Bei einem Besuch im Meerwasser-Fachhandel zwei strahlend gelbe Lippfische entdeckt – ­unwiderstehlich! Und sie erwiesen sich tatsächlich als Bereicherung! | Von Lars Renken

Die quirlige und daueraktive Schwimmweise dieser Fische faszinierte mich schon immer. Der Zitronen-Lippfisch (Halichoeres chrysus) wird maximal 14 Zentimeter lang, die Weibchen bleiben einige Zentimeter kleiner. Geschlechtsreife Männchen tragen eine grünliche Streifenzeichnung am Kopf.



Der Zitronen-Junker, wie er auch genannt wird, lebt in kleinen Gruppen unterhalb von zehn Metern Tiefe am Riffabhang. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich im Indo-Pazifik vom östlichen Indischen Ozean bis zum Marquesas-Archipel und zur Weihnachtsinsel.

In der Nahrungsaufnahme erwiesen sich meine beiden Neuen als völlig unproblematisch. Praktisch jedes Futter wird angenommen: diverse Frostfuttersorten, Flocken, Granulate, Banane, Gurke ... In der Literatur wird zudem berichtet, dass der Zitronen-Junker parasitäre Strudelwürmer, Nacktschnecken (www.meerwasser-lexikon.de) und sogar Borstenwürmer frisst, was ich jedoch noch nicht beobachten konnte.

Lebhaft, aber verträglich
Zu den übrigen Fischen in meinem Riffaquarium passten die beiden Flitzer sehr gut, dies sind: zwei Falsche Clownfische (Amphiprion ocellaris), ein Schwanzfleck-Kammzahnschleimfisch (Ecsenius stigmatura), ein Juwelen-Schleimfisch (Salarias fasciatus), zwei Sechsstreifen-Lippfische (Pseudocheilinus hexataenia), zwei Gelbschwanz-Demoisellen (Chrysiptera parasema) und eine Dekor-Schwertgrundel (Nemateleotris decora).

Meine Zitronen-Junker sind den ganzen Tag zu sehen. Ständig durchstöbern sie das Aquarium nach Nahrung, jedoch ohne irgendwelchen Schaden anzurichten. Weder belästigen sie die Korallen, noch werfen sie Steine um, wie es viele andere, größere Lippfische tun.

Von Anfang an akzeptierten sie Flocken- und Granulatfutter, was ich meinen Fischen in kleinen Portionen mehrmals täglich mittels Futterautomat verabreiche. Zusätzlich gibt es gelegentlich Tiefkühlkost (vorwiegend Artemien und „rotes Plankton“) sowie einmal in der Woche ein Stückchen Banane.

Das Männchen ist zurzeit etwa neun Zentimeter lang, das Weibchen um die sechs Zentimeter. Abgesehen von seinen grünen Kopfstreifen unterscheidet sich mein Männchen auch noch durch die helleren Bauchflossen vom Weibchen.

Anfangs waren die beiden Junker ein wenig schreckhaft und verschwanden bei der kleinsten Bewegung vor dem Aquarium im Bodengrund, in dem sie sich übrigens jeden Abend zur gleichen Zeit (etwa eine Stunde vor dem Erlöschen der Hauptbeleuchtung) und an derselben Stelle zur Nachtruhe eingraben. Der Boden besteht aus einer fünf Zentimeter hohen Schicht „Kalzigran“ (käufliches Kalkgranulat) in einer Körnung von zwei bis fünf Millimetern. Doch schon nach wenigen Tagen verloren die beiden ihre Scheu, und mittlerweile sind sie den ganzen Tag über unterwegs.

Gegenüber den anderen Fischen verhalten sie sich im Großen und Ganzen friedlich, wenngleich es gelegentlich kleinere Raufereien gibt. So behauptet sich das Zitronenlippfisch-Männchen erfolgreich gegen die blauen Riffbarsche, wenn sie die Reviergrenzen überschreiten. Meist bleibt es aber bei kurzen Drohgebärden. Dazu stellt sich der Lippfisch auf den Kopf und spreizt die weißen Bauchflossen ab. Nach einigem Auf- und Abschwimmen kehrt wieder Ruhe ein.

Dass es sich, wie mein Händler ja meinte, um ein harmonierendes Pärchen handelt, demonstrierten mir die Fische schon bald: Allabendlich steigen sie gemeinsam zur Wasseroberfläche empor, um im Freiwasser zu laichen. Genau danach sieht es jedenfalls aus, denn ich muss ich gestehen, den Laich selbst bisher nie etwas gesehen zu haben. Ich nehme an, dass die Eier transparent und winzig klein sind. Zumeist beginnen die Fische wie auf Kommando, nur hin und wieder muss „er“ „sie“ kurz locken. Sie schwimmen dann bis zu einer Stunde lang und in teils atemberaubender Geschwindigkeit ruckartig hin und her – das Männchen zumeist mit gespreizten, weißen Bauchflossen. Beim Weibchen zeigt sich vor der Afterflosse die verlängerte Laichpapille.

Es ist schwer, genauere Angaben über das Ablaichverhalten von Lippfischen in der Literatur oder im Internet zu finden. In seinem Buch „Lippfische“ gibt Kuiter (2002) an, dass es unter diesen Fischen Freilaicher und Nestbauer gibt. Ein Nestbauer ist der Zitronen-Junker definitiv nicht. Laut Kuiter werden bei frei laichenden Arten die Eier von der Strömung ins offene Meer verdriftet. Die transparenten Larven sind also pelagisch, bis sie sich irgendwo in einem Riff ansiedeln.

Das Aquarium
Mein Riffaquarium fasst 250, das Filterbecken 50 Liter Wasser. Darin leben Steinkorallen, Lederkorallen und Gorgonien, etwa 20 Arten. Der Steinaufbau ist auf der linken und rechten Seite locker aufgeschichtet, dazwischen liegt eine freie Sandfläche, sodass den lebhaften Zitronen-Junkern relativ viel Schwimmraum zur Verfügung steht. Nachdem ich gesehen hatte, wie wild sie sich beim täglichen Laichspiel an der Wasseroberfläche benahmen, versah ich das zuvor offene Aquarium schleunigst mit Abdeckscheiben.
Für eine ausreichend kräftige Wasserbewegung sorgen drei Tunze-Pumpen (zwei regelbare Nano 6055, eine Nano 6045) sowie eine Förderpumpe für das Filterbecken mit einer Stundenleistung von 1600 Litern. Die so erzeugten gegenläufigen Strömungen und Wirbel scheinen Korallen wie Fischen gut zu bekommen.

Alles in allem
Der Zitronen-Lippfisch ist ein friedlicher und in allen Wasserschichten ständig aktiver Fisch, der sich auch für kleinere Riffaquarien gut eignet – am schönsten ist natürlich seine Pflege als Pärchen.