Beim Thema „Schnecken“ scheiden sich seit jeher die Aquarianer-Geister. Die einen sehen sie als Ärgernis, das man sich mit Pflanzen einschleppt, das schnell zur Plage wird und bekämpft werden muss. Die anderen finden diese Tiere faszinierend und wissen sie als Algenfresser und Restevertilger zu schätzen. Seitdem attraktive und skurrile Arten eingeführt werden, von denen sich viele sogar vermehren lassen, haben sich die Relationen zwischen Schneckenhassern und -liebhabern deutlich verschoben … | Von Ingo Seidel
Ganz besonders beliebt sind die meist recht groß werdenden Turmdeckelschnecken (Pachychilidae), die in Amerika, Afrika und Asien vorkommen. Diese Familie besteht zurzeit aus elf Gattungen mit über 240 Arten. Davon sind jedoch nur die Genera Brotia, Faunus und Tylomelania für uns von Bedeutung; von ihnen werden etliche Spezies aus Südostasien importiert. Sie eignen sich sehr gut auch für bepflanzte Aquarien, da sie das Grün nicht antasten.
Brotia
Die artenreiche Gattung Brotia Adams, 1866 ist in Südostasien weit verbreitet (von Indien über Thailand bis Indonesien). Es handelt sich vor allem um Fließwasserbewohner, die auch im Aquarium eine leichte Strömung und sauerstoffreiches Wasser bevorzugen. Sie weiden den Aufwuchs auf den Einrichtungsgegenständen ab, ernähren sich aber auch von verrottenden Pflanzenteilen und filtrieren Mulm. Trockenfutter verschmähen sie ebenfalls nicht, ideal sind Flocken auf pflanzlicher Basis.
Die Pflege der meisten Brotia-Arten sollte bei 18 bis 26 °C problemlos gelingen. Nach meinen Erfahrungen kommen die Tiere auch mit härterem Wasser gut zurecht. Bei mir vermehrten sich zwei Arten selbst im harten Leitungswasser des Berliner Umlandes (rund 850 µS/cm).
Die Schnecken dieser Gattung sind getrenntgeschlechtlich und lebendgebärend. Die Männchen übergeben Spermienpakete an die Weibchen, die ihre Eier in eine Bruttasche legen, in der sie sich entwickeln. Die geschlüpften Jungtiere werden dann ins Wasser entlassen. Die Vermehrungsrate ist meist eher gering, doch dafür sind die Jungschnecken bereits zwei bis vier Millimeter lang.
Nach meinen Beobachtungen ist – neben guten Wasserbedingungen – auch die Konkurrenzsituation für die Fortpflanzung dieser Schnecken entscheidend: Stehen sie in einem Aquarium mit sich schnell vermehrenden und erfolgreichen Arten (etwa Melanoides tuberculata oder Thiara winteri) im Wettbewerb, wird man sich an ihrer Nachzucht häufig die Zähne ausbeißen.