteil einer Kohlefilterung liegt darin begründet, dass solche hochtoxischen Elemente aus dem Wasser entfernt werden – bei Verwendung von Chelatoren (Wasseraufbereitern) ist das anders: Das Kupfer liegt dann in gebundener Form immer noch im Aquarium vor und kann wieder freigesetzt werden.
So hatte ich etwa in jüngster Zeit immer wieder Probleme mit Schnecken der Gattung Tylomelania, die sich auf einmal nach Wasserwechseln (25 %) offensichtlich unwohl fühlten. Normalerweise fangen die meisten dieser Arten danach an, lebhaft umherzukriechen – das war nicht mehr der Fall. Zu beobachten waren eine deutliche Verminderung der Aktivität sowie eine auffällige Schleimabsonderung nach dem Einfüllen von Frischwasser. Geringere Wasserwechsel (denn gar kein Wasserwechsel ist auch keine Lösung) brachten meines Empfindens keine echte Verbesserung. Die Inaktivität hielt teilweise mehrere Tage an, bevor sich alles wieder „normalisierte“, um sich dann beim nächsten Wasserwechsel zu wiederholen. Bei einigen schon länger gepflegten Importen kam es zu gehäuften Todesfällen.
Also kam der Dechlorinator ins Spiel: Nach Verwendung des gefilterten Wassers war rasch Schluss mit den geschilderten Problemen, die Schnecken zeigten sich agil wie früher – eine Beobachtung, die ich in mehreren Becken und mit sechs verschiedenen Arten machte. Seitdem nehme ich nur noch gefiltertes Wasser, und Schwierigkeiten traten nicht mehr auf.
Die Wasserleitungen aus Kupfer könnten eine Erklärung liefern – im über den Dechlorinator gefilterten Wasser war kein Kupfer mehr nachweisbar (Photometer-Test mit HI 748 Checker HC von Hannah Instruments, vor den Messungen kalibriert). In Frischwasser direkt aus dem Hahn dagegen maß ich schon Kupferkonzentrationen um 0,03 mg/l bei durchgespülter Leitung und mehr als 0,2 mg/l bei länger als 24 h in der Kupferleitung stehendem Wasser. Damit ist man prinzipiell in einem Bereich, in dem toxische Effekte auftreten können, nicht nur bei Schnecken.
Allerdings: Beim Teil(!)wasserwechsel werden solche Konzentrationen dann ja wieder verdünnt. Leider hatte ich beim Auftreten der Probleme noch kein Messgerät zur Hand. Nach Umstellen auf Kohlefilterung war (verständlicherweise) auch in den Aquarien kein Kupfer nachweisbar.
Für eine längere Verweildauer des Wassers im Kohlefilter sorgt die lang gestreckte Form – dies ist begrüßenswert. Wie effektiv die adsorbierende Wirkung bei der angegebenen Fördermenge von maximal 500 l/h noch ist, kann ich nicht beurteilen. Der Durchfluss lässt sich aber über den Wasserhahn problemlos sehr weit herunterregeln, womit das Wasser nur langsam durch die Aktivkohle fließt. Das angegebene Wasservolumen von 200.000 l bis zur Erschöpfung der Adsorptionsfähigkeit sollte natürlich bedacht werden, weshalb man sicher nicht verkehrt liegt, die durchgelaufene gesamte Wassermenge ansatzweise zu erfassen, z. B. indem das gefilterte Wasser nicht sofort ins Aquarium, sondern zuerst in einen extra Behälter geleitet wird. Unter Kenntnis des Behältervolumens und der Anzahl der Füllungen (Strichliste) hat man so einigermaßen einen Überblick.
Da die Kapazität eines Kohlefilters auch von der Menge gelöster Stoffe abhängt, die adsorbiert werden, ist es für Hersteller schwer, genaue Angaben zu machen. Deshalb dürfte es nach langer Nutzungsdauer empfehlenswert sein, den einen oder anderen Parameter zu testen bzw. testen zu lassen. Für die meisten Aquarianer und Teichbesitzer sollte das angegebene Filtervolumen (bei nicht zu starker Leitungswasserbelastung) aber eine befriedigend lange Nutzung ermöglichen.
Sebastian Wolf