von Sebastian Wolf

Erfahrene Aquarianerinnen und Aquarianer neigen dazu, möglichst viel von dem, was in der Praxis nicht mehr benötigt wird, aufzubewahren. Denn irgendwann braucht man es garantiert wieder. Vielleicht sollte nicht mit jedem technischen Equipment so verfahren werden, es sei denn, man findet Gefallen daran, dass die Sicherungen herausfliegen, oder begibt sich gerne in akute Gefahr. Beschäftigen wir uns lieber mit Ungefährlichem (nicht elektrischem) Material: Hier gibt es Diverses, das sich zweckentfremden lässt und nützliche Dienste verrichten kann, die einem erst im Lauf der Zeit einfallen. 
Die universelle Quelle neuer Möglichkeiten ist für mich Filterschaumstoff (Porengröße: unwichtig). Beim Zuschneiden von Filtermatten oder -blöcken fallen Reste an, oder man muss alte Matten gegen neue austauschen. Der Matten-Ausschuss unterscheidet sich also im Wesentlichen darin, ob das Material neu oder bereits gebraucht ist. Abgesehen von der Verwendung als Putzschwamm ist das für so gut wie alle Zwecke unerheblich, allerdings hat es Vorteile, sehr schmutzige, alte Filtermatten zu putzen (auszuwaschen). Wer das nicht will, sollte gebrauchte Matten immerhin etwas abklopfen und gründlich trocknen lassen, denn idealerweise werden gelagerte Matten abgedeckt oder luftig verpackt (über Jahre völlig offen he­rumstehend sind sie ansonsten grandiose Staubfänger). 
Nachfolgend eine Aufzählung der Funktionen, für die ich Mattenreste bisher eingesetzt habe. Mit scharfen Küchenmessern oder Rasierklingen lässt sich der Schaumstoff hervorragend schneiden.

Pflanzen

  • Substratersatz in Becken ohne Bodengrund oder Pflanztöpfe und als Unterlage für Aufsitzer
  • Besiedlungsfläche für Moose, auch über Wasser
  • Entfernen von Algen auf robusten Blättern

Fische & Wirbellose

  • Eiablage (Haftlaicher, Substratlaicher)
  • Unterstützung beim Schaumnestbau (trockene Matten, auf der Oberfläche treibend)
  • Gazeersatz (Wasserumwälzung) bei Selbstbau-Einhängekästen zur Jungfischaufzucht
  • Höhlen und Verstecke (mit leichtem Stein beschwert)
  • Unterstand an der Oberfläche (trockene Matten), auch während der Eingewöhnungsphase
  • Weideflächen (Aufwuchs; alte, schmutzige Matten sind besonders geeignet)
  • Sichtbarrieren oder „Trennwände“ bei aggressiven bzw. territorialen Individuen 

Technik & Einrichtung

  • Unterlage und Sicherung stärker vibrierender Membranpumpen
  • Fixierung und Dämmung von Luftschläuchen und Kabeln, die in Kontakt zu Scheiben und anderem Material sind Abstandshalter zur Vermeidung oder Füllmaterial zum Schließen enger Spalten im Aquarium (z. B. Einhängekästen, Innenfiltergehäuse, Heizer)
  • Dämpfung von Filtergeräuschen (z. B. an der Aufhängung von Innenfiltern)
  • Reduzierung starker Strömung, bei Motorfiltern oder Wasserstrahlen bei Wasserwechsel (grobporige Matte, auf Auslassrohr gesteckt und fixiert)
    Unterlage schwerer Steine 

Bodensubstrat

  • Gestaltungselement, z. B. ansteigender Bodengrund (spart im hinteren Beckenbereich Substrat und wird von den Pflanzen ebenso durchwurzelt)
  • Aquarienscheiben und Abdeckung
  • Verschluss kleiner bis großer Öffnungen (Schlauchdurchführungen, Futterluken)
  • Polsterung schwerer Abdeckscheiben
  • Unterlage für kleine Becken bis ca. 10 l (Vorteil gegenüber Styropor ist die dunkle Farbe, wenn Substrat fehlt)

Sonstiges

  • Sitz- und Haftgelegenheiten für Garnelen und andere Krebse während Transport
  • Substrat in Futtertierkulturen, z. B. Grindal, Springschwänze, Glanzwürmer; Reinigung und Wiederverwendung der Matten jedoch energieaufwendig
  • Reinigung von Glas und Plexiglas (nur mit neuen Mattestücken zu empfehlen)
  • Abschrubben locker sitzender Beläge auf Steinen und Wurzeln
  • Entfernen von Bakterienbelägen auf Plastikteilen und Zuleitungen

Vielleicht finden Sie in früheren DATZ-Ausgaben noch weitere Ideen oder haben eigene Anwendungsgebiete, die nicht aufgezählt sind. Ich bin mir recht sicher, dass es kein anderes in der Aquaristik verwendetes synthetisches Material gibt, das sich derart vielfältig einsetzen lässt.