In DATZ 2/2007 stellten Freyhof und Schliewen die Kleine Gold-Tilapie aus dem Ejagham-See in Kamerun vor. Mittlerweile wurde sie als Sarotherodon knauerae beschrieben (Neumann, Staissny & Schliewen, 2011) und nach Barbara Knauer benannt, dem gutem Geist der ehemaligen Arbeitsgruppe von Wolfgang Wickler am Max-Planck Institut (MPI) für Verhaltensphysiologie in Seewiesen.

Die Schwesterart, die Große Gold-Tilapie (Sarotherodon lamprechti), ist Jürg Lamprecht (1941–2000) gewidmet. Der Verhaltensbiologe befasste sich unter anderem intensiv mit Paarbindung und Paarbruch bei Buntbarschen. Sarotherodon knauerae ist mit 7,5 Zentimetern Totallänge (TL) eine der kleinsten Arten der Gattung. Sarother­odon lamprechti wird zwei bis drei Zentimeter länger.



Massiger ist auch sein Kopf, das auffälligste Unterscheidungsmerkmal dieser beiden Ti­lapien: Sarotherodon lamprechti ist ein „richtiger Dickkopf“, denn die Art besitzt einen auffallend großen Kiemenapparat. Mit ihren Kiemenreusen filtriert sie vor allem Algen aus dem Wasser. Neben weiteren osteologischen Merkmalen unterscheiden sich die beiden Spezies durch die Maulstellung (endständig bei S. knauerae, leicht oberständig bei S. lamprechti) und die Beschuppung der Brustflossenbasis (beschuppt gegenüber unbeschuppt).
In Kamerun gibt es mehrere kleine, isolierte Kraterseen, die aber nicht alle, wie der berühmte Barombi-Mbo, vulkanischen Ursprungs sind. Der nur etwa 0,5 Quadratkilometer große, 18 Meter „seichte“ Ejagham-See ist eine Doline.

Vielen Aquarianern bekannt ist die Cichliden-Radiation des Barombi-Mbo. Alle elf endemischen Arten (Konia dikume, K. eisentrauti, Myaka myaka, Pungu maclareni, Sarotherodon caroli, S. linnellii, S. lohbergeri, S. steinbachi, Stomatepia mariae, S. mongo, S. pindu) entwickelten sich im See aus der Gründerart Sarotherodon galilaeus galilaeus.
Interessanterweise gehen die beiden Gold-Tilapien auf dieselbe Gründer-Spezies zurück. Im Ejagham-See leben aber noch weitere Buntbarsche, und das ist das Spannende an diesem Gewässer: Im Gegensatz zum Barombi-Mbo gab es hier eine parallele Radiation von S. galilaeus galilaeus und Tilapia guineensis, die weitere fünf endemische Arten hervorbrachte (Tilapia deckerti, T. ejagham, T. fusiformis und T. nigrans).

Dass es im Ejagham auch maulbrütende „Tilapien“ gibt, ist schon länger bekannt (Thys van der Audenaerde 1967; Schliewen 2001). Lebend wurde S. knauerae wohl Anfang der 1990er-Jahre von Schliewen eingeführt. Die Fische gehörten neben ihren Verwandten aus dem Barombi-Mbo zum festen Bestand der AG Wickler. Nach seiner Pensionierung, der Auflösung der AG und dem Abbau der Aquarien in Seewiesen blieben die Tiere unter Knauers Obhut, jetzt kümmert sich „unser“ Jakob Geck um ihr Wohlergehen.

Sarotherodon knauerae ist ein hübscher und höchst interessanter Fisch – nicht nur wegen des Fortpflanzungsverhaltens. Er zeigt nämlich sein für Cichliden untypisches Schwarmverhalten auch im Aquarium. Während die meisten Sarotherodon-Arten „unangenehme Schläger“ sind (Freyhof 2007), kommt S. knauerae ausgesprochen friedlich daher.

Unsere beiden Zuchtstämme leben in bepflanzten 1,20-Meter-Becken, einzelne Paare auch in 70-Liter-Aqua­rien. Die Nachzucht ist einfach (Maulbrüter mit Elternfamilie). Meist übernehmen die Weibchen die Maulbrutpflege, seltener die Männchen. Nach drei Wochen werden weit entwickelte Jungfische entlassen, die sofort Artemien und fein zerriebenes Flockenfutter fressen. Ein dichter Ballen Javamoos schützt die Jungen vor den Nachstellungen durch adulte Artgenossen. Leben Heranwachsende und Eltern in Gruppen von 20 bis 30 Tieren, verlieren die Fische schnell ihre Scheu.

Die Kleine Gold-Tilapie ist ein Aufwuchsfresser, der sparsam, nicht zu proteinreich und regelmäßig mit Grünflocken ernährt werden sollte. Bei zurückhaltender Fütterung zeigen die Fische ihr natürliches Fressverhalten und weiden Algenaufwuchs ab.

Inzwischen wurden im Ejagham-See Welse der Gattung Parauchenoglanis nachgewiesen. Ob es sich um einen gezielten Besatz handelt, ist unklar. Die Fischfresser breiten sich offenbar massiv aus, was zu einer Bedrohung der endemischen Arten führen kann.

Autor: Dirk Neumann

Literatur
Freyhof, J. (2007): Die Kleine Gold-Tilapie im Aquarium. – D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 60 (2): 56–58.
Neumann, D., M. L. J. Stiassny & U. K. Schliewen (2011): Two new sympa­tric Sarotherodon species (Pisces: Cichlidae) endemic to Lake Ejagham,
Cameroon, west-central Africa, with comments on the Sarother­odon galilaeus species complex. – Zootaxa 2765: 1–20.
Schliewen, U. (2007): Goldstücke aus Kamerun. – D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 60 (2): 59.
Thys van den Audenaerde, D. F. E. (1967): Description of Tilapia deckerti
sp. nov. from Lake Ejagham, West Cameroon. – Revue de Zoologie et de Botanique Africaines 76 (3/4): 349–356.