Es gibt wenige Menschen, die sich freuen, wenn diese Plagegeister im Frühjahr auftauchen und uns bis in den Spätsommer nerven. Aber der Aquarianer denkt eben auch an seine Pfleglinge, und die freuen sich über nichts mehr als über schwarze Mückenlarven, die Larven der Stechmücke.

In Deutschland gibt es etwa 46 Arten von Stechmücken (Culicidae), Tendenz steigend (dank Klimaerwärmung). Als „Hausmücken“ werden im Wesentlichen zwei blutsaugende Vertreter dieser Gruppe bezeichnet: Culex pipiens und Culiseta annulata. Sie lassen sich gern in menschlichen Siedlungen nieder und vermehren sich dort auch. Dafür benötigen sie organisch belastete Gewässer, die nicht oder nur sehr wenig bewegt sind. Dort hinein legen die Imagines vom späten Frühjahr an ihre Eier. Die schlüpfenden Larven ernähren sich von organischem Material, das sie mit ihrem Mundapparat aus dem Wasser filtern.

Will man nicht lange nach Mückenlarven suchen, kann man solche „Gewässer“ auch selbst anlegen. Der Ansatz einer derartigen Lebendfutterkultur ist einfach: Ein Gefäß mit Wasser an einem halbschattigen Standort aufstellen, eine Handvoll Heu, Stroh oder Brennnesseln hinein, eventuell noch mit etwas Hühnermist oder ungewaschenen Eierschalen „verfeinern“ – fertig. Schon entsteht eine mehr oder weniger stinkende Jauche, die für die Mückenweibchen unwiderstehlich ist. Die ersten Gelege lassen nicht lange auf sich warten. Die Gelege der Stechmücke nennt man „Schiffchen“. Sie schwimmen an der Wasseroberfläche, sind etwa sechs Millimeter lang und enthalten 200 bis 300 Eier. Frisch geschlüpfte Larven sind etwa einen Millimeter lang und somit ideales Futter für Fischnachwuchs. Manchmal bringe ich sie in Aquarien mit Jungfischen ein. Die nach und nach schlüpfenden Larven dienen den Fischchen über Tage hinweg als Lebendfutter.

Natürlich sind solche „Häppchen“ für ausgewachsene Fische nicht sehr ergiebig. Lässt man die Schiffchen im Larvenansatz, wachsen die geschlüpften Larven sehr schnell heran. Mit einem Kescher lassen sich die Larven einfach „ernten“. Dazu stellt man ein Gefäß mit sauberem Wasser bereit , zieht das Netz knapp unterhalb der Oberfläche kreisend durch den Ansatz und entleert es in das Gefäß. Die Ausbeute ist beachtlich! Larven in allen Entwicklungsstufen sind zu finden, aber auch viele Schiffchen und Heureste. Die muss man absammeln und in den Ansatz zurückgeben. Zwei Zehn-Liter-Eimer – mein erster Ansatz – erwiesen sich nicht als ideal für die Larven-Produktion. Also startete ich einen zweiten Versuch mit einer 100-Liter- Zinkwanne. Ich stellte sie am selben Standort auf und gab eine kleine Menge Stroh mit Hühnermist auf den Boden. Darauf entleerte ich die alten Ansätze. Damit die Halme am Boden blieben, legte ich ein zugeschnittenes Putzgitter darüber und beschwerte es am Rand mit Steinen, damit bei meinen Kescherzügen nichts mehr aufwirbeln konnte. Um zu verhindern, dass Vögel in der Wanne ertrinken, legte ich nach dem Auffüllen noch einen Ast hinein. Der Ansatz entwickelte sich gut, und meine Fische freuten sich regelmäßig über hochwertiges Lebendfutter. Petra Fitz