Mit dem 2008 eröffneten Manila Ocean Park bietet die philippinische Hauptstadt dem für ein oder zwei Tage dort „gestrandeten“ Aquarianer ein lohnendes, leicht zu erreichendes Besuchsziel, in dem er sich vom Smog und Lärm der Metropole erholen kann. | Von Maren Gaulke

Der Anfang 2008 eröffnete Manila Ocean Park ist das erste Ozeanarium der Philippinen und eines der größten und modernsten Ozeanarien Asiens.
Auf einer Fläche von 8000 Quadratmetern und in Aquarien, die insgesamt 12000 Kubikmeter Wasser fassen, leben Vertreter etwa 300 über­wiegend mariner Arten. Die meisten davon sind in philippinischen Gewässern heimisch, kommen größtenteils natürlich aber auch in anderen Meeresregionen vor.



Die Ausstellung ist thematisch geordnet: Der Weg durch das Ozeanarium beginnt mit Süßwasserbecken, dann folgen Meerwasseraquarien, die den Besucher von der Küste bis in die offene See führen. Insgesamt gibt es sieben mit philippinischen Namen gekennzeichnete Abteilungen.

Agos
Gleich hinter dem Eingang beginnt der Bereich „Agos“, was sich am ehesten mit „fließend“ oder „im Fluss befindend“ übersetzen lässt. In acht geräumigen Aquarien sind hier Süßwasserfische untergebracht, von denen viele schon aufgrund ihrer Größe beeindrucken.

Eines der ersten Bassins ist von riesigen Arapaimas (Arapaima gigas) bewohnt, bis zu 2,5 Meter lang werdenden Amazonasfischen. Nordamerika ist durch den Alligatorknochenhecht (Atroctostatus spatula) vertreten, den größten Süßwasserraubfisch Amerikas. Die Knochenhechte teilen sich ein Aquarium mit Rotschwanz-Antennenwelsen (Phractocephalus hemioliopterus) und Gabelbärten oder Arowanas (Osteoglossum bicirrhosum) aus Südamerika sowie einigen asiatischen Arten.
Natürlich fehlt auch der in Asien sehr hoch im Kurs stehende Rote Drachenfisch oder Asiatische Arowana (Scleropages legendrei) nicht, der ein weiteres Aquarium bewohnt. Da diese Art vor allem in China als Glücksbringer gilt, ist sie wegen der hohen Nachfrage in der Natur bereits sehr selten.

Auch der Riesengurami (Osphronemus goramy) ist in Asien heimisch, doch kommt keine der in dieser Abteilung gezeigten Fischarten auf den Philippinen vor. Es gibt zwar eine beachtliche Zahl endemischer Süßwasserfische auf diesen Inseln, aber da die meisten von ihnen klein sind, wurden sie wohl als für Ausstellungszwecke nicht interessant genug eingestuft.

Dennoch leisten auch die Philippinen ihren Beitrag zum Thema „Agos“: Eine Holztreppe führt an einer Anlage mit Mindoro-Krokodilen (Crocodylus mindorensis) entlang. Dieses endemische Süßwasserkrokodil war früher auf den Philippinen weit verbreitet, ist heute jedoch nur noch auf wenigen Inseln zu finden.

Die tropische Bepflanzung des Süßwasser-Bereichs soll dem Besucher ein „Dschungel-Feeling“ vermitteln, das Thema „Fließen“ wird durch einen künstlichen Wasserfall in der Krokodilanlage unterstrichen.

Besonders interessant für die kleinen Gäste ist sicher der „Dalampasigan Pool“, das Küstenbecken, in dem neben einigen marinen Fischen Vertreter der Gezeitenfauna zu sehen sind. Das Becken ist nur durch eine niedrige Glasumrandung vom Besucher getrennt, einige der Bewohner dürfen berührt werden.

Ob die Tiere davon genauso angetan sind wie die Kinder, das sei dahingestellt. Aber in einem Land, in dem die meisten Menschen ein sehr distanziertes Verhältnis zur Natur haben, ist es sicher eine gute Idee. Ein Mitarbeiter überwacht das Treiben, gibt Erklärungen und beantwortet Fragen.

