Der Nährstoffbedarf von Wasserpflanzen lässt sich anhand ihrer stofflichen Zusammensetzung erklären (siehe auch den Beitrag „Grundlagen für einen guten Pflanzenwuchs“ in DATZ 8/2018): Die Trockenmasse besteht zu 35–50 % aus Kohlenstoff. Dieser wird in Form von gelöstem Kohlendioxid (CO2) und/oder Karbonaten (Karbonathärte - biogene Entkalkung) von den Pflanzen aufgenommen. Die weiteren Hauptbestandteile der Wasserpflanzen sind Stickstoff, Phosphat, Kalium, Kalzium, Magnesium und Schwefel.
Diese sogenannten Makronährstoffe werden üblicherweise in ausreichender Menge über das Leitungswasser (Kalzium, Magnesium und Schwefel) sowie über die Ausscheidungen der Aquarienbewohner (Stickstoff und Phosphat) zur Verfügung gestellt. Kalium ist neben Eisen die Hauptkomponente von Eisenvolldüngern. Diese enthalten dann auch noch die notwendigen Spurennährstoffe, wie Mangan, Kupfer, Zink und Molybdän. Den „Motor“ der Fotosynthese, das Licht, stellen wir inzwischen vorwiegend über LED-Leuchtmittel zur Verfügung.
Also passt alles, wenn man eine angemessene CO2-Versorgung bietet und einen guten Eisenvolldünger verwendet – könnte man meinen …
In Aquarien mittlerer Ausleuchtung (z. B. T8-Leuchtstoffröhren) mit starkem Besatz an Fischen sind genug Makronährstoffe vorhanden, das Wachstum anspruchsloser Wasserpflanzen ist meist nicht durch Nährstoffmangel limitiert. Eher führt der Überfluss an Makronährstoffen zu einem unerwünschten Algenwachstum!
Ein aktueller Trend in der Aquaristik geht mehr in Richtung anspruchsvolle Pflanzenaquarien (Aquascapes), also Unterwasserlandschaften mit vielen Pflanzen und geringem Fischbestand. Um den Pflanzenwuchs zu optimieren, werden diese Aquarien mit weichem Wasser, CO2-Düngung und starker Beleuchtung betrieben. Das Resultat: Durch die geringe Fischdichte und die niedrige Wasserhärte kommt es schnell zu einem Mangel an Makronährstoffen, der in Kombination mit einer hohen Beleuchtungsstärke nach meiner Erfahrung der Hauptgrund für das üppige Wachstum von Fadenalgen ist!
Um den Makronährstoffmangel auszugleichen, gibt es sogenannte NPK-Dünger, die die Makronährstoffe Stickstoff (N), Phosphat (P) und Kalium (K) in einem ausgewogenen Verhältnis verfügbar machen. Da nicht jedes Aquarium dieselben (Nährstoff-)Bedürfnisse hat, muss der Bedarf an Makronährstoffen nicht genau der Zusammensetzung dieser Dünger entsprechen. Dies führt zur Anreicherung von einem oder zwei Elementen. Dafür bietet der Handel ebenfalls eine Lösung an: Einzeldüngemittel. Damit kann gezielt der Nährstoff mit dem höchsten Bedarf nachgedüngt werden.
Zum Testkandidaten: In meinem Nano-Aquarium hatte sich Kalium angereichert. Leider war Kalium nicht nur in dem verwendetem NPK-Dünger enthalten, sondern auch im Stickstoff-Einzeldünger! Bei weiteren Recherchen stellte ich fest, dass das auch bei allen anderen von mir geprüften Anbietern und N-Düngern der Fall war – bis auf den von Aqua Rebell. Letztere Firma vertreibt die meines Wissens umfangreichste Düngeserie im deutschsprachigen Raum. Zugegeben, die Vielfalt der Düngemittel verwirrt anfangs (es gibt z. B. drei verschiedene N-Dünger: GH Boost N, Makro Basic Nitrat und Ma­kro Spezial N). Kommt „Makro“ im Namen vor, handelt es sich um Düngemittel mit Makronährstoffen, folgerichtig enthalten „Mikro“-Dünger Mi­kronährstoffe, darunter auch der Volldünger mit Eisen und Kalium (Mikro Basic Eisen). Nun kommen in den Bezeichnungen noch die Namen „Basic“ und „Spezial“ vor. „Basic“ steht für stark stabilisierte Düngemittel – sie können als Wochendünger (Stoßdüngung) verwendet werden, ideal für Aquarien mit mittleren Ansprüchen. Hohen (Nährstoff-) Ansprüchen werden dann die „Spezial“-Dünger gerecht, sie sind nur schwach stabilisiert, somit sofort pflanzenverfügbar und sollten täglich dosiert werden.
