Literatur Jessen, C., & C. Wild (2013): Herbivory effects on benthic algal composition and growth on a coral reef flat in the Egyptian Red Sea. – Marine Ecology Progress Series 476: 9–21. http://www.int-res.com/abstracts/ meps/v476/p9-21/.
Meerwasser
Wenn Algen das Riff erobern
Nach vier Monaten fanden die Riffforscher in den geschlossenen Käfigen eine Algenmasse, die um das 17-Fache höher war als auf frei zugänglichen Vergleichsflächen und auch die Algenmenge in den halboffenen Käfigen um ein Vielfaches übertraf. Erstmalig beschreibt die Forschungsarbeit quantitativ den Einfluss verschiedener Weidegänger im Roten Meer. „Wir fanden in den Käfigen auch zwei Braunalgenarten, die sonst nicht im Riff anzutreffen waren“, berichtet Jessen, „sie könnten sich daher als Indikatoren für Überfischung von Weidegängern eignen, ein Problem, das in den Tropen weit verbreitet ist“. Wuchernde Algenteppiche sind jedoch für ein Riff lebensbedrohlich. Sie überschatten die Korallen, entziehen dem Wasser Sauerstoff und besetzen freie Flächen im Riff, auf denen sich sonst die Larven der Korallen ansiedeln. Die Forscher vermuten zudem, dass die Algen durch das Ausscheiden von Nebenprodukten ihrer Fotosynthese, vor allem Zucker, das Wachstum bestimmter Bakterienarten ankurbeln. Dadurch gerät eine Lebensgemeinschaft aus dem Gleichgewicht, denn eine Koralle ist ein kleiner Mikrokosmos: Im Polypengewebe tummeln sich neben symbiotischen Algen auch Bakterien, Viren und Pilze, die wichtige Stoffwechselfunktionen übernehmen. Die Saumriffe des Roten Meeres gedeihen unmittelbar vor der Küste und bieten damit einen einfachen Zugang. Fischer haben hier ein leichtes Spiel. In der Tat fanden sich im Sortiment der Fischverkäufer im ägyptischen El Quseir viele Algenfresser wie Meeräschen und Kaninchenfische. „Bevölkerungswachstum und die boomende Tourismusbranche in der Region werden die Nachfrage nach frischem Fisch vermutlich noch steigern“, meint Jessen. Ein veralgtes Riff, wie es an vielen Küsten der Tropen bereits anzutreffen ist, verliert seinen Artenreichtum und damit seinen ästhetischen und ökonomischen Wert. Ein Video mit Versuchsaufbau gibt es unter http:// www.zmt-bremen.de/Versuchsaufbau. html. Susanne Eickhoff