Zu den Bewohnern des Pools gehören farben- und formenreiche Seesterne, wie der Knotige Walzenseestern (Protoreaster nodosus), der Blaue Seestern (Linckia laevigata) und der Große Kissenstern (Culcita novaeguineae), Schwarze Seegurken (Holothuria leucospilota) und Bambushaie.

Die küstennah lebenden Bambushaie (auch als Lippenhaie bekannt, Familie Hemiscyllidae) gehören in die Verwandtschaft der Ammenhaiartigen. Nur wenige der 15 bekannten Arten erreichen eine Länge von bis zu einem Meter, die meisten bleiben deutlich darunter. Wegen ihrer geringen Größe und ihres ruhigen Wesens sind sie ideale Bewohner für Schau­aquarien.

Im Manila Ocean Park wird unter anderem der um die 80 Zentimeter lang werdende Weißgepunktete Bambushai (Chiloscyllium plagiosum) gehalten. Neben den ausgewachsenen Tieren im Dalampasigan Pool wird in einem kleinen Aquarium der nächsten Abteilung die Entwicklung der Eier ­gezeigt. In den acht bis zehn mal vier Zentimeter großen, durchscheinenden Eiern, von denen verschiedene Entwicklungsstadien ausgestellt sind, lassen sich die Embryos deutlich erkennen. Bei ihrem Schlupf haben die Jungtiere eine Länge von zehn bis 14 Zentimetern.

Bahura
Aus der Süßwasser- und Gezeitenregion gelangt man in die Riffzone („Bahura“). Gleichzeitig verlässt man den hellen Tageslichtbereich und begibt sich in die Dämmerzone der Unterwasserwelt. Da der Einsatz von Blitzlicht verboten ist, wird das Fotografieren hier deutlich erschwert.

Über 40 kleine bis mittelgroße Meeresaquarien präsentieren einen bunten Ausschnitt aus dem immensen Artenreichtum der philippinischen Korallensee. Viele der dort gezeigten Korallenfische und Wirbellosen haben längst Einzug in deutsche Meeresaquarien gehalten, schließlich gehören die Philippinen schon lange zu den Hauptexporteuren für die Meerwasseraquaristik.

Dennoch ist die Vielfalt im „Bahura“ beeindruckend. Neben Doktorfischen (Familie Acanthuridae), Drückerfischen (Balistidae) und vielen weiteren farbenprächtigen Korallenfischen gibt es Aquarien mit kleinen Muränen wie Geister- oder Nasenmuräne (Rhinomuraena quaesita) und Stern- oder Schneeflocken-Muräne (Echidna nebulosa).

In einem weiteren kleinen Aquarium stecken Röhrenaale ihre Vorderkörper aus dem Sand.
Große Aufmerksamkeit bei den Besuchern findet ein Becken, das von teils sehr großen Steinfischen (Synanceia verrucosa) bewohnt ist. Obwohl sie dicht nebeneinander auf dem Aquarienboden liegen, erkennt man erst bei genauem Hinschauen, wie viele es tatsächlich sind.

Mollusken sind unter anderem durch einige Riesenmuscheln (Tridacna sp.) vertreten, und natürlich gibt es auch ein Aquarium mit mehreren Arten von Anemonenfischen und den dazugehörigen Seeanemonen.

Auf den Informationsschildern bei den Aquarien findet man neben den englischen und wissenschaftlichen Namen der Bewohner Angaben zu Verbreitung und Lebensraum.

Laot
Der angrenzende Raum heißt „Laot“, das bedeutet „Meer“. Hier finden sich überwiegend Arten, die als Speisefische eine größere Bedeutung haben. Die Philippinen mit ihren tausenden Inseln und entsprechend langen Küstenabschnitten sind eine typische Fischerei-Nation. Ein Großteil der Küstenbewohner ist auf den Fischfang zum Lebensunterhalt angewiesen, Fisch ist mit Abstand der wichtigste Proteinlieferant des Landes.

Eines der vier sehr großen Aqua­rien im „Laot“ beherbergt eine große Gruppe Riesenzackenbarsche (Epinephelus lanceolatus), eine Art, die bis knapp drei Meter lang und 400 Kilogramm schwer werden kann. Die ­Riesenzackenbarsche teilen sich das Aquarium mit einem Schwarm Stachelmakrelen (Caranx ignobilis), die sich mit einer Länge von bis zu 1,7 ­Metern auch nicht zu verstecken ­brauchen.

