So nutzten wir gleich den Freitagnachmittag, um unseren Freund Neil zu besuchen, Mark Sabaj Pérez schloss sich uns an. Wie üblich wurden wir von Neil und seiner Frau Adele herzlich begrüßt. In puncto Panaqolus gab es zwar keine spektakulären Neuheiten, aber Panzerwelse waren mit über 30 Arten vertreten. Mark konnte einen Volltreffer landen. Er ist gerade mit einer Revision der Gattung Acanthodoras beschäftigt und schon länger auf der Suche nach weiteren Tieren, doch mehr oder weniger erfolglos – sowohl in verschiedenen Flüssen Südamerikas als auch in mehreren wissenschaftlichen Sammlungen, einmal abgesehen von dem Typusexemplar aus Steindachners Erstbeschreibung aus dem Jahr 1881. Nun schaute er bei Pier Aquatics in ein Becken mit zahlreichen A. polygramma aus Peru – und entdeckte gleich zwei dieser seltenen Fische! Bevor dann am Abend das offizielle Programm begann, stellte Organisator Ian Fuller alle Referenten vor und überreichte jedem Redner ein Gastgeschenk, ein selbst gemaltes Aquarell von Peckoltia compta (L 134). Den einzigen Vortrag des Abends hielt Julian Dignall. Er schilderte seinen aquaristischen Werdegang und den Bau seines Aquarienraums, allzu ernst ging es dabei nicht zu. Neben seiner Person standen sein „Baby“, die Website „Planet Catfish“, und ein weiteres Anliegen im Mittelpunkt. „Jools“ versucht zurzeit, eine Geldsammlung ins Leben zu rufen, er möchte Exkursionen von Wissenschaftlern fördern, die den Rio Xingu erforschen. Näheres dazu wird auf den 3. Internationalen L-Wels-Tagen 2013 in Hannover zu erfahren sein, wo Jools ebenfalls über dieses Projekt berichten wird (Tanke 2013).

Der Samstagvormittag war wieder dem „CSG Marketplace“ vorbehalten, auf dem sich immer Vereine und Händler präsentieren, eine gute Gelegenheit für Diskussionen mit Wels- Liebhabern aus aller Welt. Mittags startete dann die Reihe der regulären Vorträge mit Ingo Seidel, der über die Gattung Ancistrus sprach, dabei unter anderem auch über seine Vermutung, dass es sich bei den handelsüblichen, braunen Antennenwelsen um Hybriden gleich mehrerer Arten handele. Mark Sabaj Pérez – als Ichthyologe und Collection Manager der Fischsammlung in der Academy of Natural Science in Philadelphia tätig – lebt nach eigenem Bekunden seinen Traum, und das spürte man auch: In einem äußerst kurzweiligen Vortrag stellte er seine Leidenschaft, die Dornwelse (Doradidae), vor. Dabei erzählte er, dass er schon seit einigen Jahren in Amazonien nach Acanthodoras depressus suche, und zwar erfolglos, sodass er bereits befürchtete, dass es nur noch das Typusexemplar in Wien gebe, bis er bei Pier Aquatics gleich zwei lebende Tiere dieser Art fand (siehe oben)! Der Nachmittag endete mit einer Podiumsdiskussion, bei der sich Mark Walter, Ingo Seidel, Jools Dignall, Neil Woodward, Mark Sabaj Pérez und Ralf Britz den Fragen des Publikums stellten. Dem abendlichen Dinner folgte gegen 21 Uhr noch ein Vortrag von Neil Woodward, dem Inhaber von Pier Aquatics, über Fischfang- Trips und die dabei üblichen Missgeschicke. Am Samstagmorgen eröffnete der kurzfristig eingesprungene Ralf Britz den Vortragsreigen. Er bot einen Einblick in seine Arbeit am Londoner Naturhistorischen Museum und stellte einige seiner geliebten Minifische vor. Im Anschluss referierte Martin Taylor über Sinn und Zweck der Färbung von Panzerwelsen. Außerdem ergab sich die Gelegenheit, mit einigen Freunden zu „Rare Aquatics“ nach Cheshire zu fahren. So machte sich eine multinationale Aquarianergruppe aus Schotten, einem aus Schweden emigrierten Briten, Dänen und Deutschen auf, um diesen Laden zu besichtigen, herzlich empfangen von den Inhabern, Jo und Nick Crane.

Ich hatte schon vorher gehört, dass hier neue Hypancistrus aus Kolumbien zu sehen seien. Ingo Seidel erwarb einige der Tiere, die er demnächst sicher ausführlich vorstellen wird. Es fiel übrigens auf, dass wir in allen drei von uns besuchten Geschäften jeweils mindestens 30 verschiedene Panzerwels-Arten entdeckten, der Einfluss von Ian Fuller scheint in dieser Gegend sehr ausgeprägt zu sein ... Als wir zur Convention zurückkehrten, hielt Mark Sabaj Pérez gerade seinen Vortrag über den Rio Xingu – erschreckend! Am Belo- Monte-Damm fanden bereits erste Funktionstests statt, spätestens im nächsten Jahr wird damit begonnen, den Fluss aufzustauen. Damit dürfte das Ende der Habitate des Zebrawelses (Hypancistrus zebra) und weiterer endemischer Arten in den Stromschnellen bei Altamira eingeläutet sein. Mark präsentierte auch diesen Beitrag so lebhaft und engagiert, dass wir ihn spontan zu den 3. Internationalen L-Wels-Tagen nach Hannover einluden. Dort wird er gemeinsam mit seinem brasilianischen Kollegen und Freund Leandro Sousa Weiteres über die bedrohten Lebensräume und die (noch) dort lebenden Arten berichten. Danach versuchte Ingo Seidel, ausgerechnet mit jenen Fischen, die außer ihm kaum jemand mag – den Trugdornwelsen – einen Erfolg zu landen. Nachdem er an den Tagen zuvor einige Gespräche über diese Fische mit diversen Convention- Teilnehmern geführt hatte, bezog er das Publikum geschickt und witzig in seine Darbietung mit ein. Immer wieder übergab er das Mikrofon an anwesende Liebhaber und Züchter und ließ sie über ihre Erfahrungen mit den einzelnen Arten plaudern. Eine originelle Idee und ein höchst gelungener Abschluss einer bemerkenswerten Veranstaltung! Andreas Tanke
Literatur Tanke, A. (2010): Rundum gelungen: CSG Convention 2010. – D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 63 (7): 66– 68. Tanke, A. (2013): PlanetXingu – Mittler zwischen Wissenschaft und Aquaristik. – D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 66 (9): 57–59.