Man kann ja nur von eigenen Erfahrungen berichten und erklärt sich manche Zusammenhänge schlichtweg falsch, ohne genug nachgedacht zu haben. Das sollte natürlich nicht sein, kommt aber dennoch vor und ist auch mir schon passiert, sonst würde ich hier nicht darüber schreiben. Ich will zwei peinliche Beispiele anführen, die meine mir wohlwollenden Leser hoffentlich „überspringen“… Bei einem Vortrag in Leverkusen zeigte ich den „Kleinen Raubsalmler“ aus der Gattung Crenuchus, den ich, weil ich ihn ausschließlich in einer Gruppe von Artgenossen gepflegt hatte, als ziemlich friedfertig schilderte. Der deutsche Name sei doch wohl etwas übertrieben! Da regte sich Protest, jemand lachte gar (!), und dann zeigte man mir ein kapitales Exemplar von einer Größe, wie ich sie nie für möglich gehalten hätte. Ein Zuhörer hatte das Tier – zufällig – für einen Bekannten mitgebracht. Er erklärte mir, er gebe den Fisch ab, weil er alle seine ausgewachsenen Neonsalmler gefressen habe … In einem Reisevortrag war auf einem Bild ein Kind mit weit vorstehendem Bauchnabel zu sehen. Auf Nachfrage erklärte ich, dass man bei der Geburt des Kleinen nicht korrekt verfahren sei, und nun – so hatte man es mir in Ghana erklärt – fehle es an dem nötigen Geld, um den Nabel durch eine harmlose Operation wieder in Ordnung zu bringen. Nach dem Vortrag nahm mich still und leise ein Chirurg beiseite und erläuterte mir, dass es sich hier um einen Nabelbruch handele, was man auch leicht im Internet hätte nachlesen können … Peinlich, peinlich! Und doch haben auch solche Momente ihr Gutes: Man hat die Gelegenheit dazuzulernen. Vor vielen Jahren zeigte ich in einem Vortrag über „Krabben, Garnelen und weitere Krebse“ auch den bis dahin nicht identifizierten „Marmorkrebs“, der meines Erachtens ein Procambarus sei, weil man unter dem Bauch einen Annulus ventralis erkennen könne. Ich führte aus, dass es sich um einen außergewöhnlichen Zehnfußkrebs handele, von dem es nur Weibchen gebe und dass sich diese Art ungeschlechtlich, also parthenogenetisch, fortpflanze. Bemerkenswert sei überdies, dass alle Jungtiere unterschiedlich aussähen, obwohl sie doch genetisch identisch und damit nichts anderes als „Klone“ ihrer Mutter seien. Das veranlasste einen Zuhörer zu bemerken, dass es bei diesen Flusskrebsen noch eine weitere Besonderheit gebe: „Und wenn Sie Ihre braunen Marmorkrebse in weiches Wasser setzen, werden sie sich schon bald blau färben!“ Ich glaubte natürlich kein Wort, setzte zu Hause aber dennoch eines meiner Tiere in ein kleines Aquarium mit Regenwasser – und staunte nicht schlecht, als es sich tatsächlich nach einiger Zeit in leuchtendem Blau präsentierte! Wieder hatte ich etwas hinzugelernt. Der Marmorkrebs wurde übrigens inzwischen als eine Jungfernform (forma virginalis) von Procambarus fallax identifiziert.