Im größten Aquarium ziehen Schwärme von Barrakudas (Sphyraena barracuda) und Goldmakrelen (Gnathanodon speciosus) ihre Runden, daneben bewohnen Igelfische, die einzigen Nicht-Speisefische in diesem Raum, ein kleineres Aquarium.

Im vierten Behälter sieht man verschiedene Schnapper, darunter den Kaiser- (Lutjanus sebae) und den Doppelfleck-Schnapper (L. bohar).
Die meisten der im „Laot“ gezeigten Arten sind typische Bewohner von Lagunen und Außenriffen. Während die vier über Treppen zu erreichenden Aquarien quasi die Wände dieses großen Raumes bilden, laden einige Sitzgelegenheiten in der Mitte dazu ein, den Fischschwärmen zuzusehen.

Buhay na Karagatan
Den Bereich „Laot“ verlässt man durch einen 25 Meter langen Acryl-Unterwassertunnel, der das Motto „Buhay na Karagatan“ („der lebende Ozean“) trägt. Zu den etwa 25 Spezies, die dieses riesige Tunnelaquarium bevölkern, gehören große Arten wie Jenkins-Peitschenschwanz-Rochen (Himantura jenkinsii), Rundkopf-Geigenrochen (Rhina ancylostoma) und Riesenmuränen (Gymnothorax javanicus), aber auch kleinere wie der Rotzahn-Drückerfisch (Odonus niger).

Ab und zu erscheint ein behelmter „Aquanaut“ im Sichtfeld der Besucher, der den Fischen die Schau stiehlt. Das erklärt sich später, wenn man nach der Ozean-Tour im zweiten Stock des Gebäudes ankommt. Von dort kann man gegen eine Gebühr von 995 Php (umgerechnet etwa 17 €) für zehn Minuten in dem Tunnelaquarium auf Tauchstation gehen.

In einem Tauchanzug steckend wird man über den Helm von oben mit Luft versorgt. Ein Tauchschein ist nicht erforderlich, allerdings dürfen kleinere Kinder nicht abtauchen, auch Leuten mit Herz- oder Lungenproblemen und Schwangeren wird von dem Spaß abgeraten.
Der Tunnel mündet in einen sehr großen Raum, den sich die letzten drei Themen mit je einem großen Aquarium teilen.

Ang Kalaliman
„Kalaliman“ bedeutet „die Tiefe“. Während meines letzten Besuches drehte in dem großen Aquarium ein Schwarm Blauflossen-Makrelen (Caranx melampygus) seine Runden, eine Art, die zwar bis in etwa 200 Metern Tiefe vorkommt, aber auch im Flachwasser. Blauflossen-Makrelen zählen zu den kommerziell genutzten ­Fischen philippinischer Gewässer, wenn auch nur kleinere Exemplare. Laut Informationsschild werden diese Fische ab einer Länge von etwa 50 Zentimetern giftig.

Pagi
In diesem großen Becken schweben stattliche Rochen („Pagi“) über den Köpfen der Besucher: Durch die Decke aus Acrylglas sieht man die Unter­seiten von Schwarzpunkt-Stechrochen (Taeniura meyeni), Mangroven-Peitschenschwanz-Rochen (Himantura granulata), Indo-Australischen Tüpfelrochen (H. uarnak) und Feder- oder Kuhschwanz-Stechrochen (Pastina­chus sephen). Eine dieser Arten, der Schwarzpunkt-Stechrochen, kommt in Tiefen von bis zu 500 Metern vor.

Pating
Das letzte Aquarium in diesem Raum ist ein Haibecken („Pating“ = „Hai“) mit Schwarz- (Carcharhinus melanopterus) und Weißspitzen-Riffhaien (Triaenodon obesus), Leopardhaien (Stegostoma fasciatum) sowie Indo­pazifischen Ammenhaien (Nebrius ferrugineus). Zum Besatz gehören außerdem ein paar Schiffshalter (Familie Echeneidae).