Warum nun der Unterschied zwischen Wochen- und Tagesdüngung? Bei der Wochendüngung hat man anfangs viele Nährstoffe im Wasser (mehr als dann von den Wasserpflanzen sofort aufgenommen werden können), weiter kann es nach Tagen zu einem Mangel einzelner Nährstoffe kommen, weil diese bereits verbraucht wurden – beides Nachteile für höhere Wasserpflanzen und Vorteile für Algen. Die Wochendüngung hat aber den Vorzug, dass sie einfach in der Anwendung ist. Das ist der entscheidende Nachteil der Tagesdüngung: Zumindest ich verliere nach wenigen Tagen die Disziplin und vergesse des öfteren die Zugabe. Vorteil der Tagesdüngung ist aber, dass die Nährstoffe täglich bedarfsgerecht zugeführt werden!
Die Düngemittelserie ist aufeinander abgestimmt und die Produkte können kombiniert werden. Eine gute Hilfe bei der Entscheidung, welches Düngesystem für mein Aquarium das Richtige ist, bietet der Dünge-Rechner von flowgrow.de. Tobias Coring von Aqua Rebell stellt hier sehr gute Tools zur Verfügung, um die Düngung zu planen und zu optimieren.
Ein Beispiel: Wie dünge ich ein Aquarium mit 200 l? Auf der Seite „Düngeempfehlung“ (https://www.flowgrow.de/db/calculator/basic) wird in einer Eingabetabelle zunächst das Aquarienvolumen angegeben. Dann wählt man aus, ob eine CO2-Versorgung vorhanden ist und Beleuchtung sowie Pflanzenmasse stark bzw. groß, mittel oder gering sind. In unserem Beispiel haben wir: CO2-Versorgung, mittlere Beleuchtung und Pflanzenmasse. Nach Klick auf den Button „Berechnung“ erscheinen ein Textfeld mit Erläuterungen und die Empfehlung der Düngemittel. Anhand des Beispiels ergibt sich (bei Wochendüngung), dass man 56 ml Makro Basic NPK und 14 ml Mikro Basic Eisen dosieren soll.
Als Grundlage für einen Düngeplan ist dieses Werkzeug sehr gut geeignet. Wichtig ist, die Nährstoffgehalte des Aquariums dann einige Wochen im Auge zu behalten (Tropftests). So wird schnell klar, ob man von einem Produkt mehr oder weniger benötigt. Kommt es zur Anreicherung oder zum Mangel einer Komponente, kann man die Düngemittel entsprechend anpassen. Da man nicht alle Düngerkomponenten mit einfachen Tropftests quantifizieren kann, sollte man regelmäßige, großzügige Wasserwechsel durchführen. So wird die Anreicherung einzelner Komponenten verhindert.
Nützlich ist auch die „Dosierberechnung“ (https://www.flowgrow.de/db/calculator/dose): Wieder müssen Aquarienvolumen und Dosierintervall (täglich/wöchentlich) eingegeben werden, in unserem Fall 200 l und „täglich“. Dann kann in einer Tabelle zu jedem Nährstoff – beispielsweise Nitrat – das Düngeprodukt ausgewählt werden. Schön ist dabei, dass nicht nur Produkte von Aqua Rebell, sondern auch eine große Palette anderer Hersteller ausgewählt werden können.
In unserem Beispiel wähle ich GH Boost N aus. Als Dosiermenge gebe ich 50 ml ein. Das Ergebnis erscheint in Tabellenform. Im Beispiel-Aquarium werden durch diese Dosierung folgende Nährstoffgehalte erreicht: Nitrat 18,7 mg/l, Calcium 3,78 mg/l und Ma­gnesium 1,37 mg/l. Kombiniere ich diese Düngung noch mit der Gabe von 10 ml Mikro Basic Eisen, so werden folgende Nährstoffgehalte erzielt: Nitrat 18,7 mg/l, Kalium 0,03 mg/l, Eisen 0,05 mg/l, Calcium 3,78 mg/l, Magnesium 1,57 mg/l.
Alles in allem können so die richtigen Düngemittel für unterschiedlichste Bedürfnisse gefunden werden! Noch ein Plus des Herstellers: Die Gebindegröße für jeden Dünger reicht von 0,5–5 l. Auch große Aquarien können so noch erschwinglich mit Nährstoffen versorgt werden.
von Petra Fitz