Im Aquarium des Autors leben nicht viele Krustenanemonen, aber einige davon siedelten auf einer bereits geschädigten Favites-Koralle – Grund genug, es einmal mit der Zoantharia fressenden Schnecke Heliacus areola areola zu versuchen. | Von Lars Renken

Diese kleine Schnecke, die auch unter dem Synonym Heliacus variegatus ­bekannt ist, erreicht einen Gehäusedurchmesser von zwei Zentimetern. Sie bewohnt im Pazifik ein weites Verbreitungsgebiet, das von Ostafrika bis Australien reicht. Im Riff parasitiert sie verschiedene Krustenanemonen der Gattungen Protopalythoa und Zoanthus. In meinem Aquarium fraß sie sowohl von braunen als auch von grünen Protopalythoa-Kolonien.

Schwierig zu beschaffen
Es war gar nicht so einfach, an diese Schnecke heranzukommen, denn die meisten Zoofachhhändler sind nicht gut auf sie zu sprechen: Entdecken sie diese Mollusken an ihren importierten Krustenanemonen, verfüttern sie die „Schädlinge“ an ihre Kugelfische oder entsorgen sie auf andere Weise.

An einer größeren Kolonie einer braunen Protopalythoa-Art fand ich schließlich aber doch ein Exemplar. Das Tier war dort gar nicht einmal so schwierig auszumachen, denn die Polypen rund um die Schnecke herum hatten sich zusammengezogen. Ich nahm das Tier mit und setzte es in meinem Aquarium erwartungsvoll direkt neben eine grüne Protopalythoa-Kolonie.

Am nächsten Tag saß der kleine Nahrungsspezialist mitten in der Ko­lonie und hatte sich mit seinem Rüssel bereits an einem der Polypen festgesaugt. Dabei lag die Schnecke auf dem „Rücken“, ein Verhalten, das sie auch später bei der Nahrungsaufnahme ­immer zeigte. Die Schalenunterseite und der konische Schließdeckel (das Operculum) waren dabei besonders gut zu erkennen.

Von den Polypen, die von dem Weichtier ausgesaugt wurden, blieb zunächst nur ein stark kontrahierter, schrumpeliger Rest zurück. Doch dadurch sterben sie nach meinen Beobachtungen in der Regel – bedauerlicherweise – nicht. Für den Parasiten ist das natürlich sinnvoll: Die aus­gesaugten Polypen sind in der Lage, sich innerhalb ungefähr einer Woche wieder vollständig zu erholen.

Merkwürdigerweise legte die kleine Schnecke häufiger, meist nachts, weite Strecken in dem Aquarium zurück. Mitunter blieb sie tagelang verschollen, bis sie an irgendeiner Stelle plötzlich wieder auftauchte. Reichte ihr die Populationsdichte der Krustenanemonen nicht aus? Suchte sie nach einer „bekömmlicheren“ Art?

Hin und wieder entdeckte ich Heliacus-Laichschnüre, aus denen jedoch keine Larven schlüpften. Vermutlich fehlte ein Geschlechtspartner; zwar sind Schnecken mehrheitlich zwittrig, doch ist ihnen in der Regel eine Selbstbefruchtung nicht möglich.

Leider gelang es mir nicht, ein weiteres Exemplar aufzutreiben, und nach nur zwei Monaten verendete mein Tier; vermutlich verhungerte es.

Fazit
Auch um nur wenige Krustenanemonen in den Griff zu bekommen, reicht eine einzige Heliacus-Schnecke nicht aus. Hilfreich war mein Tier dennoch, zumal die mechanische Beseitigung giftiger Protopalythoa-Krustenanemonen ja höchst problematisch ist.

Von den Krustenanemonenpolypen auf der Favites-Koralle war zuletzt nur noch wenig übrig, sodass ich den abgestorbenen Teil des Stocks ohne größere Gefahr absägen konnte.