Das Ende des Raumes nimmt eine Informationsecke für Kinder ein. Auf einer großen Erdkugel können sie sich die Verteilung der Ozeane ansehen, leicht verständliche Poster zeigen den Wasserkreislauf und informieren über die Bedeutung der Meere für Klima und Ernährung, aber auch über die akute Gefährdung des Lebensraums Ozean durch Umweltverschmutzung, Überfischung und Erderwärmung.

Gelegentliche Sonderausstellungen, die über aktuelle Forschungs- und Schutzprojekte informieren, richten sich auch an die erwachsenen ­Besucher.

Fisch-Spa und Rochenfütterung
Einen Stock höher gelangt man in eine große Halle, in der man sich ein besonderes Erlebnis gönnen kann. Gegen eine Gebühr von 120 Php (etwa 2,– €) darf man seine Füße eine halbe Stunde lang in einen Fisch-Spa halten.

Laut Informationsschild wird das Becken vom „Doctor“ oder „Nibble Fish“ bewohnt. Das ist irreführend, da mit diesen Bezeichnungen normalerweise die zahnlose Saugbarbe Garra rufa bedacht wird, eine Fischart, die in entsprechend sterilen Bassins nicht nur zur Fußpflege, sondern auch zur Behandlung von Hauterkrankungen wie Psoriasis eingesetzt wird. Tatsächlich handelt es sich in diesem Spa aber um kleine Buntbarsche, die zwar ebenfalls abgestorbene Hautpartikel „abweiden“, im Gegensatz zu Garra aber durchaus Zähne besitzen.

Tatsächlich findet sich auf dem Schild (wohl absichtlich) auch kein wissenschaftlicher Name, und es wird eigens darauf hingewiesen, dass es sich um keinen medizinischen Fisch-Spa handelt, sondern dass er ausschließlich der Entspannung dient. Ich probierte dieses Buntbarsch-Fußbad aus und empfand das Geknabber als durchaus angenehm und entspannend. Aber man sollte diesen Pool wohl besser nicht benutzen, wenn man eine empfindliche Haut oder Hautprobleme an den Füßen hat.
Neben dem Fisch-Spa befinden sich zwei große Becken, in denen man von oben die Haie und Rochen im darunter gelegenen Raum beobachten kann, zumindest wenn die Absperrung geöffnet ist. Während der Fütterung kommen selbst die Rochen mit ihrem Vorderkörper ein ganzes Stück aus dem Wasser, um dem am Beckenrand sitzenden Tierpfleger die Leckerbissen aus der Hand zu nehmen. In diesem Raum kann man dann auch die Tauchtour in den Tunnel starten oder gegen eine Gebühr von 150 Php die Fische durch ein Glasbodenboot beobachten.

Auch wenn man kein Freund solcher Extra-Aktivitäten ist: Ein Besuch des Ozeanariums in Manila ist für jeden Aquarianer und Naturfreund, der die philippinische Hauptstadt auf der Durch- oder Weiterreise besucht, ein Muss! Wer die Philippinen zu einem Tauchurlaub besucht, lernt hier bereits viele der Arten kennen, die er später auch in den Riffen beobachten kann.  

Manila Ocean Park,
China Ozeanis Philippines Inc.
Lage: Manila Bay, Quirino Street beim Bonifacio Drive, in der Nähe des Rizal Park
Öffnungszeiten: ganzjährig, an Wochentagen von 10 bis 20.30, an Wochenenden und Feiertagen von 9 bis 20.30 Uhr
Eintrittspreise:
400 Php für Erwachsene (etwa 7 €), 350 Php für Kinder
Fotografieren: erlaubt, aber nur ohne Blitz
Internet: http://www.manilaoceanpark.com/

Weitere Aktivitäten: In dem großen Gebäudekomplex befinden sich neben dem Ozeanarium Restaurants, Souvenirgeschäfte und Boutiquen. Außerdem werden in entsprechenden Hallen Musicals, Shows und so weiter aufgeführt. Neuerdings betreibt dort die Zoologische Abteilung des Philippine National Museum eine kleine Ausstellung für Kinder. Die Bauarbeiten sind noch nicht abgeschlossen, bald wird auch ein Schwimmbad eröffnet.