Eine eher dürftige Beschilderung ist da sicher nicht „das Gelbe vom Ei“. Viele Fischriesen zeigen ihr Verhalten in Gefangenschaft lange nicht so ausgeprägt wie in Freiheit. Zuweilen stehen sie in einer schlecht einsehbaren Ecke ihres Aquariums, suchen Sichtschutz in der Dekoration oder schwimmen unerschütterlich immer dieselbe Runde. Dann sieht der Besucher sie zwar häufiger in seiner Nähe, aber stets nur für einen ziemlich kurzen Augenblick. Im Bangkok-Aquarium hatte man eine gute Idee, um große Tiere auch einmal anders zu präsentieren. Ein riesiges, bläuliches Display simuliert einen Ausschnitt aus der Meereswasserwelt. Beim ersten Anblick glaubte ich wirklich, ein echtes Becken mit Wasser vor mir zu haben! Auch seine Bewohner – mehrere Hai-Arten, Rochen und weitere faszinierende Meerestiere – sehen lebensecht aus und schwimmen beharrlich im Hintergrund des Bildschirms. Mit Navigier- Tasten an der Frontscheibe kann der Betrachter die einzelnen Tiere kinderleicht anpeilen und zu sich heranziehen. Man hat dann den Eindruck, der Fisch stünde unmittelbar hinter der dicken Trennscheibe. Mithilfe der Steuerung ist es möglich, die Wassertiere zu drehen und zu wenden, um sie aus allen gewünschten Blickwinkeln zu bestaunen. Augen, Nasenlöcher, Maul, Zähne, Flossen und weitere Details lassen sich genauestens betrachten. Zusätzlich sind wahrscheinlich weiterführende Informationen über die einzelnen Tiere abzurufen. Dabei stehen, wenn ich mich recht erinnere, etwa sechs Arten zur Verfügung. Vor allem Kinder und Jugendliche tun sich mit dem Bedienen der Navigation überhaupt nicht schwer. Einem kleinen Mädchen kam ein Haifisch so lebensecht vor, dass es behutsam die Glasscheibe streichelte! Aber auch Zeitgenossen, die den Kinderschuhen längst entwachsen sind, haben ihren Spaß und lernen vermutlich eine Menge über die „ausgestellten“ Organismen. Stellt sich die Frage, ob man in unserem Zeitalter manchen gigantischen Meeresbewohner, den man der Natur entnimmt und der sich in Gefangenschaft bestimmt niemals fortpflanzen wird, überhaupt noch „in Echt“ zur Schau stellen muss ... Reinhold Wawrzynski