Korallensand ist der ideale Bodengrund für unsere Meerwasser­aquarien. Er entsteht durch den Zerfall von Kalkskeletten aller Art, vor allem von Steinkorallen, die mengenmäßig den größten Anteil in Riffnähe ausmachen. Wer schon einmal gesehen hat, wie manche Papageienfische das Riff zernagen und anschließend den fein zerkleinerten Korallenbruch wieder ausscheiden, der wundert sich nicht, dass Unmengen von Korallensand entstehen und eine „Ernte“ für aquaristische Zwecke in vernünftigem Maß kein Problem darstellen dürfte.
Bisher wurde dieser Korallensand in den Herkunftsländern in Säcke verpackt und kiloweise an uns verkauft. Umweltfreundlich war das nicht, denn es gibt zwar genügend Korallensand (der Bedarf bei uns ist vergleichsweise gering), aber er muss eben entnommen, gereinigt und verpackt sowie sehr weit transportiert werden. Letzteres dürfte vermutlich das größere Umweltproblem darstellen. Bislang ist mir zwar noch nicht zu Ohren gekommen, dass Umweltschützer diese Praxis bemängeln, aber man kann davon ausgehen, dass dies irgendwann wohl noch kommen wird.
Aus diesem Grund hat sich AquaMedic Gedanken gemacht und einen Bodengrund entwickelt, der natürlichem Korallensand nahekommen soll. Laut Werbetext entspricht er diesem sogar, sollte also weitgehend aus Kalzium-Magnesium-Karbonat bestehen. Das konnte ich nicht analysieren, aber einer Firma, die sich seit vielen Jahren erfolgreich mit der Meeresaquaristik beschäftigt, sollte man vertrauen können. Im Unterschied zum „Balisand“ derselben Firma werden die „Tonga-Pearls“ künstlich hergestellt, das Karbonat also „in Form“ gebracht. Wie genau, das ist allerdings das Geheimnis von AquaMedic.

Weiß und sauber
Viel wichtiger aber ist, wie sich der „künstliche“ Sand im Aquarium verhält. Daher habe ich den in meinem Aquarium hauptsächlich befindlichen Foraminiferensand ein Stück auf die Seite geschoben und die frei gewordene Fläche mit den „Tonga Pearls“ aufgefüllt.
Aber zuvor wurde das Substrat erst mal gewaschen. Wie versprochen war das Spülwasser in der Tat nach wenigen Durchläufen mit gutem Durchmischen im Eimer schnell sauber. Wer einmal neuen oder auch älteren Korallensand auswaschen musste, der weiß, wie lange es dauern kann, bis das Wasser nicht mehr schmutzig und trüb ist und wie viel Wasser dazu benötigt wird. Bei den „Tonga Pearls“ ist das schnell erledigt, schon mal ein Vorteil. Und natürlich ist durch die Herstellung unter kontrollierten industriellen Bedingungen eine Verschmutzung, z. B. durch organisches Material wie beim echten Korallensand, kaum möglich.
Nachdem der Sand ins Becken gefüllt worden war, machte ich gleich ein Foto. Er ist schneeweiß und reflektiert das Licht enorm. Aber würde er auch gut und zügig mit Bakterien besiedelt? Oder würde er erst stark veralgen? Würde mein Zitronen-Lippfisch ihn lieben oder sich lieber im „alten“ Bodengrund vergraben? Fragen über Fragen.

Dreimal: Ja
Die Antwort ist: Ja, ja und ja. Denn eigentlich passierte überhaupt nichts. Die „Tonga Pearls“ blieben weiß, veralgten, wenn überhaupt, kein bisschen mehr als der bisherige Bodengrund, der Zitronen-Lippfisch stürzte sich vom ersten Tag an in sie, als ob nichts gewesen wäre. Die ganz weißen „Tonga Pearls“ vermischten sich lediglich nach und nach mit meinem schon angegrauten Foraminiferensand. Ob darauf genauso viele Bakterien siedeln wie auf natürlichem Korallensand? Das wäre herauszufinden. Der Zitronenjunker jedenfalls adoptierte den schönen Sand ohne scharfe Kanten von Anfang an als seine nächtliche Schlafstätte. Und auch alle anderen Bodenbewohner akzeptierten ihn sofort. Na, wenn die das alle so positiv sehen, dann bin auch ich zufrieden.
Werner Baumeister