Bei nur wenigen aquaristisch wichtigen Klein-Cypriniden schnellte die Artenzahl in den vergangenen Jahren derart nach oben wie bei den Danios.

Bis in die 1990er-Jahre kannte man neben den ständig im Zoofachhandel vertretenen Danio rerio (Zebrabärbling) und D. albolineatus (Schillerbärbling) vor allem noch den Leopardbärbling (D. frankei), bei dem man bis heute nicht weiß, ob es sich um eine eigenständige Art, Zuchtform oder Mutation des Zebrabärblings handelt.



Zwei weitere Spezies, der Inselbärb­ling (D. kerri) und der Tüpfelbärbling (D. nigrofasciatus), wurden zwar gelegentlich in der Literatur erwähnt; im Handel traf man sie aber so gut wie nie an.

Seither hat sich allerhand getan. So wurde etwa die Typusart des Genus, D. dangila, aus Indien importiert. Dieser vergleichsweise großwüchsige Fisch – die Maximallänge wird mit immerhin 15 Zentimetern angegeben – hat mit seinen zurzeit in der Gattung vereinigten Verwandten nur wenig gemein.

Vor allem Birma zeigte sich als Hotspot der Danio-Diversität. Zehn der 19 bislang bekannten Arten kommen dort vor – wenn man der Zuordnung von Celestichthys margaritatus und C. erythromicron zu Danio folgt, sonst sind es acht von 17. Neben den acht oder zehn birmanischen Arten, die allesamt gelegentlich eingeführt wurden, sind auch die sechs indischen und thailändischen Vertreter als Aquarienfische bekannt. Lediglich drei Spezies aus Vietnam harren noch der aquaristischen Entdeckung.
Eine der birmanischen Arten wurde zwar bereits 1928 von Sunder Lal Hora als D. choprae beschrieben, doch lebend erst um die Jahrtausendwende bekannt, was an dem abgelegenen Verbreitungsgebiet liegt. Bisher ist der Fisch nur im Einzug des Mogaung Chaung nachgewiesen, einem Zufluss des Ayeyarwaddy (= Irrawaddy) nahe Myitkyina im Norden Birmas. Obwohl D. choprae wunderschön gefärbt, lebhaft und friedlich ist, zudem an den Pfleger kaum Ansprüche stellt, konnte er sich in unseren Aquarien bisher nicht richtig durchsetzen. Die Art wird drei bis 3,5 Zenti­meter lang. Im paarweisen Ansatz ist sie wenig produktiv (etwa 20 Jungtiere), besser gelingt ihre Nachzucht im Schwarm – im Daueransatz mit „Eierfalle“.

Vor ziemlich genau zwei Jahren (Dezember 2010) gelang Aquarium Glaser der Import einer bis dato unbekannten Art aus der Putao-Region in Birma, die D. choprae farblich ähnelte, aber wesentlich schlanker war. Vermarktet wurde sie als „Danio sp. New Putao“. Dieser Fisch wurde nun von Sven O. Kullander als D. flagrans beschrieben. Bislang ist er nur aus kleinen Fließgewässern im Norden Birmas nahe Putao bekannt. Auch diese Art erreicht eine Länge von lediglich drei bis vier Zentimetern.

In der Publikation über D. flagrans wird D. choprae ausführlich wiederbeschrieben und gegen die neue Art abgegrenzt. Details möge der interessierte Leser im Original studieren. Von größerem aquaristischen Interesse ist, dass die beiden Arten in sehr unterschiedlichen Biotopen anzutreffen sind. So lässt sich D. choprae durchaus in stehenden Gewässern finden. Das Wasser ist im Lebensraum beider Arten weich und neutral bis leicht alkalisch, doch wurden bei D. choprae etwa 25 °C gemessen (Februar 2011), während die Wassertemperatur im Lebensraum von D. flagrans, der nur in fließenden Habitaten gesammelt wurde, lediglich rund 17 °C betrug (ebenfalls Februar 2011). Demnach ist D. flagrans schon fast als Kaltwasserfisch einzustufen. Allerdings bereiteten die 2010 importierten Tiere auch bei 24 °C keinerlei Schwierigkeiten; freilich sind aber erst bei einer dauerhaft zu warmen Haltung Schäden zu befürchten.

Das lateinische Adjektiv flagrans bedeutet „flammend, glühend“ und bezieht sich auf die hübsche Lebendfärbung und den englischen Populär­namen „Glowlight Danio“ („Glühlicht-Danio“) von D. cho­prae, den nächsten Verwandten von D. flagrans. Danio choprae wurde übrigens zu Ehren des Sammlers B. N. Chopra benannt, eines Mannes. Die nur scheinbar weibliche Genitiv-Form – -ae wie in der A-Deklination –, die der Beschreiber Hora wählte, ist jedoch möglich; eine Umformung in die (männliche) O-Deklination über die Latinisierung des Namens Chopra in Chopraus mit dem Genitiv Choprai muss nicht zwingend erfolgen, weshalb die gelegentlich zu lesende Schreibweise D. choprai unzulässig ist. Beide Danios sind jedenfalls wunderschöne Fische, denen man eine weite aquaristische Verbreitung wünscht.

Frank Schäfer

Literatur
Kullander, S. O. (2012): Description of Danio flagrans, and redescription of D. choprae, two closely related species from the Ayeyarwaddy river drainage in northern Myanmar (Teleostei: Cyprinidae). – Ichthyological Exploration of Freshwaters 23 (3): 245–262.