Dabei ist die Nordsee aber auch eines der am intensivsten genutzten und erforschten marinen Ökosysteme der Welt. Das Küstenflachmeer ist charakterisiert durch hohe saisonale Fluktuationen von Umweltvariablen in den seichteren, südlicheren Teilen und weniger variable Bedingungen in den tieferen Wassern im Norden. Der steigende anthropogene Druck auf die gesamte Nordsee durch kommerzielle Fischerei, Aquakultur, Windfarmen und Transportrouten resultiert in einem dringenden Bedürfnis für effektive marine Raumplanung und Management, um schädliche Effekte für das Ökosystem zu minimieren. Um die Modelle zu prüfen, wurden die Ergebnisse mit Daten des tatsächlichen Vorkommens verschiedener Benthos-Arten abgeglichen, die Senckenberg-Wissenschaftler in mehreren Kooperationsprojekten erhoben hatten. „Die Modellergebnisse gehen teilweise um über 30 Prozent auseinander“, berichtet Forscherin Ingrid Kröncke, eine sehr hohe Abweichung. „Für die Modellierung der künftigen Artenausbreitung müssen wir aber wissen, welches Modell die verlässlichsten Resultate liefert.“ Im terrestrischen Bereich ist die Modellierung der Verbreitung von Fauna und Flora längst üblich, im Meer erst seit Kurzem und bisher nur für kleine Gebiete oder aber einzelne, kommerziell wichtige Fischarten. Die Studie zeigt, dass die Wassertemperatur auf dem Nordseegrund einen wesentlichen Einfluss hat. Dieses Resultat liefert zusammen mit der jetzt möglichen Fehlereinschätzung die Grundlage für weitere Arbeiten. Oliver Mengedoht
Literatur Reiss , H., S. Cune, K. König, H. Neumann & I. Kröncke (2011): Species distribution of marine benthos: A North Sea case study. – Marine Ecology Progress Series 442: 71– 86.